Tokio ist verrückt nach Xiang Xiang

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Von Susanne Steffen

Das Panda-Mädchen Xiang Xiang im Zoo von Tokio hat seinen ersten öffentlichen Auftritt. Es wurde im Juni dort geboren. Der Verkaufsrummel rund um die kleine Bärin hat längst begonnen.

250.000 Menschen hatten sich beworben, um ein Eintrittsticket für das Pandagehege des Tokioter Ueno-Zoos zu erhalten. 2.000 glückliche Lotteriegewinner durften am Dienstag als Erste das mittlerweile 12 Kilogramm schwere Panda-Mädchen Xiang Xiang bewundern. Vor dem Eingang des Zoos standen Hunderte Panda-Fans Spalier, in der Hoffnung, etwas von dem mitzubekommen, was drinnen passiert.

Die meisten werden sich wohl noch eine Weile gedulden müssen, bis sie Xiang Xiang zu Gesicht bekommen. Mindestens bis Ende Januar will der Zoo die Besucherzahl noch begrenzen, um das Tierbaby zu schonen. Selbst wer das Glück hat und ein Eintrittsticket ergattert, darf sich maximal zwei Minuten lang im Pandagehege aufhalten.

„Extrem niedlich“

Xiang Xiang hat ihr öffentliches Debüt offenbar genossen. Das sechs Monate alte Tier rollte vergnügt durch sein Gehege, kletterte an einem Stamm und fraß ein bisschen Bambus, während seine Mutter Shin Shin es nicht aus den Augen ließ.

Dass ein Großteil der Besucher mit ihren Verkleidungen ebenfalls aussahen wie zu groß geratene Pandas, schien Xiang Xiang nicht zu stören. Dabei flanierten jede Menge Menschen mit Panda-Mützen, Panda-Handschuhe und Panda-Stofftiere an ihr vorbei. Sogar Tokios Gouverneurin Yuriko Koike ließ sich von dem Rummel mitreißen. „Sie ist einfach nur extrem niedlich“, schwärmte sie am Montag im Anschluss an die Pressebesichtigung.

Der Handel frohlockt

Auch die Vermarktungsindustrie jubiliert. Selten hat ein Tierbaby so viel Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Kurz nach Xiang Xiangs Geburt ging sogar eine Stofftierversion des Panda-Säuglings weg wie warme Semmeln. Und das, obwohl neugeborene Pandas erstmal so gar keine Ähnlichkeit mit den gemütlichen Bären haben, sondern eher aussehen wie nackte, blinde Rattenbabys.

Ein Grund für den Panda-Rummel dürfte wohl in der tragischen Geschichte liegen, die Xiang Xiangs Geburt vorangegangen ist. Vor sechs Jahren, kurz bevor die Tsunami- und Atomkatastrophe das Land erschütterte, hatte China Japan Xiang Xiangs Mutter Shin Shin und ihren Partner Ri Ri geschenkt. Kurz nach der Katastrophe gehörte die Ausstellung des Panda-Pärchens zu den wenigen Lichtblicken der Tokioter.

Ein Jahr später gebar Shin Shin ein männliches Baby – das erste Pandababy, das seit 24 Jahren in Tokio geboren wurde. Doch nur sechs Tage nach seiner Geburt fanden Wärter das Baby leblos auf dem Bauch seiner Mutter. Alle Wiederbelebungsversuche scheiterten. Vermutlich starb es an einer Lungenentzündung.

Diplomatischer Effekt

Die quirlige Xiang Xiang hat nun mit ihrem ersten öffentlichen Auftritt auch gleich der Diplomatie einen Dienst erwiesen. Für die chinesisch-japanischen Beziehungen, die noch immer zu einem großen Teil von der Weltkriegsvergangenheit und von Territorialdisputen geprägt sind, war das Panda-Mädchen jedenfalls ein seltener Anlass zu purer Freude.

„In diesem Jahr ist der 45. Jahrestag der Normalisierung der chinesisch-japanischen Beziehungen. Xiang Xiangs Geburt ist da wirklich glückverheißend“, freute sich die Frau des chinesischen Botschafters Wang Wan, als sie das Tierbaby besichtigte.