Der Kuckuck kommt nur alle 1.000 Jahre

Der Kuckuck kommt nur alle 1.000 Jahre

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Von unserem Korrespondenten John Dyer

Amazon-Chef Jeff Bezos finanziert den Bau einer überdimensionalen Kuckucksuhr in Texas.
Diese soll als Symbol für langfristiges Denken dienen. Alle 100 Jahre tickt sie vorwärts, alle 1.000 Jahre erscheint der Kuckuck. Die Uhr soll von künftigen Generationen vollendet werden.

Eigentlich ist es eine Kuckucksuhr. Wenn sie mit gut 150 Metern nur nicht so hoch wäre. In einem abgelegenen Berg in West Texas wird die Superuhr gerade gebaut. Amazon-Gründer und -Geschäftsführer Jeff Bezos, der reichste Mann der Welt, finanziert das Projekt. Die Uhr soll schließlich 10.000 Jahre lang ticken.

Symbol für langfristiges Denken

Bezos baut die Uhr gemeinsam mit der Long Now Foundation, einer gemeinnützigen Gruppe mit Sitz in San Francisco, die sich Lösungen für soziale Probleme widmet. „Wie ich es sehe, sind die Menschen jetzt technologisch so weit fortgeschritten, dass wir nicht nur außergewöhnliche Wunder, sondern auch Probleme für die ganze Zivilisation schaffen können“, sagte Bezos in einer Erklärung. „Wir werden wahrscheinlich mehr langfristiges Denken brauchen.“

Die Uhr ist vom Science-Fiction-Autor Neal Stephenson inspiriert und vom Künstler und Medizinforscher Danny Hill entworfen worden. In „vielen Jahren“ soll sie fertiggestellt werden, heißt es von den Projektbeteiligten. Die geschätzten Kosten belaufen sich auf 42 Millionen Dollar (34 Millionen Euro).

Arbeiter haben fast sechs Jahre gebraucht, um den Kalksteinberg in den Sierra-Diablo-Bergen auszuhöhlen. Die genaue Lage ist nicht bekannt. Aber der Berg liegt in der Nähe von Bezos’ Ranch in Van Horn, Texas und einer Testanlage für Blue Origin, dem Luft- und Raumfahrtunternehmen von Bezos. Die Region hat wenig seismische Aktivität.

Künftige Generationen stellen Uhr fertig

Die Uhr soll nach Fertigstellung für die Öffentlichkeit zugänglich sein. Die Besucher des Geländes müssen jedoch mehrere Stunden vom nächsten Flughafen aus fahren und dann auf einem 610 Meter langen Weg zur Uhr wandern. „Der Besuch der Uhr erfordert Hingabe“, schrieb Bezos denn auch.

Die Uhr, die Energie aus den Temperaturschwankungen zwischen Tag und Nacht bezieht, gibt nur einmal am Tag ein Geräusch von sich, allerdings soll es dann immer ein anderer Ton sein. Einmal im Jahr synchronisiert sich die Uhr. Alle 100 Jahre wird die Jahrhundertuhr vorwärts ticken. Und jedes Jahrtausend taucht einmal der Kuckuck auf.

In der Uhr befinden sich sogenannte Jubiläumskammern für ein, zehn, 100, 1.000 und 10.000 Jahre Jubiläum. In der Ein-Jahr-Kammer sind das Sonnensystem und die verschiedenen Raumsonden, die die Menschheit im 20. Jahrhundert in den Himmel geschickt hat, abgebildet. „Wir planen die Ausgestaltung für die 100-, 1.000- und 10.000-Jahr-Jubiläumskammern nicht, sondern überlassen dies zukünftigen Generationen“, heißt es von Bezos. „Wir stellen eine mechanische Schnittstelle in diesen Kammern zur Verfügung, die den zukünftigen Bauherren Energie und die korrekten Informationen zum Auslösen der Uhr liefert.“

Bezos investiert in ungewöhnliche Projekte

Bezos, dessen Vermögen auf mehr als 120 Milliarden Dollar geschätzt wird, hat sich schon lange für Themen interessiert, die über den Verkauf von Waren im Internet hinausgehen. Er hat Blue Origin auch gegründet, um Touristen eine kostengünstige Reise ins All anzubieten. Und er hat die Zeitung Washington Post gekauft und wiederbelebt, um die Redefreiheit und die Pressefreiheit zu fördern.

Am Montag hat Bezos die Spheres auf dem Firmengelände von Amazon in Seattle eröffnet, drei kugelförmige Terrarien mit 40.000 Pflanzen. Die Sphären sind für Mitarbeiterbesprechungen oder Arbeitspausen entworfen worden. „Wir wollten etwas ganz Besonderes schaffen, etwas Ikonisches für unseren Campus und für die Stadt Seattle“, sagte John Schoettler, Vizepräsident von Amazon. „Wir haben uns gefragt, was im modernen Büro fehlt. Und wir kamen zu dem Schluss, dass das fehlende Element eine Verbindung zur Natur ist.“