Auszeichnung / Friedensnobelpreis für UN-Welternährungsprogramm
Der Friedensnobelpreis 2020 geht an das UN-Welternährungsprogramm, für dessen weltweiten Kampf gegen den Hunger. Die Corona-Pandemie, bewaffnete Konflikte und eine im Nationalismus auseinanderstrebende Weltgemeinschaft erschweren ihre Arbeit.
Zurückliegende Fehlentscheidungen und interne Krisen haben den Friedensnobelpreis in seinem weltweiten Ansehen ein wenig geschwächt. In diesem Jahr liefert die Nobeljury allerdings einen Preisträger ohne jegliches Wenn und Aber ab.
Die weltweit höchste Auszeichnung für Friedensbemühungen geht an das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (WFP), hieß es am Freitag aus Oslo. Dies sei als Zeichen „für seinen Einsatz, Hunger zu bekämpfen, für seinen Beitrag, die Bedingungen für Frieden in von Konflikten betroffenen Gebieten zu verbessern und als treibende Kraft, um zu verhindern, dass Hunger als Waffe in Kriegen und Konflikten genutzt wird“, gedacht, begründete die Nobelpreis-Vorsitzende Berit Reiss-Andersen die Wahl in einem wegen Corona nahezu menschenleeren Saal.
Die WFP mit Hauptsitz in Rom ist die größte humanitäre Organisation weltweit, die auf Hunger und Ernährungssicherheit ausgerichtet ist. 2015 hat die UNO das Ziel, Hunger weltweit gänzlich auszurotten, in ihr Programm aufgenommen. Dabei ist die WFP ihr Hauptinstrument. Im letzten Jahr hat sie „100 Millionen Menschen in 88 Ländern geholfen, die Opfer akuter Nahrungsmittelunsicherheit und Hunger waren“, so Reiss-Andersen. In den vergangenen Jahren habe es im Kampf gegen Hunger allerdings eine „negative Wendung“ gegeben. 2019 litten 135 Millionen Menschen an Hunger. „Das ist so viel wie schon seit vielen Jahren nicht mehr“, betonte die Nobelpreis-Vorsitzende.
Zumeist wurde der Mangel an Nahrungsmitteln durch Kriege und bewaffnete Konflikte angefeuert. Die Corona-Pandemie hat zusätzlich zu einem „starken Anstieg“ der Anzahl hungernder Menschen weltweit beigetragen, so das Nobelkomitee. „In Ländern wie dem Jemen, dem Kongo, Nigeria, Süd-Sudan und Burkina Faso hat die Kombination aus gewaltsamen Konflikten und der Pandemie zu einem dramatischen Anstieg von Menschen geführt, die am Rande des Hungertods leben“, führte Reiss-Andersen weiter aus. „Angesichts der Pandemie hat das Welternährungsprogramm eine beeindruckende Fähigkeit gezeigt, seine Bemühungen zu intensivieren“, so die Juryvorsitzende. Die WFP selbst beschreibt es so: „Bis zu dem Tag, an dem wir einen medizinischen Impfstoff haben, ist Essen der beste Impfstoff gegen Chaos.“ Die WFP hätte den Preis aber auch ohne die Corona-Pandemie erhalten, betonte Reiss-Andersen.
Andere Favoriten in den Wettbüros
Die diesjährige Nobelpreisvergabe soll anscheinend auch ein Zeichen gegen den weltweit wachsenden Nationalismus setzen. „Wenn man der derzeitigen internationalen Debatte folgt, wird deutlich, dass internationale Organisationen heute mehr angezweifelt und in Misskredit gebracht werden als vor etwa 20 Jahren“, so Reiss-Andersen. Dabei sei „der Bedarf an internationaler Solidarität und multilateraler Zusammenarbeit wichtiger denn je“, betont sie. „Die Welt läuft Gefahr, eine Hungerkrise von unvorstellbarem Ausmaß zu erleben, wenn die WFP und andere Nahrungsversorgungsorganisationen nicht die finanzielle Unterstützung erhalten, um die sie gebeten haben“, warnte Reiss-Andersen und fuhr fort: „Die Nationen müssen zusammenarbeiten gegen Hungersnöte.“ Und das sei teils auch eine reine Geldfrage. Alle Nationen, die können, müssten etwas beitragen. „Wir hoffen, dass dieser Preis ein Bewusstsein für die verhungernden Menschen weltweit schafft, vor allem für uns, die in der westlichen Welt leben: Wir sehen keine Hungersnot, haben sie nie erlebt“, so die Juryvorsitzende.
„Das ist das erste Mal in meinem Leben, dass ich sprachlos bin. Das ist unglaublich. Wow! Wow! Wow!“, freute sich WFP-Chef David Beasley in einem Twitter-Video. Die diesjährige Auszeichnung kam überraschend. In den Wettbüros wurden die Weltgesundheitsorganisation WHO und Klimaaktivistin Greta Thunberg als klare Favoriten gehandelt. Auch Friedensexperten lagen völlig falsch mit ihren Spekulationen. Im vergangenen Jahr erhielt Äthiopiens Regierungschef Abiy Ahmed den Friedenspreis für seine Initiative zur Lösung des Grenzkonflikts mit Eritrea.
Der Friedensnobelpreis ist mit zehn Millionen schwedischen Kronen (rund 950.000 Euro) dotiert und wird als einziger Nobelpreis in Norwegens Hauptstadt Oslo vergeben. Die anderen Nobelpreise werden in Schwedens Hauptstadt Stockholm überreicht. Die Preise werden jeweils am 10. Dezember, dem Todestag des Dynamit-Erfinders und Preisstifters Alfred Nobel, vom norwegischen beziehungsweise schwedischen König überreicht. Die sonst großen Feierlichkeiten fallen jedoch in diesem Jahr wegen Corona aus.
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