Schwarzes MeerVerwirrung um Schüsse auf britisches Kriegsschiff

Schwarzes Meer / Verwirrung um Schüsse auf britisches Kriegsschiff
Der Royal-Navy-Zerstörer „HMS Defender“ trifft im Hafen von Odessa ein Foto: Ukrinform/dpa

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Aggressive Warnung nach mutmaßlicher Grenzverletzung verdeutlicht Moskaus militärischen Anspruch auf das Schwarze Meer.

Im Schwarzen Meer hat sich am Mittwoch ein gefährlicher Zwischenfall ereignet: Ein russischer Suchoi-Kampfjet warf vier „Warnbomben“ unweit des britischen Zerstörers „HMS Defender“ ab, weil sich das Schiff laut Darstellung Moskaus in russischen Hoheitsgewässern befunden hatte. Zudem feuerten russische Grenzschützer von See aus Warnschüsse auf das britische Kriegsschiff ab. Der Vorfall ereignete sich kurz nach 12 Uhr Ortszeit.

Die „HMS Defender“ war auf dem Weg aus dem ukrainischen Odessa nach Georgien. Sie soll nach russischer Darstellung beim Kap Fiolent unweit der Krim-Stadt Sewastopol drei Kilometer weit in russische Gewässer vorgedrungen sein. Nach dem Einschreiten habe sie diese wieder verlassen. Laut Darstellung des russischen Verteidigungsministeriums habe das Schiff nicht auf frühere Warnungen reagiert. Der britische Militärattaché und der britische Botschafter in Moskau wurden einbestellt, das Außenministerium sprach von einer „Provokation“.

Der Vorfall im Schwarzen Meer könnte die angeschlagenen Beziehungen zwischen Großbritannien und Russland weiter verschlechtern. Verwunderlich war allerdings, dass das britische Verteidigungsministerium das Ereignis zunächst überhaupt in Abrede stellte. „Es wurden keine Schüsse auf die ’HMS Defender’ gerichtet und wir erkennen die Behauptung nicht an, dass Bomben auf ihrer Route abgeworfen wurden“, twitterte das Ministerium. Vielmehr gehe man davon aus, dass die russische Seite eine Waffenübung abgehalten und es für die maritime Gemeinschaft eine Vorwarnung zu dem Manöver gegeben habe. Das britische Schiff sei im Einklang mit internationalem Recht unterwegs gewesen. Ob man von britischer Seite nun eine Grenzverletzung herunterspielen oder eine Eskalation des Streits durch Leugnen aus der Welt schaffen wollte, war nicht unmittelbar klar. Moskau bestand jedenfalls auch nach dem britischen Dementi darauf, dass sich der Zwischenfall zugetragen habe. Belege lieferte das Verteidigungsministerium in Moskau vorerst keine.

Warnung

Russland hat die ukrainische Halbinsel Krim im Jahr 2014 annektiert und seither seine militärische Präsenz auf der Halbinsel stark ausgebaut. Der Kreml hat erst unlängst mit einem Truppenaufmarsch entlang der ostukrainischen Grenze sowie auf der Krim seine Verteidigungsbereitschaft gegen eine mutmaßliche Bedrohung entlang der Südflanke verdeutlicht. In der Ukraine weckte dies Ängste vor einer neuen russischen Offensive. Offiziell wurde die Truppenkonzentration als Antwort auf das NATO-Manöver „Defender 2021“ dargestellt.

Auch auf Aktivitäten der NATO im Schwarzen Meer reagiert Moskau allergisch. Die Aktion gegen den britischen Zerstörer ist als Warnung für das NATO-Manöver „Sea Breeze 2021“ zu verstehen, das am kommenden Montag im Schwarzen Meer beginnen soll. Die ukrainische Marine sowie amerikanische, britische, kanadische, türkische und weitere NATO-Marineverbände werden daran teilnehmen. Schon in den vergangenen Tagen rief Moskau Washington dazu auf, das Manöver abzublasen.

„Kriegshandlungen“ im Schwarzen Meer seien zu unterlassen, erklärte etwa die russische Botschaft in Washington am Mittwochmorgen. Man verurteilte den „aggressiven Charakter“ der Übung und warnte vor dem gesteigerten Risiko von Zwischenfällen. Ein solcher Zwischenfall ist nun, durchaus mit eigener aktiver Beteiligung, eingetreten.