Nordmazedonien plant Legalisierung„Das ist das Ziel!“: Mit Cannabis aus der Corona-Krise

Nordmazedonien plant Legalisierung / „Das ist das Ziel!“: Mit Cannabis aus der Corona-Krise
„Teil eines Wirtschaftspakets, auf das wir große Hoffnung setzen“: Nordmazedoniens Premier Zoran Zaev sieht nur Vorteile in einer Legalisierung Foto: AP/Richard Vogel

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Zur Bekämpfung der wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise orientiert sich Nordmazedonien am fernen Amsterdam und an den Plänen Luxemburgs: Als erster Balkanstaat will der EU-Anwärter den Konsum von Marihuana völlig legalisieren.

Das vermeintliche Drogen-Schreckbild in den fernen Niederlanden ist für Nordmazedoniens Premier Zoran Zaev Beispiel und Vorbild. Gefragt, ob aus Skopje mit der Legalisierung des Marihuana-Konsums ein zweites Amsterdam werden solle, nahm der 46-jährige Sozialdemokrat kürzlich gegenüber dem mazedonischen Dienst der Deutschen Welle kein Hanfblatt vor den Mund: „Warum nicht? Das ist das Ziel.“ Besonders am Ohrid-See und in der Hauptstadt könne der kontrollierte Verkauf und Konsum von Cannabis „der Gastronomie und dem Tourismus helfen“: „Dies ist Teil eines Wirtschaftspakets, auf das wir große Hoffnung setzen.“

Schon 2016 hatte der sonnenverwöhnte Balkanstaat den Anbau von Cannabis für medizinische Zwecke legalisiert. Fast alle der offiziell zugelassenen Unternehmen bauen Marihuana bisher ausschließlich für den Export an – meist mithilfe ausländischer Investoren. So ist Trajce Zaev, ein Vetter des Premiers, Geschäftsführer des früheren Gemüseproduzenten MAM, der sich mithilfe slowenischen Kapitals auf den Cannabisanbau spezialisiert hat.

Der Regierung sei vor allem an der Monopolisierung des Cannabis-Anbaus durch Investoren aus dem eigenen Dunstkreis gelegen, klagten nach dessen Teillegalisierung heimische Kritiker. „Dieses Land hat großes Potenzial“, schwärmte hingegen der in Kanada beheimatete US-Marihuana-Mogul Mike Straumietis nach einer Skopje-Visite im letzten Jahr: „Ich bin begeistert, an dessen Umwandlung in eine Cannabis-Supermacht beteiligt zu sein!“

Als „Cannabis-Supermacht“ aus der Armut heraus

Nach dem Willen von Zaev soll nun die völlige Freigabe des Konsums von Marihuana den bitterarmen Balkanstaat aus dem Jammertal der Corona-Krise führen – und vermehrt Hanftouristen in das meerlose Binnenland locken. Man wolle sich bei den rechtlichen Regelungen an Amsterdam orientieren, so der Premier. Zuvor müsse über seine „Idee“ allerdings eine öffentliche Debatte geführt werden. Die Entscheidung sei noch nicht definitiv: Falls eine Mehrheit seiner Landsleute dagegen sein sollte, werde der Vorschlag zurückgezogen.

Außer der Stimulierung des Tourismus könne die Legalisierung des Marihuana-Konsums auch der Verminderung der Kriminalität dienen, so Justizminister Bojan Maricic. Sollte ein entsprechendes Gesetz verabschiedet werden, müsse es „konsequent“ angewandt werden: Es müsse vermieden werden, dass „jeder die Entkriminalisierung auf die eigene Weise interpretiert“.

Nordmazedonien ist in der Region keineswegs der einzige Staat, der den Genuss von Marihuana gänzlich legalisieren will. In Kroatien wird seit Februar über eine Gesetzesvorlage debattiert, die den kommerziellen Hanfanbau weitgehend legalisieren und volljährigen Marihuana-Liebhabern das Halten einer einstelligen Zahl von Cannabispflanzen für den Privatkonsum gestatten soll.

Auch Albanien, das in Europa als einer der größten Produzenten von illegal angebautem und vertriebenem Cannabis gilt, will sich seinen Anteil am Kuchen des expandierenden Weltmarkts für Medikamente auf Marihuana-Basis sichern. Die Zeit sei reif für Albaniens Einstieg in den lukrativen Markt, mit diesen Worten kündigte Premier Edi Rama im Mai ein Gesetz zur Legalisierung eines kontrollierten Cannabis-Anbaus für medizinische Zwecke an.