Trump gönnt sich Milliarden-Flugzeuge

Trump gönnt sich Milliarden-Flugzeuge
Eine der "alten" Air Force One. Foto: Pixabay

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US-Präsident Trump hat zwei neue Air Force One bei Boeing bestellt. Das Weiße Haus und der Hersteller loben Trump für sein Verhandlungsgeschick. Dabei hatte der sich noch vor Amtsantritt über die hohen Kosten von vier Milliarden Dollar beschwert.

Von unserem Korrespondenten John Dyer

Als Präsidentschaftskandidat drohte Donald Trump, den Vertrag mit Boeing zum Bau der Air Force One zu kündigen. Der Preis für die beiden Präsidentenflugzeuge sei zu hoch. Am Dienstag kündigte Präsident Trump einen „informellen“ Vertrag über 3,9 Milliarden Dollar (3,2 Milliarden Euro) mit dem in Chicago ansässigen Luft- und Raumfahrtgiganten an, um zwei Flugzeuge zu bauen.

Preis hat sich nicht geändert

„Präsident Trump hat ein informelles Abkommen mit Boeing über einen Festpreisvertrag für das neue Air-Force-One-Programm abgeschlossen“, sagte der Sprecher des Weißen Hauses, Hogan Gidley. „Dank der Verhandlungen des Präsidenten wird der Vertrag den Steuerzahlern mehr als 1,4 Milliarden Dollar sparen.“ Es ist jedoch nicht klar, ob Gidleys Zahlen korrekt sind.

Während des Wahlkampfs erklärte Trump, dass die zwei neuen Air-Force-One-Flugzeuge rund vier Milliarden Dollar kosten würden. „Boeing baut eine brandneue 747 Air Force One für zukünftige Präsidenten, aber die Kosten sind außer Kontrolle“, schrieb er nach der Wahl im Dezember 2016 auf Twitter. „Bestellung stornieren!“

Boeing-Chef Dennis Muilenburg versprach anschließend, die Kosten der Flugzeuge zu senken. Boeing erwirtschaftet derzeit 27 Prozent seines Umsatzes mit Aufträgen der US-Regierung.

Am Dienstag bestätigte Boeing das neue Abkommen. „Boeing ist stolz darauf, die nächste Generation der Air Force One zu bauen und die amerikanischen Präsidenten mit einem fliegenden Weißen Haus zu einem hervorragenden Preis für den Steuerzahler auszustatten“, so die Erklärung. „Präsident Trump hat im Namen des amerikanischen Volkes ein gutes Geschäft ausgehandelt.“

„Man muss Trump schmeicheln“

Beobachter ordnen die Aussagen jedenfalls kritisch ein. „Boeing hat zuerst gelernt, dass man Trump schmeicheln muss“, sagte Richard Aboulafia, Berater bei Teal Aerospace, der Washington Post. „Sie müssen ihn für alles loben, auch wenn es fiktiv ist.“ Berichten zufolge haben sich Trump und Muilenburg einige Male an Trumps Feriendomizil Mar a Lago und im Weißen Haus getroffen, um das Abkommen zu besprechen.

Die neuen Flugzeuge, die 2021 fertiggestellt werden sollen, würden zwei 747 ersetzen, die seit 1990 im Einsatz sind. Die neuen Flugzeuge sind bereits teilweise fertiggestellt und in Kalifornien stationiert. Eine inzwischen nicht mehr existierende russische Fluggesellschaft hatte sie 2013 bestellt. Die US-Regierung hat Boeing bereits einen 600-Millionen-Dollar-Auftrag zur Entwicklung von neuen Air Force One erteilt.

Fliegendes Hauptquartier

Die Air Force One ist so konzipiert, dass sie als Oval Office am Himmel fungiert. Mit einem Gewicht von mehr als 360.000 Kilogramm und einer Grundfläche von mehr als 370 Quadratmetern umfasst sie hochkomplexe Kommunikationseinrichtungen – darunter 85 Telefone –, Küche und Cafeteria, Verteidigungssysteme, medizinisches Personal und Schutzmaßnahmen für den Oberbefehlshaber und seine Mitarbeiter im Fall eines Atomkriegs. Sie enthält auch Wohnungen und Büros für den Präsidenten und das Personal.

Neben einem mobilen Büro für den Präsidenten ist die Air Force One auch ein vollständig ausgestattetes militärisches Hauptquartier. Während der Terroranschläge vom 11. September 2001 führte George W. Bush seine Amtsgeschäfte von der Air Force One aus, um Gefahren am Boden zu vermeiden.

Aber die aktuellen Air-Force-One-Flugzeuge sind in die Jahre gekommen. „Die Produktion der Boeing 747-200 wurde 1987 eingestellt, sie wird nicht mehr in der kommerziellen Passagierbeförderung der USA eingesetzt“, so eine Pentagon-Erklärung, die sich auf die älteren 747-Modelle bezieht. „Die Luftwaffe ist der einzige verbliebene inländische Betreiber.“


John Dyer schreibt von Boston aus über Politik, Wirtschaft und Technologie in Nordamerika. Außer für Café Europe schreibt er auch für Newsday, den Boston Globe und andere Medien in Amerika und Europa. Den alten Kontinent kennt er von seinen Jahren an der Amerikanischen Universität in Sofia und durch ein Fellowship an der Universität Oxford.