CoronaRotes Ostern in Italien: Nach Weihnachten fällt das nächste Familienfest aus

Corona / Rotes Ostern in Italien: Nach Weihnachten fällt das nächste Familienfest aus
Mario Draghi verschärft die Maßnahmen noch einmal deutlich Foto: dpa/Ettore Ferrari

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Die Corona-Infektionen in Italien steigen wieder stark an. Zu Ostern wird das ganze Land in eine „Rote Zone“ verwandelt. Ähnlich wie bereits zum Weihnachtsfest wird es keine Familienfeiern geben.

Die Lage im italienischen Norden scheint gleich bedrohlich zu werden, wie zu Beginn der Covid-19-Pandemie im März 2020. Wieder sind in Brescia, Bergamo und auch im lombardischen Hauptort Mailand die Krankenhäuser mit Covid-Patienten belegt, und die Intensivstationen drohen, an ihr Kapazitätslimit zu geraten. Die Impfkampagne geht auch in Italien nur schleppend voran, nur etwa drei Prozent der Bevölkerung sind bislang mit einer zweiten Dosis versorgt.

Vor allem die Virusmutationen verbreiten sich rasant. Die täglichen Neuinfektionen liegen deutlich über 25.000, der Reproduktionsfaktor liegt im Piemont gar bei 1,41. Landesweit wird mit einer Sieben-Tage-Inzidenz von 250 gerechnet.

Die Regierung Draghi verschärft nun die bereits zu Wochenbeginn ausgerufenen Maßnahmen nochmals deutlich. Von kommendem Montag an und bis zum 6. April treten weitreichende Bewegungseinschränkungen in Kraft. Zwölf Regionen des Landes werden dann zur höchsten Gefahrenstufe „Rot“ eingestuft, acht weitere in die zweithöchste „Orange“. Lediglich Sardinien ist noch „Weiß“.

Für die Osterfeiertage wird über das ganze Land die Stufe „Rot“ verhängt. Das hohe kirchliche Fest wird ohne feierliche Messen, ohne die große Messe auf dem Petersplatz in Rom und vor allem auch ohne die sonst üblichen großen Familienfeiern begangen werden. Weder das Betreten noch das Verlassen einer „roten“ Zone ist gestattet, innerhalb des Gebietes darf man sich im Rahmen der eigenen Gemeinde, und dies auch nur zu notwendigen Erledigungen wie Lebensmitteleinkäufe, Arzt- oder Apothekenbesuch, Wege zur und von der Arbeit bewegen. Alle öffentlichen Einrichtungen wie Museen, Theater, Kinos, Sportzentren und die gesamte Gastronomie bleiben geschlossen. Ebenso Kirchen und weitere religiöse Einrichtungen.

Mit diesen jüngsten Entscheidungen ist auch für die Europäer außerhalb Italiens klar, dass ein Osterurlaub im Belpaese für dieses Jahr nicht infrage kommt.

Auch die sozialen Probleme nehmen zu

Die oberste italienische Gesundheitsbehörde ISS warnt bei den anhaltenden Infektionszahlen vor einem Kollaps des Krankenhauswesens. Binnen einer Woche stiegen die Zahlen der Patienten, die intensivmedizinisch behandelt werden müssen, von 2.327 auf 2.756. Ein Drittel aller Intensivbetten sind derzeit von Covid-Patienten belegt, Tendenz steigend. Vor allem erschweren die steigenden Infektionsraten das Verfolgen der Infektionsketten, nach Angaben des ISS können derzeit nur 28,8 Prozent der Kontaktpersonen ausfindig gemacht und Ketten nachverfolgt werden. 

Doch nicht nur direkt im Gesundheitswesen nehmen die Probleme um Covid-19 zu. Die wirtschaftliche Lage des Landes hat sich dramatisch verschlechtert. Die Zahl der Menschen, die in „absoluter Armut“ leben, hat sich binnen einem Jahr verdoppelt. Resignation und Depressionen sind weit verbreitet. Gesundheitsstatistiken zufolge hat es noch nie so viele Selbstmordversuche gegeben wie in dem einen Jahr der Pandemie.

Zugenommen hat ebenfalls der Grad der häuslichen Gewalt gegen Frauen und Kinder. Besonders betroffen von der Misere sind kinderreiche Familien und solche, die in der Regel vom Tourismus und der Gastronomie leben.