UmfrageViruskrise beschert Regierungsparteien europaweit Popularitätsschub

Umfrage / Viruskrise beschert Regierungsparteien europaweit Popularitätsschub
Trotz anfänglicher Fehler beim Krisenmanagement konnte der niederländische Premier Mark Rutte in Umfragen einiges an Terrain bei den Wählern gutmachen Foto: Bart Maat/ANP/AFP

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Egal, wie gut oder schlecht sich ein Staat durch die Viruskrise wurstelt: Laut einer Studie ist die Zustimmung zu den Regierungsparteien in der Corona-Not europaweit bislang eher gestiegen als geschrumpft.

In der Not setzt der verängstigte Bürger auf die vertraute Wagenburg. Das Krisenmanagement der Würdenträger während der Pandemie hat europaweit keineswegs immer überzeugt. Doch obwohl das Coronavirus auch auf dem Alten Kontinent eine hohe Zahl an Todesopfern gefordert hat, ist die Zustimmung zu den Regierungsparteien laut einer Studie des Budapester Political-Capitol-Institut europaweit bislang eher gestiegen als geschrumpft – egal, wie gut oder schlecht sich ein Staat durch die Viruskrise gewurstelt hat.

In 15 von 24 untersuchten Staaten sind die Umfragewerte der Regierungsparteien seit dem Beginn der Epidemie spürbar geklettert, in sieben haben sie mehr oder weniger stagniert – und sind nur in zwei Staaten um mehr als zwei Prozent zurückgegangen: Nur in Großbritannien (minus vier Prozent) und Rumänien (minus sechs Prozent) scheint sich die Viruskrise klar negativ auf die Wählermeinung über die jeweilige Regierung ausgewirkt zu haben.

Um mehr als zehn Prozent haben hingegen die Umfragewerte der Regierungen in den Niederlanden (15 Prozent), Deutschland (14 Prozent) und Irland (12 Prozent) zugelegt. Vor allem das Umfrageplus der niederländischen Amtsträger überrascht. Denn im Kampf gegen das Virus hat sich das kleine Königreich mit der relativ hohen Opferzahl von 6.031 Toten keineswegs mit Ruhm bekleckert.

In Krisenzeiten für die Regierung

Noch am 16. März verkündete der rechtsliberale Premier Mark Rutte (VVD), dass Den Haag im Kampf gegen das Virus auf den Aufbau einer Herdenimmunität setze: „Je größer die Gruppe, die immun ist, desto kleiner die Chance, dass das Virus auf Menschen mit schwacher Gesundheit überspringt.“

Relativ spät, aber früher als sein britischer Amtskollege Boris Johnson, warf Rutte hernach das Ruder zu einer Politik der sozialen Distanz um. Doch nicht nur seine geduldige Kommunikation aller Schritte des Krisenstabs dürfte ihm sein Umfrageplus beschert haben. Die generell große Zustimmung für die Regierenden in der Viruskrise erklären die Verfasser der Studie mit dem sogenannten „Scharen-um-die-Fahne-Effekt“ (rally around the flag effect): In Zeiten internationaler Krisen oder Kriege pflegt die Zustimmung zur Regierung eher zu steigen – und die Kritik gegenüber ihrer Politik abzunehmen.