Brexit / Großbritannien will Freihandelsabkommen mit Australien und Neuseeland
Nach dem Austritt aus der Europäischen Union besinnt sich Großbritannien auf seine ehemaligen Kolonien: Noch im Juni sollen Verhandlungen um ein Freihandelsabkommen mit Australien und Neuseeland beginnen.
Großbritannien sieht die „Freunde aus dem Commonwealth“ als Rettungsanker nach dem Brexit. „Der Brexit macht uns frei, ein wahrhaftig globales Britannien zu schaffen“, sagte Boris Johnson einst. Ein Freihandel mit den einstigen britischen Kolonien Australien und Neuseeland könnte die postkolonialen Träume des britischen Premiers nun zumindest teilweise erfüllen.
Auch Australien und Neuseeland gehen die Verhandlungen um ein Freihandelsabkommen mit den Briten mit viel Begeisterung an. Denn obwohl beide Länder das Coronavirus gut im Griff haben, setzen die geschlossenen Grenzen den Volkswirtschaften der beiden Inselstaaten kräftig zu.
Australien ist dabei, zum ersten Mal in 29 Jahren in die Rezession zu rutschen, und auch Neuseelands Wirtschaft leidet kräftig unter den Beschränkungen. „Lediglich die Lohnsubventionen haben den Anstieg der Arbeitslosigkeit noch einmal kurzfristig kaschiert, aber die Auswirkungen auf Arbeitsmarkt, Finanzen und Wachstum werden verheerend sein“, sagte Oliver Hartwich, ein deutscher Wirtschaftsexperte, der den neuseeländischen Thinktank „The New Zealand Initiative“ leitet, vor kurzem im Interview.
Beide Länder haben deswegen großes Interesse daran, ihre Wirtschaft nach dem Lockdown der Corona-Krise schnell wieder anlaufen zu lassen. Die Freihandelsgespräche mit Großbritannien kommen den Handelsministern der beiden Pazifikstaaten deswegen gerade recht.
China-Fehde erzwingt neue Partnerschaften
Australien sucht zudem – zunehmend verzweifelt – nach engeren Beziehungen zu anderen Nationen außerhalb Chinas. Letzteres ist bisher Australiens größter und wichtigster Handelspartner, doch die Beziehung hat einen „sauren“ Beigeschmack erhalten, nachdem Australien auf eine unabhängige Untersuchung des Pandemie-Ursprungs pocht.
Seitdem diese „Drohung“ ausgesprochen wurde, übt China „wirtschaftliche Vergeltung“. So rät das Land seinen Bürgern inzwischen von Reisen nach Australien sowie von einem Studium an australischen Universitäten ab. Grund sei eine Zunahme rassistischer Übergriffe auf Chinesen, etwas, das die australische Regierung bestreitet. Nach diplomatischen Wortgefechten haben die Chinesen zudem hohe Tarife auf australische Gerste erhoben und untersagen den Import von Rindfleisch aus vier australischen Schlachthöfen.
Der australische Handelsminister Simon Birmingham, der den offiziellen Beginn der Freihandelsgespräche mit den Briten am gestrigen Mittwoch verkündete, hofft nun, dass sein Land noch in diesem Jahr einen Deal mit dem Vereinigten Königreich abschließen kann. Australien wünsche sich „einen besseren Marktzugang für Warenexporte, insbesondere in der Landwirtschaft“, sagte Birmingham. Man hoffe, die bereits intensiven wirtschaftlichen Beziehungen weiter ausbauen zu können. Aber auch die Freihandelsgespräche mit der Europäischen Union sollen natürlich weitergeführt werden.
Neue Möglichkeiten
Australiens Exporte nach Großbritannien können zwar keinesfalls die Lieferungen nach China ablösen, die sich im vergangenen Geschäftsjahr (2018/2019) auf fast 150 Milliarden Australische Dollar oder umgerechnet über 90 Milliarden Euro beliefen. Nach Großbritannien schickten die Australier im Vergleich dazu Güter im Wert von 13,5 Milliarden Dollar (über acht Milliarden Euro). Doch die britische Mutter könnte nun immerhin wieder zu einem der Hauptprotagonisten in der australischen Handelsgeschichte aufsteigen.
In den vergangenen Jahren war die britische Rolle zunehmend verblasst, nachdem sich viele britische Verbraucher durch die Mitgliedschaft in der Europäischen Union von australischen Produkten abgewendet hatten, wie Australiens Handelsminister Birmingham bestätigte. Hohe Zölle und niedrige Quoten hätten die Produkte aus Übersee weniger interessant gemacht. „Der Brexit bietet unseren beiden Nationen jetzt neue Möglichkeiten“, sagte der Politiker.
Ähnliche Hoffnungen hegt auch Neuseeland. Auch der dortige Handelsminister David Parker begrüßte ein Abkommen mit „einem unserer ältesten Freunde“, wie er sagte. Die neuseeländischen Gespräche mit der Europäischen Union waren zuvor ins Stocken geraten, nachdem Neuseeland keine ausreichenden Chancen für seine landwirtschaftlichen Produkte sieht.
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Ja, australische und neuseeländische Autos sind auch klasse.