Australien will Meeresschutz verwässern

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Von unserer Korrespondentin Barbara Barkhausen, Sydney

Australien will seine Meeresschutzzonen in Teilen für die Fischerei öffnen. Laut Umweltgruppen könnten die neuen Pläne der Regierung den Schutz von 35 Millionen Hektar Ozean zurückschrauben. Vor allem für das Korallenmeer könnte dies dramatische Folgen haben.

2012 war die Nachricht noch das genaue Gegenteil. Damals stellte Australien ein Drittel seiner Meeresflächen unter Schutz und schuf das weltgrößte Netzwerk an Meeresschutzgebieten. Umweltgruppen jubilierten. Doch die derzeit konservative Regierung möchte den Schutz, den die Sozialdemokraten einst durchgeboxt haben, nun wieder verwässern.

Mehr als 35 Millionen Hektar Ozean, in denen bisher nicht gefischt werden durfte, sollen nun wieder für die Fischereiindustrie geöffnet werden. Dies geht aus einer Analyse von Naturschutzorganisationen hervor, die die Pläne der Regierung im Detail studiert haben. Die Umweltschützer fürchten vor allem um Riffe im Korallenmeer zwischen Australien, Neuguinea, den Salomon-Inseln und Vanuatu.

„Vom Anführer zum Nachzügler“

Josh Frydenberg, der als Minister für das Umwelt- und Energieportfolio in Australien zuständig ist, bezeichnete seine Pläne diese Woche als einen „ausgewogenen und auf wissenschaftlichen Beweisen basierenden Ansatz zum Meeresschutz“. Laut der Analyse des Centres for Conservation Geography (CCG), würden die neuen Pläne – sollten sie gegen den Willen der Opposition durchgesetzt werden – „destruktive, kommerzielle Fischereiaktivitäten“ in 37 der insgesamt 44 Meeresschutzzonen erlauben.

Der Oppositionspolitiker Tony Burke sagte der australischen Ausgabe des Guardian, dass die neuen Pläne die „größte Reduzierung einer bereits unter Schutz stehenden Fläche weltweit“ bedeuten würden. Kritik kam auch vonseiten der Naturschutzorganisation WWF. Australien habe sich mit diesen Plänen von „einem Anführer zu einem Nachzügler“ gewandelt, sagte der WWF-Vertreter Richard Leck.

Laut WWF könnte vor allem der Schutz im Korallenmeer deutlich zurückgeschraubt werden. Bereits im September schrieb die Naturschutzorganisation, dass die gesamte Fläche an Meereszonen, die dort für die Fischerei zugänglich ist, von 64 auf 80 Prozent ansteigen könnte, während die sogenannten grünen Zonen, die besonders geschützt werden sollen, sich von 36 auf 20 Prozent verringern würden.

Serengeti der Ozeane

Australiens Korallenmeer, das zum Pazifischen Ozean gehört, wird oft als die Serengeti der Ozeane bezeichnet. Das Meer im Nordosten Australiens gilt als eines der letzten unberührten Ökosysteme der Welt und als Brennpunkt der Biodiversität. Insgesamt ist das Meer, das seinen Namen von dem britischen Kapitän Matthew Flinders erhielt, der 1803 die Region erkundete, die Heimat von über 300 bedrohten Tierarten.

Hier leben mindestens 28 Arten von Walen und Delfinen in Gruppen, die teils bis zu 400 Tiere umfassen. Es ist zudem eine der wenigen Regionen, in denen Haie, Thun-, Speer- und Schwertfische nicht schon völlig überfischt sind. Insgesamt bietet die Region 49 unterschiedliche Lebensräume, darunter Korallenriffe und Tiefseeschluchten