Sonntag2. November 2025

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Nach Tod der Queen„König von Gottes Gnaden“: Britischer Kronrat bestätigt Charles III.

Nach Tod der Queen / „König von Gottes Gnaden“: Britischer Kronrat bestätigt Charles III.
Charles III. wurde am Samstag offiziell als neuer König von Großbritannien und Nordirland bestätigt Foto: AFP

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Mit „einstimmiger Zustimmung von Zunge und Herzen“ hat das Vereinigte Königreich am Samstag seinen neuen König Charles III. bestätigt. Im Gegenzug verpflichtete sich der 73-Jährige, „den mir verbleibenden Rest meines Lebens“ der Aufrechterhaltung einer verfassungskonformen Herrschaft zu widmen.

Die feierliche Zeremonie des Akklamationsrates im Londoner Palast von St. James wurde als Zugeständnis an das 21. Jahrhundert live im Fernsehen übertragen. Öffentlichen Proklamationen vor dem Palast sowie in der City of London schauten vor Ort Tausende von Schaulustigen zu, ehe sie gemeinsam den noch ungewohnten neuen Text der Nationalhymne „God Save the King“ anstimmten.

Im Festsaal des ältesten Londoner Königspalastes – ausländische Diplomaten sind offiziell „am Hofe von St. James“ akkreditiert – drängten sich unter den heißen Fernsehlampen rund 200 frühere und amtierende Politiker, geistliche Würdenträger und hohe Ex-Militärs. Allesamt gehören sie dem insgesamt 700 Mitglieder starken Kronrat (Privy Council) an, einem Überbleibsel aus vordemokratischer Zeit. Stehend absolvierten die vielen Männer und wenigen Frauen die nur wenige Minuten lange Zeremonie, die von Ministerin Penelope Mordaunt in ihrer Funktion als „Lord President of the Council“ geleitet wurde. In der ersten Zuschauerreihe standen Schulter an Schulter die fünf lebenden Männer und eine Frau, die seit 1990 (John Major) bis zum vergangenen Dienstag (Boris Johnson) das Amt des Premierministers ausgeübt hatten. Die frischgebackene Amtsinhaberin Liz Truss gehörte qua Amt zur Unterzeichnergruppe der Akklamationsurkunde.

Kurz darauf trafen die Würdenträger den Mann, der an diesem Tag auch offiziell vom Prinzen Charles Philip Arthur George zum König Charles III. mutierte. Dabei war viel davon die Rede, der 73-Jährige sei „König von Gottes Gnaden“ – eine hübsche Fiktion im Zeitalter der konstitutionellen Monarchie. Dem Gelöbnis seiner treuen Pflichtausübung ließ Charles einen Amtseid auf die Unabhängigkeit der presbyterianischen Church of Scotland folgen, ein weiterer Hinweis auf die Autonomie der unterschiedlichen Teile des Vereinigten Königreiches. Beim Zusammenschluss der Königreiche von England und Schottland 1707 musste London dem kleineren Partner ausdrücklich die Fortführung der bestehenden Religion, Justiz und des Schulwesens garantieren.

Verteidiger des Glaubens

Einen Sonderstatus genießt innerhalb der Hauptstadt auch die City of London, weshalb der öffentlichen Akklamation vor dem Palast eine Stunde später eine zweite öffentliche Kundgebung vor der Royal Exchange im Finanzzentrum folgte. Nach der feierlichen, im Stehen durchgeführten Zeremonie des Kronrats waren dies Gelegenheiten mit farbenprächtigen Uniformen und Schaulustigen in bunten Shorts und T-Shirts.

Am Nachmittag nahm Charles III. weitere konstitutionelle Pflichten wahr. Zum Auftakt eines Reigens von Besuchern machte der höchste Geistliche der anglikanischen Staatskirche, Erzbischof Justin Welby, dem König die Aufwartung. „Verteidiger des Glaubens“ ist das neue weltliche Oberhaupt der Church of England nun doch geworden; noch vor Jahren hatte der tief spirituelle, mit Texten der orthodoxen Kirche ebenso wie des Islam vertraute Thronfolger den Wunsch geäußert, er wolle sein Amt als „Verteidiger aller Glaubensrichtungen“ ausüben. 

Dem Erzbischof folgten Premierministerin Truss und ihr Kabinett sowie wenig später die Vorsitzenden der Oppositionsparteien im Unterhaus, angeführt von Labour-Chef Keir Starmer. Schließlich stand eine längere Unterredung mit dem Domdekan von Westminster Abbey auf dem Programm; dabei dürfte es um die Details der Bestattung gegangen sein, mit der am 19. September die offizielle Trauerzeit zu Ende gehen wird. Der Tag von Totenmesse und anschließender Bestattung in der St George’s Chapel von Schloss Windsor wird allgemeiner Feiertag sein, um den Briten den ungestörten Abschied von ihrer toten Monarchin zu garantieren.

Vor der Royal Exchange im Finanzzentrum von London erfolgte am Samstag eine zweite Proklamation
Vor der Royal Exchange im Finanzzentrum von London erfolgte am Samstag eine zweite Proklamation Foto: AFP