Seltenster Fisch der Erde zeigt sich

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Von unserer Korrespondentin Barbara Barkhausen

Der seltenste Fisch der Welt sieht nicht gerade freundlich aus. Trotzdem bereitet der grimmig dreinblickende Handfisch Forschern momentan viel Freude. Denn völlig überraschend wurde eine neue Population der gefährdeten Spezies vor Tasmanien entdeckt.

Der Rote Handfisch (Thymichthys politus) hat es nicht leicht. Er ist mit maximal 15 Zentimetern Länge nicht gerade ein Riese. Außerdem schwimmt er nicht im Meer herum, sondern läuft auf seinen handförmigen Flossen am Meeresboden. Kein Wunder vielleicht, dass sein Gesichtsausdruck alles andere als freundlich ist. Ob der Handfisch jedoch so schlecht gelaunt ist, wie er aussieht, bleibt dahingestellt.

Auf alle Fälle ist die Fischart akut vom Aussterben bedroht. Bisher war den Wissenschaftlern der Universität von Tasmanien nur eine Population südöstlich von Tasmanien bekannt. Dort sollen 20 bis 40 der Tiere in der Frederick-Henry-Bucht leben.

Nun haben Mitarbeiter des Instituts für Meeres- und Antarktisforschung (IMAS) zusammen mit Teilnehmern des wissenschaftlichen Projekts Reef Life Survey (RLS) eine weitere Gruppe entdeckt. Wo diese genau in den Gewässern vor Tasmanien lebt, wird derzeit noch geheim gehalten.

Nicht schwimmend, sondern laufend

Bekannt ist jedoch, dass es sich um 20 bis 40 Fische handelt, die sich separat von den bisher bekannten Tieren auf einer etwa 1.000 Quadratmeter großen Fläche aufhalten. Aufgrund seiner Fortbewegungsart legt der Rote Handfisch keine großen Entfernungen zurück.

Die Forscher hatten den Meeresboden bereits zwei Tage lang abgesucht und wollten schon aufgeben, als die IMAS-Mitarbeiterin Antonia Cooper einen ersten Fisch entdeckte. „Wir sind etwa dreieinhalb Stunden getaucht und nach ungefähr zwei Stunden sahen wir uns alle an und dachten, das sieht nicht vielversprechend aus“, erzählte Cooper. „Mein Tauchpartner ging los, um den anderen mitzuteilen, dass wir uns auf den Weg zurück zum Boot machen würden. Ich wühlte halbherzig in Algen herum, als ich plötzlich auf einen Roten Handfisch stieß.“

Bei den Tieren handelt es sich um eine neue Bevölkerung, die sich von der bestehenden unterscheidet. Dies bedeutet, dass es potenziell einen größeren Genpool und damit noch mehr Populationen gibt, als bisher angenommen wurde. Zudem beweist der Fund, dass die Tiere nicht auf die lokalen Bedingungen in der Frederick-Henry-Bucht angewiesen sind.

„Viele seltsame und seltene Tiere“

Laut den Forschern ist Tasmanien nicht nur ein globaler Schwerpunkt für die Familie der seltenen und vom Aussterben bedrohten Handfische. „Tasmanien ist ein fantastischer Ort“, sagte Tim Lynch, der frühere Präsident der Australian Marine Sciences Association, einst in einem Interview. „Es gibt viele seltsame und seltene Tiere hier.“

Dazu zählen auch der Blobfisch, der als das „hässlichste Tier der Welt“ gilt, sowie noch weitere Handfischarten. Der Gefleckte Handfisch lebt ebenfalls in den Gewässern vor Tasmanien, in der Nähe von Hobart, während eine dritte Art, Ziebells Handfisch, bereits ausgestorben sein könnte. Letzterer ist seit zehn Jahren nicht mehr im Meer vor Tasmanien gesichtet worden.

Ähnlich wie der Rote Handfisch ist auch die gefleckte Art so selten, dass sich inzwischen sogar die australische Forschungsagentur CSIRO eingeschaltet hat. Die Wissenschaftler versuchen seit vergangenem Jahr, den Fisch nun auch im Aquarium zu züchten, um sein Überleben sicherzustellen.