CoronaIn der Sondersackgasse: Wie Schweden mit der zweiten Welle kämpft

Corona / In der Sondersackgasse: Wie Schweden mit der zweiten Welle kämpft
Spaziergang in Stockholm: Schwedens Sonderweg droht an der zweiten Welle zu scheitern Foto: AFP/Jonathan Nackstrand

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Schweden meldet mit 7.240 Neuinfektionen binnen eines Tages einen Rekord. Das Land hat in der Pandemie eine lockerere Strategie verfolgt als andere Nationen. Das könnte sich bald ändern. Doch je höher die Infektionszahlen, desto beliebter wird Staatsepidemiologe Tegnell, der Architekt des lockeren Sonderwegs. 

Schneefall und Schneechaos über weite Landesteile nördlich von Stockholm kündigte der schwedische staatliche Wetterdienst SMHI Ende der Woche für die kommenden Tage an – und warnte für das ganze Königreich: „Es gibt Sturm.“

Mit einer unangenehmen Wetterlage rechnen auch immer mehr Schweden bezüglich der Sars-CoV2-Pandemie – die zweite Welle sei da, so die Medien und einige Wissenschaftler. Das staatliche Gesundheitsamt, verantwortlich für Schwedens im Vergleich zu anderen Ländern lockeren Umgang mit der Corona-Krise, allerdings vermeidet diesen Begriff – noch.

Die Zahlen jedoch sprechen eine klare Sprache: Mehr als 200.000 Menschen sind in dem Land mit rund zehn Millionen Einwohner positiv getestet worden, von Mittwoch auf Donnerstag sind 4.609 hinzugekommen, am Freitag wurden gar 7.240 gezählt. 6.406 Menschen sind mittlerweile an Covid-19 verstorben, derzeit liegen 183 Personen auf der Intensivstation. Von den 250.000 Tests der vergangenen Woche waren mehr als zwölf Prozent positiv. „Wir haben weiterhin eine ernste Lage“, so Karin Tegmark Wisell, Expertin des Gesundheitsamtes, nicht ohne darauf hinzuweisen, dass es draußen in der Welt schlimmer sei.

Lange erklärten die Vertreter dieser Behörde, dass Schweden im Gegensatz zu anderen europäischen Ländern gut durch den Herbst und Winter käme, schließlich sei die Immunitätsrate in der Bevölkerung hoch. Nun übertreffen die Infektionsraten das schlimmste Szenario der staatlichen Experten. Zur Erinnerung: Die Behörde empfahl im Frühjahr, auf einen Lockdown zu verzichten, sodass Kindergärten, Schulen, Geschäfte und Restaurants offen blieben.

Ansteckungsflut nach Besuchserlaubnis

Doch nun ändert sich in Schweden die Krisenpolitik, dies bezieht sich nicht allein auf strengere Maßnahmen. Premierminister Stefan Löfven hat auf einer Pressekonferenz am Donnerstag das Gesundheitsamt aufgefordert, per Empfehlung die Besuchserlaubnis für Altersheime wieder aufzuheben.

In der Presse wird der Sozialdemokrat bereits als der „Neue Pandemiegeneral“ tituliert, denn lange setzte die rote Minderheitsregierung vor allem die Vorschläge des Gesundheitsamtes mit dem mittlerweile weltberühmten Staatsepidemiologen Anders Tegnell um, dem Architekten des schwedischen Sonderwegs.

Doch die Infektionszahlen in den Altersheimen stiegen um 30 Prozent an im Vergleich zur vorigen Woche. Seit Oktober dürfen die Bewohner wieder von ihren Angehörigen besucht werden. Die Restriktionen, die für die meisten Regionen des Landes nur empfohlen wurden, hatten bislang nicht die gewünschten Effekte. So verzeichneten die Einkaufszentren einen Zulauf, obwohl Sozialdemokrat Löfven seine Landsleute aufforderte, nur noch Lebensmittel zu kaufen. Seit Donnerstag gelten die Restriktionen für das ganze Land.

„Tut eure Pflicht, um die Virusverbreitung zu stoppen“, forderte Löfven Anfang der Woche seine Landsleute etwas autoritärer auf, denn immer noch können Restaurants und Fitnessclubs besucht werden. Die Versammlungsfreiheit ist seit Montag jedoch auf acht Personen begrenzt worden, in der nächsten Woche dürfen Oberschulen nach Ermessen der Leitung auf Homeschooling umstellen.

Bewegung gibt es auch im Streit um die Masken – die Königliche Akademie der Wissenschaften empfahl jetzt das Bedecken von Mund und Nase im öffentlichen Nahverkehr und in geschlossenen Räumen. „Wir befinden uns nun in einer sehr dramatischen Situation, wo die Infektionen zunehmen. Da muss man alle Werkzeuge nutzen, die sich finden“, erklärte Mikrobiologe Staffan Normark, Vorsitzender der Expertengruppe der Akademie für Covid-19.

Schweden diskutieren weiter über Masken

Bislang hatte Tegnell stets von Masken abgeraten, da sie ein falsches Sicherheitsgefühl vermitteln würden. Dem Gesundheitsamt zufolge sollten die Bewohner der Städte lieber den Nahverkehr meiden, als in der Straßenbahn eine Maske zu tragen. Auch Karin Tegmark Wisell wollte am Donnerstag keine Empfehlung für die Masken aussprechen, in Schweden setze man primär auf Abstand halten, so die Mikrobiologin und Medizinerin.

Der Streit um die Masken zieht sich seit Tagen durch die schwedische Öffentlichkeit, doch auch eine Empfehlung der WHO beeindruckt die Experten des Gesundheitsamts nicht. Dennoch kommt diese beharrliche oder auch sture Haltung an. Nach einer vor drei Wochen publizierten Erhebung hat der Anstieg der Fallzahlen zu einem Popularitätsschub gegenüber dem stets bedächtig auftretenden Tegnell geführt – 72 Prozent der Befragten schenken dem Mediziner ihr Vertrauen. Auch die schwedischen Journalisten lieben den stets zugänglichen Experten.

Doch wahrscheinlich wird Schweden weiterhin Maßnahmen ergreifen müssen. Die drängende Frage, ob drei Generationen an Weihnachten zusammenkommen dürfen, wenn die Kinder traditionsgemäß singend um den geschmückten Baum herumtanzen, will das Gesundheitsamt erst im Dezember beantworten.

HTK
20. November 2020 - 22.21

Die Maskendiskussion kann man führen,denn...da gibt es die Aerosole.Soll heißen,auch mit Maske ist die Ansteckungsgefahr groß, wenn der ABSTAND nicht gewährleistet ist. Man schützt also nur die anderen,nicht sich selbst,aber nur wenn der Abstand stimmt.Ausserdem wird an den Dingern rumgefingert,sie werden ans Kinn geschoben,wieder aufgesetzt usw. Ein Klacks für das Virus. Aber als Placebo hilft sie auf jeden Fall. Ein Beweis für die Theorie wären die ansteigenden Infektionsraten und Todesfälle trotz Maske.Noch nie wurde soviel Maske getragen und noch nie war das Resultat so fatal. Also,könnte es an der Saison liegen? Man hält sich in geschlossenen Räumen auf und die anderen Krankheiten kommen hinzu. Man sollte sich also fragen ob im Jahr 2020 das Dreigenerationen-Event am Christbaum stattfinden sollte und wäre es auch nur der Hoffnung wegen,dass Opa und Omi auch 2021 dabei sein können. Aber der Impfstoff ist unterwegs und die Verweigerer sind ja dann eine Partei die verschwinden wird,auf kurz oder lang.