FSCL-NationaltrainerChristian Swietlik will sich vor den Landesmeisterschaften „aufs Wesentliche konzentrieren“

FSCL-Nationaltrainer / Christian Swietlik will sich vor den Landesmeisterschaften „aufs Wesentliche konzentrieren“
FSCL-Nationaltrainer Christian Swietlik wird den Ausgang der Rennen abwarten, um seine Nominierungen für die Europameisterschaft bekannt zu geben Foto: Gerry Schmit/Editpress

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Im Vorfeld der nationalen Meisterschaften hat Radsport-Nationaltrainer Christian Swietlik die Corona-Zwangspause Revue passieren lassen. Der erfahrene Deutsche, der seit elf Jahren in Diensten des Radsportverbandes steht, erklärte unter anderem, wie die Athleten und die Trainer die wettbewerbslose Zeit überbrückt haben. Kurz vor dem nationalen Saisonhöhepunkt, mit dem morgigen Zeitfahren und den Straßenrennen am Wochenende, kam Swietlik auf die derzeitige Stellung der einheimischen Radsportszene zu sprechen und erklärte das Erfolgsrezept auf der internationalen Bühne.

Tageblatt: Was ging Ihnen Mitte März durch den Kopf, als die ersten Maßnahmen zur Eindämmung der sanitären Krise getroffen wurden?

Christian Swietlik: Ich war schlichtweg sprachlos, um nicht zu sagen geschockt. Viele haben die Verbreitung des Virus auf die leichte Schulter genommen, auch noch zu dem Zeitpunkt, als er sich bereits massiv in Italien verbreitet hat.

Wie haben Sie die Zeit des Lockdowns überbrückt? Konnten Sie Ihrem Trainerjob überhaupt nachgehen?

Der Lockdown hatte auch positive Seiten. Ich habe beispielsweise, vier Jahre nach unserem Umzug, die letzten Kisten ausgepackt. Normalerweise bin ich permanent unterwegs. Es war das erste Mal, dass ich so lange Zeit mit der Familie verbracht habe. Ich kümmerte mich während der Zeit intensiv um meine drei Kinder, und nicht um die Kinder der anderen (lacht). Obwohl die Räder im wahrsten Sinne des Wortes stillstanden, war ich im ständigen Austausch mit meinen Trainingskollegen. Wir haben ein Sportkonzept ausgearbeitet. Motor der Kommunikation für alle Verbände war das „Sportlycée“, was ich sehr begrüßt habe. Sechs bis acht Wochen nach Beginn der Krise hatte ich eine interessante, Sportart-übergreifende Videokonferenz mit deutschen Bundestrainern und einem Sportpsychologen. Ich habe die Zeit auch genutzt, um die Trainerausbildung zu aktualisieren. Im kommenden Winter werden wir für alle Interessenten den C-Trainerschein anbieten.

Wie blieben Sie mit den Sportlern in Kontakt?

Zunächst haben wir bewusst eine Pause eingelegt. Nach einiger Zeit haben sich einige Fahrer gemeldet. Die anderen Fahrer wurden danach von uns kontaktiert. Was die gestandenen Profis anbelangt, brauchte man sich keine Sorgen zu machen, da sie abgeklärt genug sind, um mit der speziellen Situation umzugehen. Schwierig war es allerdings für Christine Majerus und Kevin Geniets, die in Frankreich wohnen und wochenlang nicht trainieren konnten.

Hatten Sie Zweifel daran, dass diese Saison keine Rennen mehr stattfinden würden, auch keine Tour de France?

Eigentlich nicht. Die Saison hat vor kurzem wieder begonnen und jeder hofft, dass sie nicht abrupt wieder endet. Dass alles an einem seidenen Faden hängt, haben wir selbst erlebt. Nachdem die Gepäckträger bereits aufs Auto montiert worden waren und die Abfahrt nach Frankreich bevorstand, wurde die Tour de l’Avenir kurzfristig abgesagt.

Die Sicherheitskonzepte und das Verhalten der UCI werden verschiedentlich kritisiert. Wie kann man die Profis am besten schützen? 

Eine hundertprozentige Sicherheit gibt es nicht. Es gilt, die Sportler, die natürlich heiß darauf sind, sich im sportlichen Wettkampf zu messen, so gut wie möglich zu schützen. Dabei versuchen die Verantwortlichen, sich abzusichern, was durchaus verständlich ist. Das gilt sowohl auf internationaler Ebene als auch bei uns. So verlangt die FSCL für sämtliche Teilnehmer an der Meisterschaft einen negativen Covid-19-Test. Dieser bietet natürlich keine absolute Sicherheit. Oberste Priorität ist, die Profis zu schützen. Wenn in dem Rennen einer positiv ist, kann er die Saison vergessen. Eigentlich kann man in dieser Situation nur verlieren. Ich möchte nicht in der Haut der Entscheidungsträger stecken. Großen Respekt zolle ich den Verantwortlichen des SaF Cessingen, die den Athleten am Sonntag die Gelegenheit geboten haben, ihren Formzustand zu testen. Es war eine tolle Veranstaltung, bei der sich 99,9 Prozent der Beteiligten an die vom Verein aufgestellten Regeln gehalten haben.

