USAAfroamerikaner sind in der Coronavirus-Krise besonders betroffen

USA / Afroamerikaner sind in der Coronavirus-Krise besonders betroffen
Afroamerikaner haben eher nicht das Privileg, von zu Hause aus arbeiten zu können Foto: Frank Franklin II/AP/dpa

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Das Coronavirus kennt keine ethnischen Grenzen. In den USA scheinen aber Afroamerikaner besonders von der Pandemie betroffen. 

Zwar gibt es keine landesweiten Statistiken, doch Zahlen aus einer Reihe von Bundesstaaten zeichnen ein erschreckendes Bild: Im Südstaat Louisiana stehen Schwarze für 33 Prozent der Bevölkerung, aber 70 Prozent der Todesfälle. In Illinois, wo der Bevölkerungsanteil von Afroamerikanern 14 Prozent beträgt, sind 42 Prozent der Toten Schwarze.

Rund 70 Prozent der Coronavirus-Toten in der Großstadt Chicago sind Afroamerikaner, bei einem Bevölkerungsanteil von 30 Prozent. „Bei diesen Zahlen verschlägt es einem den Atem“, sagte Bürgermeisterin Lori Lightfoot diese Woche. „Das ist ein Aufruf an uns alle, zu handeln.“

Für die schockierenden Zahlen gibt es eine Reihe von Gründen: Armut, soziale Benachteiligung, Diskriminierung, die Schwächen des Gesundheitssystems. So leiden Afroamerikaner in den USA armutsbedingt häufiger an chronischen Krankheiten, die wiederum eine Infektion mit dem Coronavirus viel gefährlicher machen. „Wir wissen, dass Schwarze ein höheres Risiko für Diabetes, Herzerkrankungen und Lungenerkrankungen haben“, sagte jüngst der oberste US-Mediziner Jerome Adams – selbst ein Afroamerikaner. Sich selbst sieht der „Surgeon General“ als bestes Beispiel: Er habe Bluthochdruck, Asthma und ein Herzproblem, sagte Adams. „Ich symbolisiere, was es bedeutet, in Amerika arm und schwarz aufzuwachsen.“

Ärmere Stadtteile mit einem hohen Anteil an Schwarzen haben weniger Ärzte und weniger gut ausgestattete Krankenhäuser. Die Krankenversicherungen für Angestellte in Dienstleistungsberufen mit Niedriglöhnen sind schlechter als für andere Beschäftigte. Dutzende Millionen US-Bürger haben keine Krankenversicherung oder sind unterversichert.

Das führte unter anderem dazu, dass Schwarze teilweise weniger Chancen auf einen Coronavirus-Test hatten – und damit auf eine rasche und angemessene Behandlung. James Hildreth vom Meharry Medical College in Nashville, Tennessee, sagte der Nachrichtenagentur AFP, in der Stadt seien die ersten Tests in einem Krankenhaus verfügbar gewesen, das vor allem von versicherten Patienten aufgesucht werde. Erst später waren Tests auch für Ärmere verfügbar.

Diskriminierung bis ins Behandlungszimmer

Untersuchungen aus den vergangenen Jahren deuten auf eine strukturelle Diskriminierung von Schwarzen bis ins Behandlungszimmer hin. Die Anästhesistin Ebony Hilton vom Medical Center der Universität von Virginia sagte, Ärzte würden Symptome bei afroamerikanischen Patienten weniger häufig ernst nehmen oder angemessen untersuchen. Studien zufolge haben Afroamerikaner bei gewissen Krankheitsbildern geringere Chancen, von einem Spezialisten untersucht zu werden.

Der Chef der Ärzteorganisation American Public Health Association, Georges Benjamin, verweist in der Coronavirus-Krise zudem auf die soziale Dimension in der Arbeitswelt. Afroamerikaner würden vermehrt Dienstleistungsberufe mit viel Kontakt zur Bevölkerung ausüben und hätten deswegen ein höheres Ansteckungsrisiko: Busfahrer, Pfleger in Altenheimen, Supermarkt-Verkäufer. Heimarbeit ist da keine Option und die Fahrt in Bus oder U-Bahn unvermeidlich.

„Viele Afroamerikaner und andere ethnische Minderheiten haben ganz einfach nicht das Privileg, zu Hause in Sicherheit zu bleiben“, schrieben Hunderte Mediziner und Bürgerrechtsanwälte diese Woche in einem Brief an das US-Gesundheitsministerium und forderten eine entschiedene Antwort der Regierung.

Zumal das höhere Risiko für Afroamerikaner letztlich ein Risiko für die gesamte Bevölkerung darstellt. „Wenn Menschen mit einem niedrigeren ökonomischen Status und Angehörige von Minderheiten nicht behandelt und nicht getestet werden, werden sie nach Hause geschickt und stecken ihre Gemeinschaft an“, sagte Anästhesistin Ebony Hilton. „Diese infizierten Arbeiter gehen in den Lebensmittelladen, und wenn Amerikaner aus höheren Schichten ihr Essen einkaufen, dann stecken sie sich auch an.“ (AFP)

Graucho
10. April 2020 - 11.27

Es wird wohl mit den Lebens-und Arbeitsbedingungen dieser,leider noch immer,ausgebeuteten ethnischen Gruppe zu tun haben. Indianern,wenn es noch viele gäbe,wäre dasselbe Schicksal wohl zugekommen. Das Land of the Free,das Amerika first ist eben nicht für alle gedacht. Und das nicht erst seit dem Gröpaz Trump. Wie geht es übrigens den armen Teufeln in den Favelas in Brasilien oder den Slums in Afrika? Es wird wohl das gleiche Bild werden. Aber auch hier im Lande der Grande Nation wurde seit der Globalisierung das Gesundheitswesen totgespart, malgré des erhobenen Zeigefingers der Ärzte und Krankenpfleger,die noch knapp vor Corona auf die Straße gingen. Milliarden für Sacré Coeur und F16 Brigaden aber nix für ein sacré hopital. Jetzt geht's zur Kasse und ausgerechnet der Eliteschüler in Finanzen Macron,der aus einer sozialistischen Partei hervorging und dessen Eltern Äzte sind und der schnell neoliberales Gedankengut übernahm muss jetzt ausbügeln. Aber mit seiner Promovierung über Macchiavelli und Hegel weiss er ja wie's gemacht wird. Bei Trumps Fähigkeiten kann man nur hoffen,dass er gute Berater hat,wenn er sie nicht vorher rauswirft.Die Afro-Amerikaner werden wohl nicht betroffen sein von eventuellen Maßnahmen. Aber dieses Virus könnte so manchem Dummschwätzer in der Politik das Genick brechen.