Georges Mischo: „Wir hatten eben keinen Juncker mehr“

Georges Mischo: „Wir hatten eben keinen Juncker mehr“

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Der Escher Bürgermeister Georges Mischo belegte bei den Parlamentswahlen am Sonntag hinter Marc Spautz und Félix Eischen den dritten Platz auf der CSV-Liste im Südbezirk. Als Abgeordneter will er künftig die Interessen der Stadt Esch und der Südregion im Parlament vertreten. Und er will sich an der Erneuerung seiner Partei beteiligen.

Tageblatt: Nach dem Erfolg bei den Gemeindewahlen 2017 wurden Sie gestern bei Ihrer zweiten Teilnahme an den Nationalwahlen in die Chamber gewählt. Hatten Sie damit gerechnet?

Georges Mischo: Ich wusste schon, dass ich als Bürgermeister Vorteile gegenüber anderen Kandidaten habe, die ein niedrigeres oder kein Amt bekleiden. Dass mein Resultat so gut werden würde, hätte ich aber nicht gedacht. Vor allem wegen der politischen Schwergewichte, die wir auf der Liste hatten. Da ist ein dritter Platz natürlich super.

2013 waren Sie Zweitletzter auf der CSV-Liste geworden. Wie erklären Sie sich Ihr gutes Abschneiden in diesem Jahr?

2013 war ich einer der wenigen Kandidaten, die kein Mandat hatten. Die luxemburgische Wählerschaft legt aber meiner Meinung nach viel Wert auf Mandate. Für die CSV-Wähler gilt das in einem noch höheren Maß. Ich kann das nicht beweisen, aber ich glaube, dass es so ist. Mein Resultat bei den Gemeindewahlen 2017 hat mir natürlich geholfen. Ich habe aber auch Leute getroffen, die mir gesagt haben, dass sie mich dieses Jahr nicht wählen, weil sie mich nicht in Esch verlieren wollten.

Trotz Ihres guten persönlichen Resultats musste Ihre Partei sowohl auf nationaler Ebene als auch im Süden und in Esch Stimmenverluste hinnehmen. Woran hat es gelegen?

In Esch haben wir nicht dramatisch viel verloren.

Immerhin acht Prozent …

Eine der Erklärungen ist sicherlich, dass Jean-Claude Juncker nicht mehr dabei war. Er hat 2013 noch 55.000 Stimmen erhalten. Das war noch sein schlechtestes Resultat. Und es war niemand da, der diese Verluste auffangen konnte. Das ist einer der Gründe, weshalb wir im Süden einen Sitz verloren haben.

In Esch konnten unsere drei Kandidaten Arnaud Maroldt, Christian Weis und ich selbst sich aber unter den sieben Bestgewählten platzieren.

Und auf nationaler Ebene?

Ich hatte befürchtet, dass die ADR zulegen würde. Dass die Piraten nun zwei Sitze gewonnen haben, hat mich sehr überrascht. Ich bin auch erstaunt, dass Lydia Mutsch so schlecht abgeschnitten hat. Es war ein ganz komischer Wahlkampf.

Wird es Zeit für eine Erneuerung bei der CSV?

Ja. Wir müssen jetzt intern analysieren, was nicht gut gelaufen ist und in welchen Gemeinden wir die meisten Stimmen gegenüber 2013 verloren haben.

War es Ihrer Meinung nach ein Fehler, mit dem doch eher besonnenen Claude Wiseler als Spitzenkandidat anzutreten?

Claude Wiseler ist nicht der geborene Oppositionspolitiker. Trotzdem glaube ich, dass er der richtige Kandidat war, weil er in den vergangenen fünf Jahren die ganze Arbeit gemacht hat. Und diese Arbeit soll auch anerkannt werden. Wir hatten eben keinen Jean-Claude Juncker mehr. Politiker seines Formats wachsen nicht auf Bäumen. Im Zentrum hat zudem Luc Frieden gefehlt.

Ihr Parteikollege Serge Wilmes hat sich gestern gegenüber Reporter bereit erklärt, im Falle einer Erneuerung Verantwortung zu übernehmen. Wollen Sie sich künftig auch stärker in der Partei engagieren?

Ja, das schon. 2013 haben wir mit der Erneuerung begonnen und dieser Prozess ist noch nicht abgeschlossen. Wir haben viele Kandidaten, die schon ganz lange dabei sind, und nur wenige jüngere sind nachgerückt. Die LSAP hat aber das gleiche Problem.

Zurzeit sieht es aus, als würde Gambia weitermachen. Sind Sie enttäuscht, dass die CSV nicht in die Regierung kommen wird und Sie nicht Minister werden?

Nein, überhaupt nicht. Ich habe die Herausforderung als Bürgermeister in Esch angenommen und lasse diese jetzt nicht sausen. Ich hatte schon vor den Wahlen gesagt, dass ich in Esch bleiben möchte. Ich kann nicht schon nach elf Monaten „Äddi a Merci“ sagen. Das wäre nicht fair gewesen, selbst wenn wir in die Regierung gekommen wären.

Ihre Vorgängerin Vera Spautz hatte 2017 erklärt, dass das Bürgermeisteramt in Esch zu viel Zeit in Anspruch nehme, um zusätzlich noch Abgeordneter zu sein. Auch Sie hatten nach den Gemeindewahlen 2017 gemeint, das Escher Bürgermeisteramt sei ein Vollzeitjob. Werden Sie Ihr Abgeordnetenmandat trotzdem annehmen?

Ich werde das Amt auf jeden Fall annehmen, weil ich der Meinung bin, dass die Stadt Esch bislang im Parlament unterrepräsentiert ist. Als zweitgrößte Stadt hatten wir nur anderthalb Abgeordnete. Taina Bofferding ganz und Marc Baum wegen des Rotationsprinzips von „déi Lénk“ nur zur Hälfte.

Parteiintern haben wir festgestellt, dass die CSV mit Sylvie Andrich-Duval nur eine Abgeordnete aus den großen Südgemeinden Esch, Differdingen, Düdelingen und Sanem hat.

Für mich als Bürgermeister ist es wichtig, im Parlament zu sitzen und direkten Zugang zu den Themen zu haben, die dort besprochen werden. Ich möchte mich dementsprechend auch in Bereichen engagieren, die der Stadt Esch etwas bringen. Von der Energie her, habe ich noch ein bisschen Luft nach oben.

roger wohlfart
17. Oktober 2018 - 12.56

Nicht nur keinen Juncker auch keine Ideen, nur einen vagen Plan . Mischo gibt somit indirekt zu, dass die CSV in der Opposition geschlafen hat. Jetzt folgt die Nacht der langen Messer!

Laird Glenmore
17. Oktober 2018 - 8.55

Na denn, wenn jetzt der Herr Mischo auch ins Parlament einzieht wird noch weniger für Esch/Alzette gemacht, wahrscheinlich wird der Bau des Sportsmuseum in Lallange wider an erster Stelle stehen und die Innenstadt verkommt weiter, Randgebiete werden ausgebaut aber für Reparaturen und Instandhaltung der City ( Gemeindeplatz und deren Nebenstraßen ) hat man keine Zeit oder ist willens dies zu beheben, ich frage mich wie das als Kulturhauptstadt 2022 aussehen soll.

Muller Guy
16. Oktober 2018 - 13.26

Herr Mischo! Sidd frou dat dir keen Junker (an och keen Frieden) méi hut! Oder setzt dir op der Leitung?