Das Wasser wird immer knapper

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Von unserem Korrespondenten Zaheer Cassim

Die Dürre hält Kapstadt weiterhin im Griff. Auch wenn der Wasserverbrauch deutlich reduziert wurde, droht für den Juni immer noch die endgültige Einstellung der Wasserversorgung. Unter den aktuellen Sparmaßnahmen leidet auch die Wirtschaft.

Yasmin Dawood hat es nicht einfach. Die 40-jährige Hausfrau und Mutter muss mit der Wassermenge von 50 Litern auskommen, die einer Person in Kapstadt zur Verfügung steht. Sie duscht einmal am Tag, schnell und gemeinsam mit ihrer sechsjährigen Tochter. Sie hat Eimer im Stall aufgestellt, um Wasser aufzufangen, welches für die Toilettenspülung genutzt wird. „Wenn wir eine zusätzliche Dusche brauchen, benutzen wir einen Waschlappen“, sagt Dawood, die in Kapstadts wohlhabendem Vorort Rondebosch lebt.

Ab Juni gar kein Wasser mehr?

Kapstadt und seine Umgebung leiden unter einer schweren Dürre. Drei Jahre mit niedrigen Niederschlagsmengen und einem ungewöhnlich trockenen Winter bedeuten, dass die Wasserreservoire nur zu etwas mehr als einem Viertel gefüllt sind. In dem 3,7 Millionen Einwohner zählenden Großraum von Kapstadt steht nur noch Wasser für weniger als 90 Tage zur Verfügung.

Der Countdown für den Tag, an dem die Vorräte unter 13,5 Prozent fallen und die Stadt alle Wasserhähne schließen muss, hat begonnen. Bislang wurde der Termin für den sogenannten Day Zero im April oder Mai erwartet, nach jüngsten offiziellen Schätzungen soll es jedoch der 4. Juni sein.

Wirtschaft leidet

Die Wasserkrise verändert den Lebensstil, aber sie schadet auch dem Lebensunterhalt, sagen die Bewohner. Westley Byrne, 29, arbeitet als Regieassistent in der florierenden Filmindustrie der Stadt. Er sagt, seit Beginn der Wasserkrise sei auch die Arbeit knapp geworden.

„Viele internationale Projekte, die früher hierherkamen, kommen wegen der Dürre lieber nicht ins Land“, sagte er. „Wir realisieren oft große Hollywoodprojekte. Aber wenn Millionen von Dollar auf dem Spiel stehen, will halt niemand ein Risiko eingehen“, so Byrne. „Ich ziehe definitiv in Betracht, Kapstadt für eine Weile zu verlassen“, fügte er hinzu.

Die Boonzaaiers wollen nach Kanada

Evodia Boonzaaier, eine städtische Angestellte, glaubt, dass die Menschen noch nicht genug unternehmen, um Wasser einzusparen. Gerade die einkommensschwachen Bewohner der Townships hätten ihre Konsumgewohnheiten nicht wesentlich verändert. Viele lebten in Häusern, in denen es bereits an fließendem Wasser mangelt. Sie teilen sich daher öffentliche Wasserpumpen und verbrauchten nicht so viel wie ihre wohlhabenderen Nachbarn, die die Krise stärker spüren.

„Wir haben keine Plastikeimer mehr, keine Gegenstände mehr, um Wasser zu sammeln“, sagte sie. „Aber es ist auch einfacher für uns, weil wir es uns leisten können. Diese Leute sind arm, also wäre es schwerer für sie.“ Boonzaaier und ihre Familie hatten bereits über einen Umzug nach Kanada nachgedacht.“Die Wasserkrise macht die Entscheidung leichter“, sagte sie. Die 27-jährige Ngubani, die als Hausangestellte im Township Capricorn arbeitet, stimmt zu, dass sich das Leben dort kaum verändert habe und dass die Menschen dort trinken, kochen und putzen wie gewohnt. „Die Leute wissen, dass es eine Dürre gibt. Aber sie haben nichts verändert.“

Stadt stellt Fortschritte fest

Unterdessen sagte der stellvertretende Bürgermeister Ian Neilson, dass der Wasserverbrauch einen Rekordtiefstand erreicht habe, da die Stadt den Wasserdruck gesenkt habe, die Farmen die Bewässerung und die Bewohner die Wassernutzung reduziert haben. Die Stadt werde weitere Maßnahmen ergreifen, um den Verbrauch noch weiter zu senken, sagte er. Der bisherige Fortschritt sei „sehr ermutigend, aber wir können es uns nicht leisten, unsere Anstrengungen zu lockern“, sagte Neilson.

Dennoch gibt die Verschiebung des Day Zero Anlass zur Hoffnung, und so mancher konzentriert sich auf die positiven Aspekte. „Ich denke, es war positiv für meine Familie“, sagte Dawood im Hinblick auf die Wasserkrise. „Wir lernen, unsere Umwelt zu respektieren. Das ist eine gute Lektion.“

Luss
20. Februar 2018 - 9.06

Es ist wie mit dem Geld! Es ist genug da aber es ist schlecht verteilt !