Todesursache: Gebrochenes Herz

Todesursache: Gebrochenes Herz

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Ein älteres Paar ist in Neuseeland am selben Tag verstorben. 60 Jahre waren die Ehepartner zuvor unzertrennlich gewesen.

Von unserer Korrespondentin Barbara Barkhausen

Ein älteres Paar ist in Neuseeland am selben Tag verstorben. 60 Jahre waren die Ehepartner zuvor unzertrennlich gewesen. Zufall oder kann man tatsächlich an einem gebrochenen Herzen sterben? Wissenschaftler und Ärzte sagen: Ja, das gibt es.

Fälle wie der von Ruth und Peter Bedford aus Neuseeland sind selten. Die beiden über 80-jährigen Eheleute starben nur wenige Stunden nacheinander. Peter Bedford war Mitte Mai ins Krankenhaus eingeliefert worden und die Enkelin Cadence Bedford vermutete im Interview mit der lokalen Tageszeitung New Zealand Herald, dass ihre Großmutter wenig Hoffnung hatte, ihn wieder nach Hause holen zu können. Sie starb selbst kurz danach. Als die Familie die Nachricht ihres Todes an den Ehemann überbrachte, schlief auch dieser neun Stunden später für immer ein. Die beiden waren über 60 Jahre verheiratet gewesen.

Im vergangenen Jahr war ein anderes Paar – ebenfalls in Neuseeland – nach 76 Jahren Ehe innerhalb von 17 Stunden gestorben. Beide hatten über Jahre hinweg immer wieder gesagt, dass sie zusammen sterben wollten. 2016 machte auch ein prominenter Fall Schlagzeilen: Als die Schauspielerin Carrie Fisher Ende Dezember starb, folgte ihr ihre Mutter Debbie Reynolds nur einen Tag später. Viele sagten damals, dass sie an einem gebrochenen Herzen gestorben sei.

Stress kann zu Broken-Heart-Syndrom führen

Tatsächlich kam eine dänische Studie 2016 zu dem Ergebnis, dass man durchaus an einem gebrochenen Herzen sterben kann. Die Studie, die im Fachmagazin Open Heart erschien, konnte nachweisen, dass Menschen, die um einen verstorbenen Angehörigen trauern, ein erhöhtes Risiko für Herzprobleme haben.

Das Risiko eines unregelmäßigen Herzschlags, der potenziell lebensbedrohlich sein kann, war bei den Hinterbliebenen um 41 Prozent höher. Das Risiko sei acht bis 14 Tage nach dem Tod des Angehörigen am höchsten, hieß es damals. Es nehme danach aber wieder ab. Laut der Studie sind Menschen unter 60 Jahren, deren Lebenspartner plötzlich versterben, besonders gefährdet.

Auch die American Heart Association schreibt auf ihrer Internetseite, dass das sogenannte Broken-Heart-Syndrom, das auch stressinduzierte Kardiomyopathie oder Tako-Tsubo-Kardiomyopathie genannt wird (Tako tsubo sind Tintenfischfallen, die der Form des „gebrochenen“ Herzens ähneln), durchaus existiert. Das Syndrom wurde erstmals in Japan 1990 beschrieben und das Herz des Patienten damals mit der topfförmigen Oktopus-Falle verglichen.

Symptome ähneln Herzinfarkt

Frauen sollen häufiger unter dem Phänomen leiden. Das Syndrom ist laut der Experten eine Reaktion auf einen Anstieg von Stresshormonen, der durch ein emotional belastendes Ereignis ausgelöst werden kann, wie eben den Tod eines geliebten Menschen. „Das Syndrom des gebrochenen Herzens kann als Herzinfarkt fehldiagnostiziert werden, da die Symptome und Testergebnisse ähnlich sind“, schreibt die medizinische Vereinigung. Tests zeigen wohl teils dramatische Veränderungen im Rhythmus und in den Blutsubstanzen eines Menschen, die typisch für einen Herzinfarkt sind. Im Gegensatz zum Herzinfarkt gibt es aber keine Anzeichen für blockierte Herzarterien.

Beim Syndrom des gebrochenen Herzens vergrößert sich wohl ein Teil des Herzens vorübergehend und pumpt nicht gut, während der Rest des Herzens normal oder mit noch stärkeren Kontraktionen funktioniert. Dies kann zu schwerem, kurzfristigem Herzmuskelversagen führen. Letzteres kann aber durchaus behandelt werden und nicht jeder stirbt daran.

Gehäuft trat das Syndrom beispielsweise 2011 nach dem schweren Erdbeben im neuseeländischen Christchurch auf, bei dem 185 Menschen ums Leben kamen. In der Woche danach wurden mehr als 20 Patienten mit dem Syndrom ins Krankenhaus eingeliefert.