Auch Tiefseefische mit Mikroplastik verseucht

Auch Tiefseefische mit Mikroplastik verseucht
Mikroplastik-Teilchen wie diese verseuchen die Meere

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Von unserer Korrespondentin Elke Bunge

In drei von vier Fischen in der Tiefsee des Nordwestatlantiks haben Forscher Plastikpartikel gefunden. Da die Fische anderen Meerestieren als Futter dienen, kann der Mikroplastikmüll in die Nahrungskette bis zum Menschen geraten.

Dass die Weltmeere mit Plastikmüll verseucht sind, ist bekannt. Ebenso die Tatsache, dass geringste Kunststoffpartikel in den Gewässern von Bächen, Flüssen Seen und Meeren schwimmen. Mikropartikel, die von Seevögeln und Fischen aufgenommen werden und so auch in die Nahrungskette des Menschen gelangen können. Wie sich aber die Situation in tieferen Meeresgewässern darstellt, war bislang noch wenig erforscht.

Ein Team der irischen Universität Galway hat nun Untersuchungen von Fischbeständen im Tiefseebereich angestellt und dabei erschreckende Daten zutage gefördert: Fische, die in von Menschenhand normalerweise unberührten Regionen leben, sind ebenfalls mit Mikroplastik verseucht. Bei den Untersuchungen im Nordwestatlantik konnten bei drei von vier Fischen derartige Partikel nachgewiesen werden.

Mikroplastik auch in der Tiefe

Die Forscher um Alina Wieczorek vom Earth and Ocean Science und Ryan Institute untersuchten ein Gebiet 1.200 Kilometer westlich von Neufundland. Die Experimente wurden an Fischbeständen vorgenommen, die in Tiefen unterhalb von 300 bis 1.000 Metern unter der Meeresoberfläche leben.

Insgesamt wurden die Innereien von 233 Fischen von sieben verschiedenen Arten untersucht. Mittels der Fourier-Transformationsspektroskopie konnten in den Därmen der untersuchten Fische alkalische organische Substanzen nachgewiesen werden. Bei 35 weiteren Präparaten konnten eindeutig Mikroplastikpartikel von einer Größe unter 0,7 Mikrometer nachgewiesen werden. Die Laborbedingungen waren derartig gestaltet, dass spezielle Feinfilter verhinderten, dass Mikropartikel aus der Laborluft in die Präparate dringen konnten. Der Nachweis der Plastikpartikel musste also darauf zurückzuführen sein, dass die Tiere diese bereits im Meer zu sich genommen haben.

„Wir waren von dem Fund überrascht, normalerweise leben die Tiere in mesopelagischen Bereichen des Meeres“, erklärte Forschungsleiterin Wieczorek. „Dies sind Bereiche, die relativ isoliert vom Einfluss des Menschen, also auch vom Vorkommen von Mikroplastik, sind.“ Die Forscher können sich ihr Ergebnis nur dadurch erklären, dass die Fischschwärme von Zeit zu Zeit an die Oberfläche kommen und dort Plastikpartikel aufnehmen.

Drei Viertel der Fischarten sind betroffen

Generell kamen die Wissenschaftler zum Ergebnis, dass drei Viertel der untersuchten Fischarten Mikroplastikpartikel enthielten. Einige spezielle Arten der Borstenmäuler hatten sogar zu 100 Prozent Mikropartikel in ihren Därmen.

Bei näheren Untersuchungen stellten die Wissenschaftler fest, dass die Mikropartikel aus Plastikfasern stammten, wie sie zum Beispiel bei der Herstellung von Fleece-Pullovern verwendet werden. Beim maschinellen Waschen lösen sich diese Faserteile ab und gelangen mit dem Abwasser in den Wasserkreislauf.

Partikel in der Nahrungskette

Die untersuchten Fischbestände dienen häufig größeren Fischen, von Heringen bis zu Thunfischen, als Nahrungsmittel. Die irischen Forscher dokumentierten, dass die Belastung der Meere durch Plastikpartikel auch in größeren Tiefen zunimmt. Mit der Aufnahme der von Mikroplastik verseuchten Kleinfische gelangen die Partikel auch in die größeren Tierbestände und könnten sich letztendlich auch in der Nahrungskette der Menschen wiederfinden, warnen die Meeresbiologen von Galway. Sie sehen eine deutliche Bedrohung des Ökosystems Meer.

„Unsere Forschungen konnten nachweisen, dass selbst bislang als unberührt geltende Zonen dem negativen menschlichen Einfluss unterliegen“, so Wieczorek. Eine Forderung der Forscher ist, das Verwenden von Mikroplastikpartikeln in Kosmetika und Zahnpasten weltweit zu verbieten.