Worauf kommt es beim Zeitfahren an? Wer sind Ihre Favoriten für Donnerstag?

Favoriten will ich keine nennen, da die Auswahl für die Europameisterschaft noch nicht abgeschlossen ist. Beim Zeitfahren kommt es auf eine ganze Reihe von Dingen an, hauptsächlich jedoch darauf, wer imstande ist, sich alleine zu quälen. Was die Strecke in Mamer anbelangt, so gibt es sowohl technische Passagen als auch kraftraubende Streckenabschnitte. Die Meisterschaft kann sehr spannend werden.

Mit welchem Rennen ist bei den Profis, die zusammen mit den Amateuren starten, zu rechnen? Kann das Team Leopard die „Großen“ ärgern?

Ich denke, dass die Profis ihr Ding machen werden und sich schnell vom restlichen Feld absetzen wollen. Was Leopard anbelangt, so gibt es eine interessante Konstellation. Da noch zwei EM-Plätze frei sind, müssen diese Fahrer auch nach sich schauen. Der Teamgeist steht am Sonntag nicht unbedingt im Vordergrund.

Wie sehen Sie den derzeitigen Leistungsstand im Radsport?

Luxemburg hat derzeit, proportional zur Bevölkerung, sehr viele Profis, darunter einige Topfahrer. Was die Espoirs anbelangt, so verfügen wir über eine sehr leistungsstarke Truppe. Dahinter gibt es eine Reihe guter Nachwuchsfahrer, die sich bereits in Lauerstellung befinden. Des Weiteren haben wir auch starke Amateure. Diese breite Masse ist gut für unser Land.

Was ist das Geheimnis, dass Luxemburg es immer wieder schafft, auf internationaler Bühne zu glänzen?

Aktuell gibt es den Trend, dass immer mehr Fahrer von persönlichen Trainern betreut werden. Anders als vor elf Jahren, als ich in Luxemburg angefangen habe, sprechen wir jetzt mehr mit den Klubs und leisten Überzeugungsarbeit. Den bislang eingeschlagenen Weg wollen wir nicht verlassen, da die Erfolge der letzten Jahre uns in dieser Hinsicht recht geben. Mit meinen Trainerkollegen Isa (Reiffers), Luc (Nothum) und Misch (Wolter) arbeite ich eng, konstruktiv und freundschaftlich zusammen. Zudem verfügen wir über das uneingeschränkte Vertrauen des Verbandes, mit dem wir transparent zusammenarbeiten. Alle ziehen an einem Strang und wir freuen uns über jeden, der den Sprung nach oben schafft. Ein Paradebeispiel, wie es laufen kann, ist der WM-Titel von Bob Jungels im Jahr 2009. Es gab ein Ziel und alle – damit meine ich den Verband, den Klub UC Dippach, die Familie und die Trainer – haben sich auf das Wesentliche konzentriert. Auch danach konnten Nachwuchsfahrer wie Tom Wirtgen, als Vierter bei der WM im Zeitfahren, und Pit Leyder als Zehnter im WM-Straßenrennen, Topresultate herausfahren. Das sind die Momente im Trainergeschäft, die richtig Spaß bereiten.

Das Programm

Landesmeisterschaften:
Am Donnerstag, Zeitfahren:
Erster Start um 15.00 Uhr: Débutants/Masters/Junioren/Damen, 1 Runde zu 10,5 km
Ab 18.15 Uhr: Espoirs/Elite: 2 Runden zu 10,5 km, 3 Serien zu je 13 Fahrern 

Samstag, Straßenrennen:
13.30 Uhr: Cadets (6 Runden zu 6,4 km: 38,4 km)
15.00 Uhr: Minimes (4 Runden zu 6,4 km: 25,6 km)
16.15 Uhr: Débutants (6 Runden zu 9 km: 54 km)
18.15 Uhr: Masters (8 Runden zu 9 km: 72 km)
Sonntag, 9.30 Uhr: Junioren (10 Runden zu 9 km: 90 km)
9.35 Uhr: Damen (8 Runden zu 9 km: 72 km)
14.00 Uhr: Elite (6 Runden zu 23,8 km: 142,8 km)