DemografieKroatiens Bevölkerung schrumpft

Demografie / Kroatiens Bevölkerung schrumpft
Kroatiens Premierminister Andrej Plenkovic führt den Bevölkerungsschwund auf den EU-Beitritt des Landes zurück Foto: AFP/Damir Sencar

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Millionen Touristen pilgern alljährlich nach Kroatien. Doch im Adriastaat selbst schrumpft die Bevölkerung unaufhaltsam. Sorgen machen die nun veröffentlichten Ergebnisse der Volkszählung Kroatiens Katholischer Kirche: Die Zahl ihrer Schäflein schwindet noch schneller als die ihrer Landsleute.

Dem Lockruf der kroatischen Adria erliegen alljährlich Millionen. Allein im letzten Jahr machten sich über 15 Millionen ausländische Besucher in den inselreichen Küstenstaat auf. Gleichzeitig ist die Bevölkerung des EU-Staates immer schneller am Schrumpfen. Laut den in dieser Woche veröffentlichten Ergebnissen der Volkszählung 2021 ist die Bevölkerungszahl mit 3,87 Millionen erstmals seit 1953 unter die Grenze von vier Millionen und auf den tiefsten Wert seit 1948 gesackt. Tendenz: weiter sinkend.

Seit der Unabhängigkeit 1991, als Kroatien 4,7 Millionen Menschen zählte, hat der Küstenstaat fast ein Fünftel seiner Bevölkerung verloren: Allein in den letzten zehn Jahren ist deren Zahl mit 9,64 Prozent um ein weiteres Zehntel geschwunden. In Kroatien ausgebluteter Kornkammer Slawonien ist die Einwohnerzahl in zehn Jahren gar um ein Fünftel gesunken.

Kroatiens EU-Beitritt 2013 macht Premier Andrej Plenkovic für die schwindende Zahl seiner Landsleute verantwortlich, die dem „allgemeinen Trend“ entspreche. Doch bei erfolgreicheren EU-Staaten wie im benachbarten Slowenien, der Slowakei und Tschechien ist die Bevölkerung im Gegensatz zu Kroatien im letzten Jahrzehnt gewachsen.

Die Leute würden abwandern auf der Suche „nach Brot, wegen der Korruption und des Klientelismus, weil Slawonien von einer fruchtbaren Ebene zu einer Landepiste und Dalmatien zu einem Brutkasten für Kellner und Zimmermädchen geworden ist“, kommentiert die Zeitung Slobodna Dalmacija in Split bitter die anhaltende Emigrationsflucht aus dem Touristenmekka: „Die Leute gehen, weil das, was 1991 versprochen wurde, irgendwie nie kommt.“

„Ungeordneter Staat“

Sorgen bereiten die Ergebnisse des jüngsten Zensus vor allem Kroatiens einflussreicher Katholischer Kirche. Denn die Zahl ihrer Schäflein schwindet noch schneller als die ihrer Landsleute. Knapp über 640.000 Gläubige oder 17,3 Prozent ihrer Angehörigen hat die Kirche in den letzten zehn Jahren verloren – und liegt zumindest damit im europäischen Trend.

Während der Anteil der serbischen Minderheit, die vor Ausbruch des Kroatienkriegs (1991-1995) noch über 12 Prozent der Bevölkerung ausmachte, von 4,3 auf 3,2 Prozent geschrumpft ist, weisen die Statistiken auch merkwürdige Konstanten auf. Die Zahl der Wahlberechtigten ist nahezu identisch mit der der Bewohner. Und die Zahl der Angehörigen der staatlichen Krankenkasse (HZZO) übertrifft die der gezählten Kroaten gar um 236.000 – ein Phänomen, das wie die aufgepumpten Wahllisten mit der oft unterlassenen Abmeldung der abgewanderten Landeskinder zu erklären ist. Die Zahl der Wähler und HZZO-Mitglieder zeige, „was für ein ungeordneter Staat Kroatien ist“, konstatiert bitter das Webportal index.hr.