RusslandPutin hat die für Mai geplante Militärparade abgesagt

Russland / Putin hat die für Mai geplante Militärparade abgesagt
Distanz halten: Angesichts der Corona-Pandemie verzichtet Wladimir Putin nun doch lieber auf eine Militärshow Alexei Druzhinin/Pool Sputnik Kremlin/AP/dpa

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Präsident Wladimir Putin hat die Siegesparade am 9. Mai nun doch wegen der Pandemie endgültig abgesagt. Seine diesbezügliche Ansprache „an alle russischen Bürger“ wurde am Donnerstagnachmittag veröffentlicht. 

„Risiken im Zusammenhang mit dem Coronavirus erlauben es mir nicht, mit Vorbereitungen für die Siegesfeier am 9. Mai zu beginnen“, erklärte Putin mit einer feierlichen Trauerstimme. Genauer gesagt wurden sie abgebrochen. Die Truppen hatten wochenlang den Vorbeimarsch vor den Tribünen am Roten Platz auf einem moskaunahen Übungsgelände geprobt. Vorige Woche jedoch baten drei russische Veteranenorganisationen Putin in einem Brief um eine Verschiebung. Die über 90 Jahre alten Kriegsteilnehmer könnten die Veranstaltung sonst nicht überstehen, hieß es.

Was Putin angeht, so scheint er kein gesteigertes Interesse mehr an der geplanten Parade im Mai zu haben. Alle namhaften Vertreter des Westens haben seine Einladung nach Moskau ausgeschlagen. Deren Teilnahme an dem Aufmarsch auf dem Roten Platz war aber sein eigentliches Anliegen. Er wollte wohl auf diesem Wege seine Wiederaufwertung als einflussreicher Politiker zur Schau stellen und letztendlich die Aufhebung der bestehenden Sanktionen gegen Moskau vorantreiben.

Proteste gegen Ersatzdatum

Der Westen verlangt von ihm jedoch die Umsetzung des sogenannten Minsker Abkommens und spürbare Fortschritte bei dessen Umsetzung in der umkämpften Ostukraine. Das bestehende Minsker Abkommen gilt jedoch in der politischen Szene in Moskau als nicht umsetzbar. Ein neues wäre also erforderlich. Sein Abschluss würde aber die Teilnahme von US-Präsident Donald Trump voraussetzen, der seinen Besuch bei der Moskauer Parade ausschloss.

Die Parade werde noch in diesem Jahr nachgeholt, versicherte Putin. Er nannte allerdings kein neues Datum. Infrage kommen der 24. Juni, an dem die Siegesparade 1945 unter Stalin stattfand, und die Beendigung des Zweiten Weltkrieges am 2. September. Dabei hat die Staatsduma diesen Tag aus unerfindlichen Gründen per Gesetz auf den 3. September verlegt, was erheblichen Unmut in demokratischen Kreisen auslöste. Der dritte September gilt als Gedenktag für Terroropfer.

Im Jahre 2004 hatten tschetschenische Rebellen eine Schule im nordossetischen Beslan besetzt und Geiseln genommen. Beim Sturm auf die Schule wurden 334 Menschen, darunter 186 Kinder, getötet. Während die Hinterbliebenen Protest eingelegt haben, warnte der Menschenrechtsrat beim russischen Präsidenten davor, die Trauerfeierlichkeiten und die Siegesfeier miteinander zu vermengen.