Russische Privatarmee erleidet Niederlage

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Von unserem Korrespondenten Axel Eichholz

Amerikanische Truppen haben in Syrien syrische Streitkräfte angegriffen. Dabei erlitten auch die Söldner der russischen Privatarmee Wagner heftige Verluste. Assads Truppen und die Söldner sollen versucht haben, eine Ölraffinerie im amerikanischen Einflussbereich zu besetzen.

In Syrien ist es zu einem direkten Zusammenstoß zwischen Russen und Amerikanern gekommen – zum erstem Mal seit dem Vietnamkrieg. Das Ausmaß der Kriegshandlungen ist mit dem von einst natürlich nicht zu vergleichen, das Unbehagen der Beteiligten ist aber klar zu spüren.

Das Moskauer Verteidigungsministerium erklärte gegenüber der Nachrichtenagentur Interfax, es habe in der syrischen Provinz Deir ez-Zor keine russischen Militärs gegeben. Bei den Gefallenen handle es sich um „syrische Bürgerwehren“. Der russische Präsidentensprecher Dmitri Peskow sagte, ihm lägen keine Informationen über „andere Russen“ in Syrien vor. Auch soll die US-Seite Russland über die geplante Operation, die in der vorigen Woche durchgeführt wurde, beizeiten informiert haben. Derweil sprachen die Zeitungen von „Hunderten von Gefallenen“ bei der russischen Privatarmee Wagner.

Kurdische Ölraffinerie angegriffen

Ein russischer Söldner in Syrien erzählte der Tageszeitung Moskowski Komsomolez: „Die Syrer und unsere Leute haben versucht, eine Ölraffinerie im Einflussbereich der Amerikaner den Kurden abspenstig zu machen. Es waren drei Kompanien der Wagner-Armee und syrische Freiwillige. Die erste Linie der Amerikaner und der Kurden wurde regelrecht weggefegt. Dann kamen aber Flugzeuge, Hubschrauber und Drohnen, die vier Stunden lang auf die Syrer und die Wagner-Leute einhämmerten.“ Angeblich hatten die Amerikaner einen Stützpunkt in der Ölraffinerie Conoco eingerichtet. Die Quelle der Zeitung schätzt die Gesamtverluste der Assad-Armee und der russischen Söldner auf 40 Tote und 72 Verletzte. Das sei aber „eine rein kommerzielle Geschichte gewesen, kein Krieg“. Es sei dabei nur ums Öl gegangen.

Genaue Zahlen erfährt man nach Beisetzungen

Laut der Zeitung berichtete das syrische Fernsehen in diesem Zusammenhang von über rund 100 Toten und Verletzten, darunter auch der syrische Brigadegeneral Yussuf Aischa Heider. Die russische Privatarmee sei aber mit keinem Wort erwähnt worden. Russische Quellen nennen namentlich Alexej Ladygin aus Rjasan, Stanislaw Matwejew und Igor Kossoturow aus der Stadt Asbest im Gebiet Swerdlowsk und Wladimir Loginow aus Königsberg (Kaliningrad) sowie den Nationalbolschewisten Kyrill Ananjew, der aus dem Donbass nach Syrien wechselte. Da es keine anderslautenden Meldungen gebe, werde es zwar mehr russische Opfer geben, aber nicht sensationell mehr, so die Zeitung. Mehr oder weniger genaue Zahlen werde man spätestens nach den Beisetzungen erfahren. In Syrien würden jetzt die Gefallenen der sogenannten ISIS-Jäger beerdigt, die sich mehrheitlich aus syrischen Christen rekrutieren. Die russische Fracht-200, wie die Zinksärge genannt werden, muss noch in die Heimat geflogen werden.

Totenzählerei hat keinen Sinn mehr

Die Totenzählerei hat für Moskau keinen großen Sinn. Die Tatsache, dass es russische Kriegsopfer bei Zusammenstößen mit den Amerikanern gegeben habe, stehe fest, schreibt der außenpolitische Experte Wladimir Frolow bei Republic.ru. Dies sei zweifellos ein großer Eklat. Ein paar Dutzend mehr oder weniger sei nicht mehr wichtig. Der Status der Söldnerarmeen sei gesetzlich immer noch nicht geregelt, heißt es.

Zu Beginn der russischen Einmischung in Syrien kam es gelegentlich vor, dass angehende Söldner einen Vertrag für die Bewachung von Ölfeldern unterschrieben und aus allen Wolken fielen, wenn sie nach ihrer Ankunft ins Feld geschickt wurden. Heute bekommen sie reinen Wein eingeschenkt. Dafür erhalten sie 150.000 Rubel (2.100 Euro) bis 200.000 Rubel (2.800 Euro) monatlich. Im Trainingslager bei Rostow am Don gibt es einen Tagessatz von umgerechnet 42 Euro täglich. Das ist billig, denn Russen und Ukrainer gelten als gute Soldaten.