Capri-SonnePappe oder Plastik? Strohhalm-Frage auch in Luxemburg Thema

Capri-Sonne / Pappe oder Plastik? Strohhalm-Frage auch in Luxemburg Thema
Der Kult-Saft im Alu-Trinkpaket in diversen Geschmacksrichtungen Foto: Capri-Sun Group

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Halm runterziehen, Plastikfolie abstreifen, ins Alu-Päckchen stecken – und losschlürfen. Wer kennt sie nicht, die kultigen Capri-Sonne-Trinkpakete mit den orangen Plastikstrohhalmen? Damit ist jetzt Schluss: Capri Sonne ist wegen der EU-Verbrauchergesetze auf Papphalme umgestiegen. Berichte häufen sich über ein regelrechtes Rennen um Restbestände, die auf Ebay teuer angeboten werden. Luxemburgs Capri-Sonne-Trinker zeigen sich gespalten.

Die Berliner Morgenpost berichtet am Montag von dem Phänomen, bei dem „irre Preise“ auf der deutschen Ebay-Seite für Capri-Sonne-Pakete mit Plastikstrohhalmen verlangt werden. Grund für die hohe Nachfrage sei vor allem Kritik von Nutzern in den sozialen Medien. Diese klagen in Videos und Beiträgen über „unangenehmen Geschmack und mangelnde Stabilität“ der neuen Trinkhalme aus Papier. Tatsächlich bestätigt die Vielzahl an Anzeigen auf Ebay diesen Trend. Nutzer bieten hier Zehnerpackungen mit dem alten Plastikstrohhalm zum Verkauf an – für bis zu 300 Euro. Einzelne Capri-Sonne-Pakete mit altem Halm werden durchschnittlich für um die zehn Euro online gestellt.

Capri-Sun bei Ebay: „Legendäres Paket mit Plastikstrohhalm“
Capri-Sun bei Ebay: „Legendäres Paket mit Plastikstrohhalm“ Screenshot von Ebay.de

Die Hersteller von Capri-Sonne – die „Capri Sun Group“ mit Hauptsitz in der Schweiz – bewirbt den neuen Papiertrinkhalm in einer großen Kampagnec, die ganz im Sinne der Zukunft unseres Planeten steht. Dabei sind Plastikstrohhalme schlicht und einfach bald verboten: 2019 beschloss das EU-Parlament, Einwegplastik bis Ende 2021 aus dem Verkauf zu verbannen. Ironischerweise lief ausgerechnet die Capri Sun Group dagegen Sturm, drohte laut der Zeitschrift Wirtschaftswoche bereits im Jahr 2018 gar damit, „den europäischen Markt zu verlassen“, wenn ein „voreiliges Verbot“ der Plastikhalme beschlossen würde.

Dabei hat der Hersteller von Capri-Sonne – oder Capri-Sun, wie das Getränk seit 2017 genannt wird – für sich zum Ziel erklärt, das „nachhaltigste, natürlichste Kindergetränk der Welt“ zu werden, wie es laut der offiziellen Website heißt. Capri-Sonne verzichte seit jeher auf jegliche Konservierungs- sowie auf künstliche Süß-, Farb- und Aromastoffe. Die Kampagnen der Getränkelinie warben also bereits in der Vergangenheit aktiv mit der Natürlichkeit ihres Produktes. Nun kommt eben der Nachhaltigkeitsfaktor noch dazu. 

Das Format macht’s

Ganz zur Ernüchterung langjähriger Capri-Sonne-Konsumenten. Denn das „Anzapfen“ per Papierhalm scheint nicht so gut zu funktionieren wie mit dem alten Plastik-Rohr. Die Website www.capri-sun.com liefert dem Verbraucher sogar eine Gebrauchsanleitung, wie die Päckchen mit dem neuen Material aus Pappe am besten anzubrechen sind. Trinkfreudige sollen den Halm vor dem Einstechen mit dem Finger stabilisieren, damit dieser dabei nicht abbricht. Nebenbei betont der Hersteller hier auch ganz umweltbewusst: Der Strohhalm sollte getrennt von der Packung im Papiermüll entsorgen werden. 

In einem Interview mit einem waschechten Luxemburger Capri-Sonne-Trinker versucht das Tageblatt dem Strohalm-Problem auf den Grund zu gehen: Christoph Ferreira ist Mitte 20, hat Wirtschaftswissenschaften studiert – und trinkt seit mehr als 20 Jahren Capri-Sonne. Ihm ist der Hype um den Plastikstrohhalm allerdings ein Rätsel, ebenso wie die hohen Preise für ein Exemplar der nicht mehr erwerbbaren Version. „Für mich liegt der Kult der originalen Capri-Sonne in ihrem handlichen Format, beim Material der Verpackung und dem Saft an sich“, sagt Ferreira. „Das macht es aus – aus welchem Material der Trinkhalm ist, ist für mich persönlich nicht von großer Bedeutung.“ Für Ferreira ist es eine minimale Umgewöhnung aus den richtigen Gründen. Allerdings berichtet er von einem Kind aus seinem Umfeld, das ganz und gar nicht mit der neuen Papier-Version zufrieden sei, weil der neue Strohhalm immer einknicke.

