VeruntreuungsaffäreEx-SREL-Direktoren Hoffmann und Mille im Zeugenstand

Veruntreuungsaffäre / Ex-SREL-Direktoren Hoffmann und Mille im Zeugenstand
Der ehemalige SREL-Mitarbeiter soll mit BMW-Dienstwagen ein einträgliches Geschäft betrieben haben Foto: Pixabay

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Ein ehemaliger Mitarbeiter des Geheimdienstes SREL muss sich wegen Veruntreuung vor dem Bezirksgericht Diekirch verantworten. Unterm Strich geht es um rund 140.000 Euro, die der Beschuldigte K. (59) durch den Verkauf von vier Fahrzeugen des Staatsministeriums kassiert haben soll. Am Montag wurde der Prozess mit zwei Zeugen und der Aussage des Angeklagten fortgesetzt.

Die Staatsanwaltschaft Diekirch wirft dem Ex-Mitarbeiter des luxemburgischen Geheimdienstes vor, mit SREL-Autos Geld in Höhe von 140.000 Euro veruntreut zu haben. Der Angeklagte soll zudem Dokumente gefälscht haben, um die SREL-Autos zu kaufen und zu verkaufen. Laut ihm wurde das ganze Geld immer korrekt im SREL abgeliefert. Doch vergangene Woche tauchten neue, schwere Zweifel an der Rechtschaffenheit des Beschuldigten auf. Das Gericht sieht grund­sätzlichen Klärungs­bedarf.

Als Zeugen wurden am Montag die Ex-Direktoren des SREL Charles Hoffmann und Marco Mille vor Gericht zitiert. Charles Hoffmann war von 1985 bis 2003 Direktor beim SREL und war dort bei seinem Karrieredebüt 1976 mit dem geheimen Netzwerk „Stay Behind“ betraut. Marco Mille wurde 2010 vom Staatsdienst beurlaubt und arbeitet derzeit in der Privatwirtschaft als Sicherheitsexperte.

Mille erläuterte, wie unter seiner Amtszeit der Einkauf/Verkauf von Staatswagen vonstattenging. Er erklärte, dass der SREL das deutsche Modell für Ein- und Verkauf von Wagen von einem Mitarbeiter beim saarländischen Verfassungsschutz übernommen hatte. Mille konnte sich an ein Treffen in Luxemburg erinnern. An den BMW-Abteilungsleiter, der gesagt hätte, auch Privatpersonen könnten einen Rabatt bekommen, könne er sich allerdings nicht erinnern.

Der SREL habe die Wagen acht bis zehn Monate benutzt. Dann seien sie verkauft worden. Das habe den Vorteil gehabt, dass der Fuhrpark immer in einem guten Zustand war, sagte Mille. Der Zeuge gab zu Protokoll, dass K. „nie an der kurzen Leine“ gehalten worden sei und durchaus „Spielräume“ beim Kauf der Wagen gehabt habe. Der Zeuge bestätigte allerdings, dass alle Käufe mit dem Dienst abgestimmt worden seien. Nur sagte Mille: „Ich habe die Autos nicht verkauft.“

Der Zeuge wurde auch zum Kauf seines BMWs befragt. Das war 2008. Der Kauf des Wagens wurde über das Staatsministerium abgewickelt. Dann sei der Wagen auf seinen Namen ausgestellt worden. K. habe das gemacht, so Mille. Mille bestreitet indes, überhaupt jemals vertrauliche Informationen von BMW erhalten zu haben. Die Wagen habe er mit einem Diplomatenpass gekauft.

Über K. erzählte Mille: „Seine Aufgabe bestand darin, günstige Offerten ausfindig zu machen.“ Nach zehn Monaten habe K. das Auto verkauft. „Ich musste immer bei einem Verkauf oder Kauf unterschreiben. Auch, weil der Geheimdienst sich solche Ein- und Verkäufe aus Gründen der Kontrolle genau belegen lassen musste. Das Staatsministerium musste gegenzeichnen. Privatwagen wurden fast nie im SREL benutzt.“ Mille blieb bei seiner eidesstattlichen Erklärung vom 13. März 2015. Er bestätigte, dass er einen Diplomatenpass besaß.

Charles Hoffmann konnte zum Thema Einkauf und Verkauf von Autos für den SREL nicht viel sagen. Unter seiner Amtszeit wurden keine Wagen im Ausland gekauft.

Finanzmodell Verfassungsschutz

Für den angeklagten Ex-Geheimagenten K. läuft es nicht gut. Vor dem Bezirksgericht Diekirch kämpft der 59-Jährige nicht nur seit Anfang Oktober 2020 darum, vom Vorwurf der schweren Veruntreuung freigesprochen zu werden, sondern auch um seinen Ruf. „Zuerst kauften wir Gebrauchtautos im Saarland. Doch das änderte sich schnell. Weil wir in Luxemburg beim Kauf von Wagen keine Rabatte erhielten, übernahmen wir das Saarland-Modell und kauften direkt bei BMW“, so der Angeklagte.

Warum zwei Wagen auf ihn, einer auf seine Frau und einer auf seine Schwester, angemeldet waren, wisse er nicht. Dass er die 26.500 Euro in einem Briefumschlag in den Briefkasten der SREL-Buchhalterin hinterlegt hatte, daran konnte er sich sehr genau erinnern. „Ich habe das Geld in den Briefkasten geworfen. Da bin ich mir sicher.“ Zu der Offerte vom BMW-Abteilungsleiter, dass auch Privatpersonen Autos zu guten Preisen kaufen konnten, sagte K.: „Ja, das stimmt.“ Er bleibt allerdings dabei, dass ihm das Geld von zwei Wagen abhandengekommen sei. Das Geld habe er zurückbezahlt. Er habe es von seiner Mutter bekommen, so der Beschuldigte.

Als die Sache aufflog, sei er von Ex-SREL-Direktor Patrick Heck unter Druck gesetzt worden. „Gegen dich werde ich vorgehen, gegen Mille kann ich nichts machen“, soll Heck laut K. gesagt haben.

Der SREL besaß Papiere mit Briefköpfen von anderen Institutionen. „Die Papiere brauchten wir, um Legenden zu bilden. Wir bewegten uns manchmal in Grauzonen. Den Brief an BMW habe ich unterschrieben. Wer den Brief abstempelte, weiß ich nicht.“ Dass er einen Diplomatenpass benutzte oder sich als Direktionsrat ausgab, bestätigte der Angeklagte. „Ich bin immer rechtstreu gewesen. Und ich entschuldige mich“, sagte er zum Schluss der Sitzung.

Der Prozess wird am Donnerstag fortgesetzt.