BalkanSki-Ressorts profitieren von Problemen der Alpen-Konkurrenz

Balkan / Ski-Ressorts profitieren von Problemen der Alpen-Konkurrenz
Kosovo hat seine Berge im Westen des Landes noch nicht für den Wintersport erschlossen Foto: Armend Nimani/AFP

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Volle Pisten und Betten: Zumindest die Winterressorts in den ex-jugoslawischen Staaten profitieren wegen des vermehrten Andrangs heimischer Skitouristen auch von den Corona-Problemen der lahmgelegten Alpen-Konkurrenz.

Leergefegte Pisten, stillgelegte Liftanlagen und geschlossene Bettenburgen: Die Corona-Epidemie hat die Wintersportgebiete in den Alpen hart getroffen. Wenige Hundert Kilometer weiter südöstlich klingeln derweil munter die Kassen. Erschwerte Auslandsreisen und das Verbot von Neujahrsfeiern haben zum Jahreswechsel vor allem im bergigen Bosnien, aber auch im benachbarten Serbien für vermehrten Andrang heimischer Großstadtflüchtlinge in den Ski-Ressorts gesorgt.

Es dränge sich der Eindruck auf, dass „unser Volk glaubt, dass es Corona 2020 zurückgelassen habe“, ätzte das serbische Webportal Noizz.rs am Wochenende angesichts der vermehrten Autokolonnen und Staus bei der Neujahrs-Invasion des populären Winterressorts auf dem bis zu 2.017 Meter hohen Gebirgsmassiv des Kopaonik: „Gibt es in den Bergen etwa kein Corona? Die Logik dahinter ist nicht klar. Selbst wenn auf dem Kopaonik etwas umsonst verteilt würde, könnten wir einen derartigen Andrang kaum erklären.“

Ob auf der Jahorina (1.913 Meter), auf dem Igman (1.502 Meter) oder Bjelasnica (2.067 Meter): Auch auf den einstigen Olympia-Pisten rund um Bosniens Hauptstadt Sarajevo herrscht zu Beginn des neuen Jahres reger Betrieb. Von „großem Andrang“ auch auf den Zufahrtsstraßen zu den Gipfeln berichtete am Wochenende das bosnische Webportal klix.ba. Viele hätten „den Asphalt und den Smog in der Stadt für frische Bergluft und Schnee getauscht“: „Die Jüngsten fahren Schlitten, die Älteren Ski, gehen spazieren oder genießen die Sonne mit einer Tasse Tee auf den Café-Terrassen.“

Der einen Tod der anderen Brot: Auch von der weitgehenden Lahmlegung der sorgengeplagten Alpen-Konkurrenz scheinen zumindest die großen Wintersport-Ressorts in den ex-jugoslawischen Staaten indirekt zu profitieren. Schon bei der Eröffnung der Saison Ende November auf der Jahorina hatte Dejan Ljevnaic, der Direktor des Olympia-Zentrum, stolz über vermehrte Buchungen aus den Alpenländern Österreich, Frankreich und Italien berichtet. Doch die bisher relativ gute Auslastung der Hotels und Ferienwohnungen ist weniger den eher seltenen Besuchern aus dem Westen als Gästen aus der Region zu verdanken: Auch die Ungewissheit über sich ständig ändernde Reise- und Quarantäneregelungen lässt Ski-Enthusiasten auf dem Balkan in der Corona-Saison lieber auf die kleine Flucht auf die nahen Gipfel statt auf Ferienfahrten in die fernen Alpen setzen.

Ruhiger Saisonauftakt in Bulgarien

Für Gedränge an den Liftanlagen sorgt allerdings auch deren bewusst verminderte Auslastung. Auf dem Kopaonik dürfen in den Sessellifts nur drei statt sechs Skifahrer Platz nehmen. Auf der Jahorina wurde die Kapazität in den Gondeln der Seilbahn wegen der Epidemie von zehn auf vier Personen reduziert.

Auch aus Mangeln an Alternativen und der wegen der Epidemie auf vier Wochen verlängerten Weihnachtsferien scheinen vorläufig immer mehr Serben dem Lockruf der Berge zu erliegen – notfalls auch ohne Schnee. So drängelten sich in Zlatibor über Neujahr 40.000 Besucher. Wie die Wintersaison für die Balkan-Gastronomen verläuft, wird letztendlich von der Entwicklung der epidemiologischen Lage abhängen. „Skifahren als Sport kann Corona nicht verbreiten, das Verhalten der Leute nach dem Verlassen der Piste aber schon“, warnt die Belgrader Zeitung Blic.

Ein ungewohnt ruhiger Saisonauftakt wird derweil in Bulgariens sonst so stark frequentierten Winterressorts vermeldet. Populären Skiferienorten wie Bansko, Pamporovo oder Borovets macht nicht nur die geringere Zahl von Gästen aus den Nachbarländern zu schaffen, sondern auch die zeitweise Einstellung der Charterflüge aus Großbritannien: Wintersportferien in Bulgarien erfreuten sich bei britischen Familien wegen der relativ günstigen Preise und Billigflugverbindungen in den letzten Jahren zunehmender Beliebtheit.