Touristenlimit für Mallorca

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Mallorca will weniger Urlauber. Der Massentourismus verursacht immer mehr Probleme: Trinkwassermangel, Verkehrsstaus, Saufexzesse.

Von unserem Korrespondenten Ralph Schulze

An Spaniens Stränden dürfte es im neuen Jahr noch enger werden. Die Touristenzahlen steigen in schwindelerregende Höhen und es ist kein Ende des Booms absehbar. 2017 war schon wieder ein Rekordjahr: Mehr als 80 Millionen ausländische Urlauber strömten nach Spanien, wo vor allem am Mittelmeer und auf den Ferieninseln mehr als 300 Sonnentage im Jahr locken. Ein Urlauberplus von annähernd zehn Prozent, freute sich Tourismusminister Álvaro Nadal. Doch manchen Ferienhochburgen wird es schon zu viel – sie treten auf die Bremse.

Allen voran auf den Balearischen Inseln, zu denen Mallorca und Ibiza gehören, wird nun die Touristenzahl begrenzt. Da man jedoch niemandem verbieten kann, auf die Insel zu kommen, wird die Zahl der Gästebetten limitiert. Hotels und private Ferienappartements bekommen auf Mallorca nur noch eine Genehmigung, wenn die für die Insel festgelegte Bettengesamtzahl von etwas über 400.000 noch nicht erreicht ist. Dann ist Schluss. Langfristig will die Inselregierung sogar die Bettenzahl verringern.

Auf den Balearen lag der Touristenzuwachs 2017 bei mehr als sechs Prozent: Nahezu 14 Millionen ausländische Urlauber stürmten die Inseln. Allein auf Mallorca, dem größten und beliebtesten Eiland, waren es etwa elf Millionen ausländische Gäste – davon kamen mehr als 40 Prozent aus Deutschland.

Auch die Feriensteuer soll helfen, den Urlauberfluss in geordnete Bahnen zu lenken. Angesichts des Riesenandrangs können es sich die Balearen erlauben, diese Taxe 2018 zu verdoppeln: Den neuen Tarifen zufolge wird diese Abgabe auf Mallorca und den Nachbarinseln je nach Art und Standard des Quartiers in der Hauptsaison (Mai bis Oktober) künftig zwischen einem und vier Euro pro Tag und erwachsener Person liegen.

Trinkwassermangel und Saufexzesse

Mallorca will also nicht mehr, sondern weniger Touristen – vor allem im Sommer. Das ist, wenigstens in der Hochsaison, wenn Strände, Straßen und Promenaden überfüllt sind, auch gut so. Denn der Massentourismus verursacht immer mehr Probleme auf der Insel: Trinkwassermangel, Verkehrsstaus und Saufexzesse sorgen für wachsende Proteste der Insulaner.

Andere spanische Ferienziele wie etwa die Costa Blanca in der Region Valencia sind noch aufnahmebereiter. Diese Region, die wegen ihrer vielen Orangenbäume berühmt ist, konnte in 2017 mit 16 Prozent den größten Urlauberzuwachs verbuchen.

Dabei dürfte Valencia von der sich anbahnenden Tourismuskrise im benachbarten Katalonien profitieren. In Katalonien, wo sich die bisherigen Besuchermagneten Costa Brava und Barcelona befinden, gingen in den letzten Monaten die Gästezahlen zurück. Dies schreibt die Reisebranche vor allem dem Unabhängigkeitskonflikt in Katalonien zu, der die Touristen verunsichere.

Sinkende Nachfrage in Katalonien

Katalonien, wo die separatistischen Parteien gerade wieder die absolute Mehrheit im Regionalparlament eroberten, ist zwar unter Strich immer noch Spaniens meistbesuchte Ferienhochburg. Doch angesichts der sinkenden Nachfrage, die seit dem illegalen Abspaltungsreferendum im Oktober spürbar wurde, sehen sich dort viele Hoteliers gezwungen, die Preise zu senken. Ein Hotel-Aufenthalt in Barcelona ist somit derzeit oftmals günstiger zu haben, als dies in früheren Jahren der Fall war.

Doch auch die Katalonienkrise kann Spaniens Ferienboom nicht aufhalten: Die nationale Wirtschaft brummt dank der Urlauber. Der Tourismus sorgt inzwischen für fast 12 Prozent des landesweiten Bruttoinlandsprodukts. Die Wirtschaft wuchs 2017 um etwas mehr als drei Prozent. Die Arbeitslosenquote in Spanien ist mit 16,7 Prozent zwar noch erschreckend hoch. Aber das ist immerhin schon zehn Punkte niedriger als vor vier Jahren.

Das große Problem auf dem spanischen Arbeitsmarkt ist nur, dass 90 Prozent aller neuen Jobs befristete und schlecht bezahlte Saisonbeschäftigungen sind. Und zwar vor allem im Tourismussektor, wo der Arbeitskräftebedarf in der Hochsaison groß ist – in der Nebensaison werden dann wieder viele Kellner und Zimmermädchen auf die Straße gesetzt.

Norbert Muhlenbach
4. Januar 2018 - 13.04

Ganz einfach, die Uebernachtungssteuer von laecherlichen 1 0der 2 Euro/Nacht und Person auf 10 Euro anheben, das hilft. Warum so zimperlich, wenn aus berechtigten Gruenden die Touristen zu Oekoterroristen werden?