Amerikanische Firmen stellen sich gegen Waffenlobby

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Nach dem jüngsten Schul-Massaker gehen US-Firmen gegen Waffen und deren Lobby vor – und werden von der Politik bedroht.

Der Amokläufer von Florida hat ganz legal eine Waffe in einem Geschäft der Sportkette Dick’s Sporting Goods gekauft. Nun nimmt die Kette Sturmgewehre aus dem Angebot. Andere Firmen gehen ebenfalls gegen Waffen und die Waffenlobby vor – und werden von der Politik bedroht.

Von unserem Korrespondenten John Dyer

Amerikanische Firmen gehen im Kampf gegen Waffen voran. Auslöser war das Massaker in Parkland im US-Bundesstaat Florida, das im vergangenen Monat 17 Menschenleben gekostet hat. Dick’s Sporting Goods, die größte Kette der USA für Sportartikel und andere Aktivitäten unter freiem Himmel, sowie Walmart haben am Mittwoch strengere Vorschriften für Waffenverkäufe verkündet.

Schütze war Kunde bei Dick’s Sporting Goods

Edward Stack, Chef von Dick’s Sporting Goods, erklärte, dass sein Unternehmen zwar das verfassungsgemäße Recht auf Waffenbesitz respektiere. „Aber wir müssen helfen, das Problem zu lösen, das vor uns liegt. Waffengewalt ist eine Epidemie, die zu viele Menschenleben fordert, darunter auch die größte Hoffnung für die Zukunft Amerikas – unsere Kinder.“

Die Firma aus Pittsburgh will auch keine Sturmgewehre mehr verkaufen. Der 19-jährige Schütze Nicholas Cruz hatte ein solches am 14. Februar genutzt. Der Verkauf von Magazinen für große Munitionsmengen und Vorrichtungen, durch welche halbautomatische Waffen schneller feuern können, wird ebenfalls gestoppt.

Stack gab an, dass Cruz in der Vergangenheit ein Kunde von Dick’s Sporting Goods war. Er habe im November 2017 eine Schrottflinte gekauft, also nicht die Waffe, die er bei dem Massaker genutzt hat. „Aber es hätte so sein können.“

Waffenlobby will Altersgrenze verhindern

Walmart hatte viele dieser Maßnahmen bereits im Jahr 2015 ergriffen und entschied sich nun, den Verkauf von Waffen an junge Menschen zu stoppen. Damit folgen beide Firmen dem konservativen republikanischen Gouverneur Rick Scott aus Florida, der eine Erhöhung der Altersgrenze auf 21 für den Kauf eines Gewehrs fordert.

Die Lobbygruppe National Rifle Association (NRA) argumentierte, dass die Altersgrenzen verfassungswidrig seien. Das Bundesgesetz verbietet bereits Erwachsenen unter 21 Jahren den Kauf einer Handfeuerwaffe bei einem lizenzierten Waffenhändler. Wenn das Verbot nun auf alle Waffen ausgeweitet wird, würde den 18- bis 20-Jährigen das Recht auf Waffenbesitz komplett genommen. „Wir benötigen ernsthafte Vorschläge, um Gewaltverbrecher und gefährliche Geisteskranke am Erwerb von Feuerwaffen zu hindern“, erklärte die Lobbygruppierung. „Die Verabschiedung eines Gesetzes, das es für einen 20-Jährigen illegal macht, eine Schrotflinte für die Jagd zu kaufen, oder für eine erwachsene alleinerziehende Mutter den Kauf des effektivsten Selbstverteidigungsgewehrs, bestraft gesetzestreue Bürger für die bösen Taten von Kriminellen.“

Vizegouverneur schützt NRA

Die NRA verliert jedoch auch bei anderen Unternehmen zunehmend an Unterstützung. Die Fluglinien Delta und United, die Autovermieter Avis und Hertz, der Versicherungsriese Metlife und die Hotelkette Best Western haben Vereinbarungen mit der NRA zum Marketing oder über Rabatte beendet. „Die Entscheidung von Delta verdeutlicht die neutrale Position der Fluggesellschaft in der aktuellen nationalen Debatte über Waffenkontrolle angesichts aktueller Schulschießereien“, erklärte die in Atlanta ansässige Fluggesellschaft.

Das Unternehmen wurde daraufhin kritisiert. Regierungsmitglieder aus Georgia drohten Delta damit, Steuervergünstigungen zu streichen. „Ich werde jede Steuergesetzgebung abschaffen, die Delta zugutekommt, es sei denn, das Unternehmen ändert seine Position und stellt seine Beziehung zur NRA wieder her“, schrieb Vizegouverneur Casey Cagle auf Twitter. Der Republikaner steht dem Senat des Bundesstaats Georgia vor und will im November Gouverneur werden. „Firmen können Konservative nicht angreifen und erwarten, dass wir nicht zurückschlagen“, schrieb er.