Ausgangssperre / Die Viruskrise droht Serbiens Imkern die Saison zu verhageln
Die Viruskrise droht den Imkern auf dem Balkan die Saison zu verhageln. Wegen der rigiden Ausgangssperren für Rentner konnten viele Bienenstöcke nicht gehegt und rechtzeitig versetzt werden.
Die Akazienblüte und damit die erste Nektarernte der emsigen Balkanbienen stehen bevor. Aber dennoch kommt bei deren Hütern kaum Freude auf. „Der Honig wird in diesem Jahr kein bisschen süß werden“, prophezeit gegenüber der serbischen Tanjug-Agentur düster ein anonymer Imker in Jagodina. Gerade die Frühjahrsdurchsicht der Bienenstöcke sei für die Honigmacher „enorm wichtig“: „Diejenigen Imker, die dazu nicht in der Lage waren, werden Verluste erleiden – vor allem die über 65–jährigen.“
Die Viruskrise droht den Imkern auf dem Balkan die Saison zu verhageln. Denn wegen der rigiden Ausgangssperren können viele Bienenstöcke ausgerechnet in der entscheidenden Zeit des Jahres nicht gehegt und rechtzeitig versetzt werden.
Statt wie gewohnt im März und April die Brutwaben, Futtervorräte und ihre Bienenvölker auf den Befall mit der gefürchteten Varroa-Milbe zu kontrollieren, waren viele ältere Imker zum unfreiwilligen Hausarrest verdammt: In Serbien ist beispielsweise seit über fünf Wochen eine fast totale Ausgangssperre für über 70-Jährige in den Dörfern und für über 65-Jährige im Rest des Landes in Kraft.
Über 900.000 Bienenstöcke zählt Serbien, Tendenz steigend. Die Honigproduktion der Branche bewegt sich zwischen 6.000 und 10.000 Tonnen im Jahr. Ein Drittel davon geht in den Export, vor allem nach Deutschland, Norwegen und Italien. Eine kleine Gruppe sind die Rentner in Serbiens florierender Imker-Branche keineswegs: Die erfahrenen Honigmacher machen rund ein Drittel der Mitglieder des nationalen Imkerverbands SPOS aus.
Mit dramatischen Appellen zur „Rettung des serbischen Imkertums“ versuchte der SPOS, Belgrad zu Ausgangsgenehmigungen für seine betagten Mitglieder zu bewegen. „Lasst die älteren Imker sich um ihre Bienenstöcke kümmern“, forderte die von 8.000 Mitgliedern unterzeichnete SPOS-Petition Mitte April.
Die Saison ist kaum noch zu retten
Spät hat die Regierung dem Drängen der Imker nun Gehör geschenkt. Doch nicht nur weil es zu vermehrten Diebstählen der Bienenstöcke der zuhause fest sitzenden Rentner kam, dürfte die Saison für sie nur noch mit Mühe zu retten sein. Ein eher schwacher Trost sind für ältere Imker die von der Regierung in Aussicht gestellten Einmalhilfen: Die gelobten 800 Dinar (6,80 Euro) pro Bienenstock entsprechen ungefähr dem Marktpreis für ein großes Glas Honig.
Auch jüngeren Imkern machen die seit Mitte März geltende allabendliche Ausgangssperre für alle und das Gebot zur sozialen Distanz zu schaffen. Denn die Versetzung der Bienenstöcke ist nur nach Einbruch der Dunkelheit und mit einem Helfer möglich. Ähnlich wie Landwirte können Imker auf der Website des Agrarministeriums zwar Ausgangsgenehmigungen betragen. Doch Imker klagen, dass die Anträge sehr langsam bearbeitet und spät erteilt werden.
Die größte Imkersorge hingegen scheint, dass viele Obstbauern ihre Plantagen wegen der abendlichen Ausgangssperre nun tagsüber statt nach Einbruch der Dunkelheit spritzen. Das Gesetz verbiete tagsüber das Versprühen von für Bienen giftigen Insektiziden während der Blütezeit, ruft der SPOS die Landwirte beunruhigt zu einer bienenfreundlichen Bearbeitung ihrer Plantagen auf.
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