Genossenschaftlich gegen Uber

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Die Taxifahrer in London haben eine App gestartet, die Uber Konkurrenz macht. Taxiapp ist eine Non-Profit-Plattform, die von einer Genossenschaft betrieben wird. Sie soll eine ethische Alternative zum kalifornischen Unternehmen bieten.

Von unserem Korrespondenten Peter Stäuber

Auf die Frage, ob er von Taxiapp gehört habe, der neuen Plattform für Taxifahrer, antwortet der etwa 50-jährige Mann unwirsch, wie man es von einem Londoner „cab driver“ nicht anders erwarten würde. Wozu denn eine neue App gut sein soll: „Ich habe schon zwei, und die funktionieren.“ Ein anderer Fahrer hat jedoch von Taxiapp gehört: „Ich benutze sie noch nicht, aber jemand hat mir gesagt, dass sie von Taxifahrern gegründet worden ist. Das gefällt mir.“ Tatsächlich ist Taxiapp anders als Modelle wie Uber: Sie wurde nicht nur von Black-Cab-Fahrern lanciert, sondern ist auch gemeinnützig und als Genossenschaft organisiert.

Ursprung der Idee war, eine App zu gründen, die sich der Kontrolle der großen Investoren und ihrer Anleger entzieht: „Unsere großartige Branche wurde von Geldmännern gekapert, die sich kaum um die Lokalwirtschaft kümmern“, sagen die Urheber von Taxiapp. Die Konzerne seien nur daran interessiert, den Fahrern die Arbeit wegzunehmen und sie ihnen dann für eine Gebühr zurückzuverkaufen. Gemeint ist nicht nur Uber, sondern auch Apps wie MyTaxi und Gett, die nach demselben Unternehmensmodell funktionieren: Für jede Fahrt, die vermittelt wird, steckt die Plattform einen Prozentsatz des Entgelts ein.

Entgelt bleibt beim Fahrer

Es sei an der Zeit, dass das Taxigewerbe wieder in der Hand der Fahrer liege, sagen die Gründer von Taxiapp. Die im vergangenen Jahr lancierte Plattform gehört den Mitgliedern und kann nicht verkauft werden. Anstatt dass die Fahrer eine Kommission für jeden Auftrag entrichten, bezahlen sie pro Monat 20 Pfund (22,7 Euro) für die Mitgliedschaft; das Geld, das sie von ihren Passagieren erhalten, behalten sie zu 100 Prozent. Der Preis der Fahrt wird vom Taxameter berechnet, und die Passagiere können in Bargeld, per Kreditkarte oder direkt über die App bezahlen.

Der große Vorteil bestehe darin, dass die Mitglieder der Genossenschaft ausgebildete Black-Cab-Drivers sind, allesamt im Besitz des „Knowledge“: Jeder Fahrer, der eine Lizenz für das schwarze Taxi erhalten will, muss die Straßen Londons in- und auswendig kennen, und zwar in einem Umkreis von fast 10 Kilometern von der Station Charing Cross. Drei bis vier Jahre dauert es, sich dieses Wissen anzueignen – und entsprechend stolz sind die rund 22.000 Black-Cab-Fahrer in London auf ihren Status.

Uber wehrt sich gegen Verbot

Als Uber 2012 in London ankam, war der Unmut unter den traditionellen Taxifahrern groß. Sie befürchteten, dass die Unterscheidung zwischen privaten Diensten und den traditionellen Taxis aufgeweicht würde, und dass sich ihre Einnahmen verringern würden. Tatsächlich nahm die Zahl der schwarzen Taxis auf den Londoner Straßen in den folgenden Jahren ab. Mehrere Male protestierten die Fahrer, indem sie Verkehrsknotenpunkte in der Innenstadt mit ihren Fahrzeugen blockierten. Unterdessen modernisierten sie sich; seit 2016 kann beispielsweise in jeden Black Cab mit der Kreditkarte bezahlt werden.

Als die Londoner Transportbehörde im vergangenen Herbst Uber die Lizenz entzog, war die Erleichterung groß. Derzeit ist das kalifornische Unternehmen in der Berufung. Der Prozess wird langwierig sein, eine endgültige Entscheidung, ob Uber seine Dienste in London weiterhin anbieten darf, wird erst in mehreren Monaten fallen.