Dänemark„Säure-Pfarrer“ beichtet Mord an Ehefrau

Dänemark / „Säure-Pfarrer“ beichtet Mord an Ehefrau
Seit November sitzt der unter Mordverdacht stehende Pfarrer in Haft Foto: Shutterstock/Ingrid Pakats

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Ein seit November in Haft sitzender dänischer Pfarrer hat der Polizei nun die Ermordung seiner Ehefrau gebeichtet. Ob er sie dann, so eine Theorie, in Säure auflöste, bleibt unklar. Vom Leichnam der Psychologin fehlt jede Spur. 

Du sollst nicht töten. Das ist das Wichtigste der Zehn Gebote. Und man könnte meinen, dass Marias gottesfürchtiger Ehemann, ein Gemeindepfarrer, sich auch daran gehalten hat. Doch genau dieses Gebot brach der nun anscheinend geständige, in den Landesmedien namentlich und mit Bild vorgeführte Pfarrer Thomas Gotthard.

Seit November sitzt er in Untersuchungshaft. Monatelang hüllte sich der 44-Jährige über seine spurlos verschwundene Ehefrau, die Psychologin Maria From Jakobsen, in Schweigen. Als „Säure-Pfarrer“ wurde er unter anderem bezeichnet. Eine von Überwachungskameras flankierte Theorie ging davon aus, dass er den Leichnam seiner Frau in Säure auflöste. Seit Mitte Oktober fehlt jede Spur von ihr. Im Internet hatte der Pfarrer für die Polizei aufschlussreiche Dinge gegoogelt. Sie fand in diesem Zusammenhang große Mengen an Salzsäure und Ätznatron, eine der stärksten Basen, die es gibt. Und Salzsäure, die so stark ist, dass sie sie sogar die meisten Metalle aufzulösen kann. Zusammen mit Salpetersäure kann sie sogar „den König unter den Metallen“, Gold, auflösen.

Alles schien so perfekt

Mehrere dänische Medien, darunter die Nachrichtenagentur Ritzau, berichten nun, dass der Pfarrer den Mord an seiner Frau gegenüber der Polizei gestanden hat. Ob er sie dabei tatsächlich in Säure aufgelöst hat, bleibt weiter ungeklärt. Die Polizei hat Fotos von Überwachungskameras, wonach der Pfarrer zum Zeitpunkt von Marias Verschwinden mit einer großen blauen Tonne und einem Karren für ihren Transport am Werkeln war. Die Tonne könne mit Marias Verschwinden zusammenhängen, hieß es vorsichtig von der Polizei. Inzwischen hat die Polizei „neue Funde“ gemacht. Was die Beamten genau gefunden haben und was der Pfarrer bei seinem Geständnis preisgab, ist der Öffentlichkeit nicht bekannt. Noch nicht.

Die beiden Kinder des Paares (im November 8 und 10) hat das zeitgleiche Verschwinden ihrer Mutter und ihres inhaftierten Vaters schwer zugesetzt. Sie werden von der Familie der Mutter versorgt und zudem psychologisch betreut. Dabei schien alles so perfekt zu sein. Der Pfarrer und die Psychologin. Sie hatten ihre eigentlich nicht so weit auseinanderliegenden Traumberufe. Beide spendeten anderen Menschen ein offenes Ohr und vor allem viel Trost. Sie wurden dafür geachtet und waren beliebt. „Sie sahen zusammen so glücklich aus. Vor allem Maria wirkte so lebensfroh“, erinnert sich ein Gemeindemitglied gegenüber dem Tageblatt. Der über zwei Meter große und kräftige Pfarrer galt in der Gemeinde als charismatische, herzensgute und engagierte Person.

Beim Gottesdienst flogen schon mal die Klassiker raus, zugunsten der Beatles. Gotthard schaffte es seit seinem Amtsantritt, wieder Leben in die eingeschlafene, kleine Gemeinde Hedehusene zu bringen. Auch Maria war glücklich mit ihrer Arbeit, bei der sie Menschen aus Lebenskrisen half. Das Ehepaar lebte mit den Kindern einen kleinen Traum, der am 26. Oktober dem Tag ihres Verschwindens zum ganz Dänemark in Atem haltenden Albtraum wurde. Ein morgendliches Telefonat mit ihrer Schwester war an jenem Tag das letzte Lebenszeichen der Psychologin.

Alarmierender Wortwechsel

Der Wortwechsel zwischen den Geschwistern muss alarmierend gewesen sein. Denn Marias Schwester rief bereits am kommenden Tag die Polizei an. Ihre Schwester sei vermisst. Seine Frau habe das Haus in sehr traurigem Zustand verlassen, sagte der Pfarrer dazu knapp. Ihr Auto wurde dann drei Tage später in Kopenhagen gefunden, unverschlossen mit Handtasche, Autoschlüssel und Führerschein. Trotz umfangreicher Fahndung konnten Polizeitaucher und Spürhunde sie nirgends finden. Aber was hat das alles zu bedeuten? Spekuliert wurde viel.

Ob Maria wirklich davongerannt war, aus einem Leben, das ihr, hinter der blumigen Fassade, immer mehr zuwider wurde? Diese Alternative schließt das Geständnis des Pfarrers nun aus. Nur tröpfchenweise sickerten Informationen durch. „Es geht um eine ernste Sache. Wir haben es mit Mordverdacht an unbekanntem Ort, auf unbekannte Weise und zu einem unbekannten Zeitpunkt zu tun, bei dem das Opfer noch nicht gefunden wurde“, begründete die Richterin Jette-Marie Sonne im November.

Der Pfarrer plädierte zunächst auf nicht schuldig. Die Polizei versuchte die Bewegungsabläufe des Pfarrers mit Schnappschüssen von Überwachungskameras, Zeugenaussagen und anderen Informationsschnipseln, wie seinem Besuch auf einer der überall existierenden kommunalen Mülldeponien, auf denen die Dänen umweltgerecht entsorgen, zeitlich nachzuvollziehen. Vor allem Gotthards Gemeinde ist schockiert. Viele fühlen sich hintergangen. Sie vertrauten diesem Mann ihre Heimlichkeiten und Hoffnungen an. Gemeindemitglieder wie die 36-jährige Mette weiß nicht richtig, was sie sagen soll. Man hält sich zurück in Skandinavien. Selbst oder gerade in schrecklichen Situationen. Und dann kommt es doch bitter aus Mette heraus: „Für mich ist die Kirche heilig. Mein Sohn wurde von diesem Mann konfirmiert. Mit Worten Gottes, die spezifisch an meinen Sohn gerichtet waren. Von jemandem, der gemordet hat. Damit muss mein Sohn nun den Rest seines Lebens klarkommen“, sagt sie wütend.