Sensibilisierung der „Kleinen“

Delphine Martin, Kindergarten-Pädagogin an einer Luxemburger Grundschule, empfiehlt allen Eltern, einfach den Kindern beizubringen, wie man die neuen Halme behutsam einsticht. „Phänomene wie diese sollen genutzt werden, um unsere Kleinen für das Prinzip der Nachhaltigkeit zu sensibilisieren“, sagt Martin. „Der Umstieg von der Materialbeschaffenheit des Lieblingsgetränkes bietet einen realitätsnahen und einfachen Einstieg, Kinder an diese Thematik heranzuführen.“ Auch die Option der Mülltrennung sei hierbei ein interessanter Zusatzaspekt, weil man eben den Papierhalm woanders entsorge als die Verpackung und die Kleinen somit spielerisch an diese Maßnahmen gewöhnen könne.

Martin hebt genau wie Ferreira das platzsparende Format der Capri-Sonne-Trinkbeutel hervor, das für Kinderrücksäcke und kleine Hände bestens geeignet sei. Man müsse eben umdenken und sich anpassen: „Anfangs baten mich ganz viele Schüler, ihnen dabei zu helfen, die neuen Trinkpakete zu öffnen, weil die Pappstrohhalme ständig eingeknickt sind“, sagt Martin. „Mit ein wenig Übung schaffen das alle nach einer Zeit.“ Dennoch könne nun nicht mehr ewig an den Saugstäben herumgekaut und genuckelt werden. Vier- bis Sechsjährige haben nach Martins Beobachtungen allerdings bis zu 15 Minuten Zeit, ein Paket auszutrinken, bevor der Papphalm aufweicht. Womöglich bräuchten Verbraucher einfach noch ein wenig Zeit, um sich umzugewöhnen, mutmaßt die junge Lehrerin.

Aber auch sie zeigt etwas Verständnis für die Strohhalm-Nostalgiker: Martin kann gut verstehen, dass einige eingefleischte Fans angesichts der Pappversion etwas wehmütig werden. Vor allem für die ganz Kleinen sei die nicht wirklich praktisch. „Vorher war der Plastikstrohhalm auch eine Art Spielzeug für die Kinder – sie haben darauf herumgekaut und waren daran auch gewöhnt.“ Während ab einem gewissen Alter wohl eine Sensibilisierung für das Problem möglich ist, ist das bei Kleinkindern anders. Ihrem zweijährigen Sohn gebe sie momentan gar keine Capri-Sonne mehr, denn nach fünf Minuten habe sich der Strohhalm aufgelöst. Er sei noch etwas zu jung, damit man ihm das gut erklären könne. Sie hofft hier auf eine Verbesserung seitens des Herstellers, eventuell in Kombination mit anderen, robusteren Naturfasern – und vor allem auch einen größeren Durchmesser. 

CESHA
5. August 2021 - 17.19

Die Plastik-Trinkhalme sind verboten - dafür verwenden wir jetzt tausendfach Corona-Schnelltests. Oder gibt's die auch aus Pappe? Kenne mich da nicht so aus, da ich dabei nicht mitmache, sondern lieber sicherheitshalber zuhause bleibe und wegen altersbedingter Schluckbeschwerden mein Mineralwasser mit Plastiktrinkhalmen - von denen ich mir einen ordentlichen Vorrat angelegt habe - nuckele.

Tom
29. Juli 2021 - 8.51

Den Bezos haat en kompostéierbaren Kalzong an senger Rakéit un. Daat nennen ech konsequent liewen.

Jimbo
28. Juli 2021 - 13.38

dEU ass do einfach nemmem lächerlech…. alles ass nach am Plastik verpack, Orangen gin geschielt an an enger PlastikBox verkaf, Faerdeg Zalot ass an enger PlastikBox, dCroutons son an Plastikfolie, den Dressing am PlastikBecher etc, an den neien Holzläffel ass och am Plastik verpackt… An et ass net esou ewei wann ech main Streihalem an dMier geheien. Kukt mol de Film „Seaspiracy“ op Netflix. Do gett zwar och villes mei schlemm duergestallt, gett awer eng Idee wou den Haaptproblem ass…