ZugspitzeBesondere Jubiläen auf dem höchsten Berg Deutschlands

Zugspitze / Besondere Jubiläen auf dem höchsten Berg Deutschlands
Zahlreiche Ausflügler nutzen das schöne Wetter für einen Ausflug zum Gipfelkreuz auf der Zugspitze Foto: dpa/Sven Hoppe/dpa

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Deutschlands höchster Gipfel, die Zugspitze, steht 2020 im Zeichen von zwei besonderen Jubiläen. Josef Naus, ein gebürtiger Tiroler und bayrischer Offizier und Vermessungsingenieur, erreichte vor 200 Jahren, am 27. August 1820, als erster Mensch den Westgipfel der Zugspitze. Am 8. Juli 1930 fand die Jungfernfahrt der neu errichteten Zahnradbahn zum Schneefernerhaus statt. Mit dem Bau der Zahnradbahn war auch der Grundstein für den Fremdenverkehr in der Zugspitz-Arena gelegt.

Die Mühen und Anstrengungen der Erstbesteigung kann sich heute kaum jemand vorstellen. Josef Naus hatte zuvor bereits zahlreiche Erkundungs- und Vorbereitungstouren am Schneeferner unternommen. Am 26. August begab sich der Leutnant zusammen mit dem Bergführer Johann Tauschl aus Partenkirchen und seinem Gehilfen Maier über die sogenannte Reintalroute zum Gipfel. In der Hirtenunterkunft „Angerhütte“ übernachtete das Trio. Am darauffolgenden Tag, dem 27. August erreichte Naus kurz vor Mittag den höchsten Punkt Deutschlands. Die Bergbesteigung im Auftrag des bayrischen Königs Maximilian I. sollte der topografischen Vermessung des höchsten Berges Deutschlands dienen. Doch daraus wurde nichts. Offenbar hatte der Wettergott Einwände gegen die Vermessung, wie aus Naus’ Tagebuch hervorgeht. Fünf Minuten nach der Ankunft brach ein Gewitter mit Schauern und Schneegestöber los. Der Offizier und sein Team waren gezwungen, den Berg wieder zu verlassen. Um 3 Uhr nachts kehrten sie in der Hirtenunterkunft wieder ein.

Berechtigterweise kann man sich die Frage stellen, ob es sich bei Josef Naus’ Expedition tatsächlich um die erste Besteigung der Zugspitze handelt. Vermutlich nicht, wie man in einem Artikel des Panorama Magazins 5/2006 nachlesen kann. Der Historiker Thomas Lindner berichtet über eine Karte aus dem 18. Jahrhundert, auf der ein gestrichelter Weg Richtung Zugspitze eingezeichnet ist. Seit 1945 war der Verbleib dieser 50×110 cm großen, handgezeichneten und kolorierten Karte unbekannt gewesen, bis sie 1986 wieder auftauchte. Die ausführlich beschriftete Karte gibt zahlreiche Details, Wegpunkte und -verläufe wieder. Der Autor ist bis heute unbekannt, Lindner vermutet, die Karte könne von Hirten oder Jägern stammen. Demnach gilt das 200-jährige Jubiläum der ersten namentlich dokumentierten Erstbesteigung der Gletscherspitze.

Mühselige Fußtransporte zum Bau der Zahnradbahn vor 90 Jahren
Mühselige Fußtransporte zum Bau der Zahnradbahn vor 90 Jahren Foto: Bayerische Zugspitzbahn Bergbahn AG

Weltrekord

Für damalige Verhältnisse wurde der Gipfel recht schnell erschlossen. 1894 wurde der Grundstein für das Münchner Haus, das höchste Schutzhaus in Deutschlands Alpen, gelegt. Am 19. Juli 1900 wurde eine Wetterstation in einem neu erbauten, markanten Turm eingerichtet.

Etwa zeitgleich gingen in der Schweiz erste Zahnradbahnen in Betrieb, der Tourismus zu den bisher schwer erreichbaren Gipfelspitzen war eingeläutet. 1899 bestanden erste Pläne in Bayern zum Bau einer Zahnradbahn Richtung Zugspitze. Jedoch lehnte Prinzregent Luitpold von Bayern das Gesuch mangels Bedarfs ab. Neue Baupläne konnten aufgrund des Ersten Weltkriegs nicht verwirklicht werden. Erst weitere Anläufe trugen ab dem 1. April 1928 ihre Früchte. Ein Konsortium, die bayerische Zugspitzbahn mit einem Kapital von 5 Millionen Reichsmark, erhielt die Baugenehmigung. Nach nur zwei Jahren Bauzeit – 2.500 Arbeiter bewegten 160.000 Kubikmeter Fels – transportierte die Zugspitzbahn zum ersten Mal am 8. Juli 1830 Fahrgäste vom Tal zum Gipfel.

Die Erschließung des Berges sorgte seit seinen Anfängen für Proteste. Bereits der Bau des Münchner Hauses war heftig umstritten. 1925 protestierten rund 4.000 Menschen gegen den Bau der Zahnradbahn und die Industrialisierung der Berge. Trotz aller Proteste und der berechtigten Bedenken bezüglich des Umweltschutzes, wurde die Bahn mit 20 Millionen beförderten Fahrgästen zu einem Erfolgsprojekt.

Gleisarbeiten für die Zahnradbahn
Gleisarbeiten für die Zahnradbahn Foto: Bayerische Zugspitzbahn Bergbahn AG

Obwohl am heutigen Tag der 200. Jahrestag der Erstbesteigung der Zugspitze über die deutsche Reintalroute gefeiert wird, haben die Österreicher sich etwas Besonderes einfallen lassen. Ein Ehrwalder Bergführer und eine Instagrammerin tragen gemeinsam eine Bank auf den höchsten Gipfel des Wettersteingebirges. Damit versuchen sie den Weltrekord „schwerstes auf einen Berg getragenes und dort aufgebautes Möbelstück“.

Dabei gilt es, 2.000 Höhenmeter von Ehrwald über das sogenannte „Gatterl“ auf den 2.962 Meter hohen Gipfel zu überwinden, im Gepäck eine 20 kg schwere Holzbank.