Serbien / Spannungen und Spekulationen vor der Kür des neuen Patriarchen
Die Kür des neuen Patriarchen zieht Serbien in den Bann. Dem serbischen Präsidenten Aleksandar Vucic ist an einem ihm genehmen Oberhaupt der serbisch-orthodoxen Kirche gelegen. Doch der Wahlmodus schließt Überraschungen nicht aus – und lässt die Verschwörungstheorien blühen.
Ob gläubig oder kirchenfern: Das bevorstehende Stelldichein der bärtigen Soutanenträger lässt auch auf Serbiens Politikparkett kaum jemand kalt. Am heutigen Donnerstag soll der „Sabor“, die Bischofskonferenz der serbisch-orthodoxen Kirche, einen Nachfolger für den im November an den Folgen einer Corona-Infektion verstorbenen Patriarch Irinej küren. Dem allgewaltigen Präsidenten Aleksandar Vucic ist an der Wahl eines ihm genehmen Kirchenoberhaupts gelegen. Doch der Wahlmodus schließt Überraschungen nicht aus – und lässt die Verschwörungstheorien blühen.
43 Bischöfe werden das neue Oberhaupt von weltweit elf Millionen Gläubigen küren. In geheimen Abstimmungen bestimmen sie die drei aussichtsreichsten Kandidaten. Aus drei Umschlägen wird hernach im Weihrauchnebel von einem Mönch der mit dem Namen des neuen Patriarchen gezogen: Mit dem Zufallsprinzip der sogenannten „Apostolischen Wahl“ will die Kirche eine allzu große Einflussnahme der weltlichen Herrscher auf die Patriarchenkür verhindern.
Doch nicht nur die erhöhte Schlagzahl der Treffen des Präsidenten mit den wahlberechtigten Kirchenfürsten zeugt von dem Bestreben, die Wahl eines zu liberalen oder zu nationalistischen Patriarchen zu verhindern. So führt die regierungsnahe Boulevardpresse seit Wochen eine auffällige Kampagne gegen den liberalen Bischof Grigoriji von Düsseldorf. Auch der missliebige Bischof Jovanikije von Budva-Niksic ist zum Ziel vermehrter Medienattacken geworden: Denn das Überschwappen von Montenegros Szenario einer von regierungskritischen Kirchenkreisen erfolgreich geführten Protestbewegung gegen einen autoritären Regenten will Vucic unter allen Umständen vermeiden.
Verschwörungstheorien
Vor allem bei dem in Kirchenkreisen misstrauisch beäugten Dialog mit Kosovo ist Belgrad an einem kooperativen Patriarchen gelegen. Düstere Verschwörungstheorien, dass sich der Name eines der Regierung genehmen Wahlfavoriten wie der des Zagreber Mitropolit Profirije am Ende in allen drei Umschlägen befinden könnte, finden zwar kaum Gehör. Aber allein durch die mit der Epidemie begründete Entscheidung, dass der Sabor erstmals nicht im Patriarchensitz, sondern in der videoüberwachten Krypta des Belgrader Doms steigt, fühlen sich regierungskritische Medien in dem Verdacht bestätigt, dass Serbiens irdische Machthaber die Wahl des 46. Patriarchen kontrollieren wollten.
Eher höhnische Schlagzeilen löste hingegen die inzwischen von der Kirche als „böswillig“ dementierte Kunde aus, dass die Bischöfe statt in den einfachen Patriarchatsklausen dieses Mal im „Hilton“-Hotel ihre bärtigen Häupter betten werden. „Im Namen des Vaters, des Sohnes – und des Room-Service“, ätzt das Webportal nova.rs: Statt im „Hilton“ schlage ein Teil der Bischöfe nun sein Nachtlager gar in der noch nobleren Fünf-Sterne-Herberge „Saint Ten“ auf.
- Gute Zusammenarbeit mit offenen Fragen: CFL erklärt sich in Chamber-Kommission - 29. März 2024.
- Opposition kritisiert Mobilitätsplan 2035 - 29. März 2024.
- Rund 1.442 Revis-Empfänger werden pro Jahr sanktioniert - 29. März 2024.
Sie müssen angemeldet sein um kommentieren zu können.
Melden sie sich an
Registrieren Sie sich kostenlos