SerbienImpfausflug mit Hindernissen: Registrierung nur mit Sprachkenntnissen und Telefonnummer

Serbien / Impfausflug mit Hindernissen: Registrierung nur mit Sprachkenntnissen und Telefonnummer
Angereiste Bosnier warten in einem Belgrader Impfzentrum auf ihre Impfung Foto: Oliver Bunic/AFP

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Serbiens Serumsüberfluss macht es möglich: Zehntausende Ausländer haben sich in Serbien bereits impfen lassen. Vor allem für Landsleute in der Diaspora ist das Angebot gedacht, wird aber auch von anderen genutzt. Ohne Kontakte und Sprachkenntnisse ist die Registrierung für eine Impfung allerdings schwer.

Mit seinem guten Impfbeispiel hinkt Serbiens Vormann seinen Landsleuten etwas hinterher. Ohne Maske ließ sich der per Helikopter eingesegelte Präsident Aleksandar Vucic in dieser Woche im Blitzlichtgewitter im ostserbischen Dorf Rudna Glava chinesisches Sinopharm-Serum verabreichen. Es sei „super“, geimpft zu sein, versicherte hernach der Mann, der zuvor seinen Impftermin wochenlang immer wieder verschoben hatte.

Der Staatschef ist mit seinem guten Impfgefühl nicht allein. 22,8 Prozent der Serben haben mindestens eine Impfdose erhalten: Nach Großbritannien, Malta und Ungarn weist der EU-Anwärter derzeit Europas vierthöchste Impfrate auf. Serbiens Serumüberfluss, aber auch das zuletzt merklich abgeflachte Impftempo im eher impfskeptischen Land machen es möglich: Zehntausende vor allem aus den ex-jugoslawischen Nachbarländern angereiste Ausländer haben sich in Serbien bereits impfen lassen.

Das „Gerede“ von Massenimpfungen von Ausländern in Serbien sei eine „Desinformation“, hatte im Februar Staatssekretär Mirsad Djerlek noch versichert. Mittlerweile werden die serbischen Auslandskonsulate jedoch in ganz Europa mit Anfragen von anreisewilligen Impfinteressenten bombardiert.

„Im Moment“ lade Serbien keine Ausländer zu Impfungen ein und konzentriere sich auf die heimische Bevölkerung, versuchte in dieser Woche Regierungschefin Ana Brnabic den Eindruck eines florierenden Impftourismus zu entkräften. Tatsächlich sind für Spontanimpfungen wie im März für Ausländer offiziell derzeit nicht möglich. „Man kann nicht einfach ins Auto steigen und zur Impfung hierher fahren“, so ein Sprecher des Gesundheitsministeriums gegenüber dem Tageblatt: „Man muss sich vorher registrieren lassen – und einen Termin erhalten.“

Fünf Impfstoffe zur Auswahl

„E-Uprava“ nennt sich Serbiens beneidenswert effiziente Digitalverwaltung, über die sich weiterhin auch ausländische Staatsbürger allerdings als impfwillig registrieren lassen können, sofern sie über serbische Sprachkenntnisse verfügen (eurprava.gov.rs). Im Gegensatz zum Beginn der Massenimpfungen müssen sie über keine Aufenthaltsgenehmigung verfügen. Weiterhin nötig ist allerdings eine serbische Mobiltelefonnummer zur Registrierung. Zwar sind Prepaid-Karten für wenige Dinar an jedem serbischen Kiosk zu erwerben. Doch ohne Hilfe von Bekannten im Zielland dürfte potenziellen Impftouristen die Anmeldung eher schwerfallen.

Interessenten können gewünschte Impforte und Daten angeben. Ob diese erfüllt werden, ist ungewiss. Neben dem chinesischen Sinopharm und russischen Sputnik-V-Serum stehen offiziell auch die Westimpfstoffe Pfizer, AstraZeneca und Moderna zur Auswahl. Moderna wird bisher allerdings nicht verabreicht. Zudem sind das rare Pfizer, aber auch Sputnik keineswegs immer erhältlich. Ob man tage- oder wochenlang wartet, hängt von der Verfügbarkeit der gewünschten Impfstoffe ab. Wer schneller an die Nadel will, sollte die „Egal was“-Sparte anklicken: Bisher haben Ausländer meist AstraZeneca oder Sinopharm erhalten.

Die Bestätigung der Registrierung erfolgt sofort. Die Impftermine werden allerdings erst ein, zwei Tage zuvor bekannt gegeben. Bei Anreisen aus Westeuropa muss ein Corona-Test vorgelegt werden. Kann der Impftermin nicht genutzt werden, ist über E-Uprava ein neuer erhältlich. Verspätet am Zielort eingetrudelte Impftouristen müssen selten verzagen: Mit landesüblicher Balkan-Langmut wurde ihnen zumindest bisher trotzdem der ersehnte Impfstoff verabreicht.