Ägypten rechnet mit neuen Schätzen

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Von unseren Korrespondenten Jacob Wirtschafter und Mina Nader

Ägyptologen haben am Westufer des Nils das Grab eines Goldschmieds aus der Zeit des Neuen Königreichs gefunden. Sie rechnen mit weiteren bedeutenden Funden im Tal der Adeligen. 2018 werde das Jahr der Entdeckungen, so ihre Hoffnung.

Ägyptische Archäologen sind begeistert von dem Goldschmied-Grab, das im sogenannten Tal der Adeligen am Westufer des Nils in Oberägypten gefunden worden ist. In Luxor, der viertgrößten Stadt Ägyptens und Ausgangspunkt für Touristenfahrten dorthin und ins Tal der Könige, wird aber auch Skepsis geäußert, ob man wirklich immer noch mehr ausgraben müsse.

Im nächsten Jahr mehr erwartet

Jedenfalls werde 2018 das „Jahr der Entdeckungen“, erklärten die Archäologen im Staatsdienst. In dem Grab des Goldschmieds aus der Blütezeit der Pharaonen des Neuen Königreichs wurden nicht nur Sarkophage mit Hieroglyphen, sondern auch 40 Grabkegel gefunden, die auf weitere Gräber mit weiteren Schätzen hinweisen. „Das ist ein gutes Zeichen“, meinte Mostafa Waziry, Chef-Archäologe der Regierung in Luxor. „Das heißt, wenn wir weitergraben, dann werden wir vier weitere Gräber finden.“

Das gefundene Grab stammt aus der Zeit, als Ägypten auf dem Gipfel von Macht und Reichtum war, unter Pharao Tutanchamun und den Königinnen Nofretete und Hatschepsut. Sieben Meter unter dem Grab wurde ein weiteres mit mehreren reich geschmückten Sarkophagen entdeckt, die allerdings teilweise stark beschädigt sind.

Hoffnung auf mehr Touristen

Als die Funde am Samstag bekannt gegeben wurden, wurde auch die Hoffnung geäußert, man werde ein neues Pharao-Grab finden. Das würde mehr Touristen nach Luxor locken. Der Fremdenverkehr hatte 2010 mit 3,5 Millionen Besuchern ein Rekordjahr. Nach den Unruhen der ägyptischen Revolution 2011 und nach Anschlägen durch den sogenannten Islamischen Staat in Ägypten war die Besucherzahl deutlich gesunken.

Gegraben wird in der Umgebung von Luxor ständig. Allein 2017 haben Archäologen mehrere Dutzend Statuen einer Kriegsgottheit mit Löwenkopf im Tempel von Amenhotep III. gefunden. Entdeckt wurden weiter Hinweise auf einen 4.000 Jahre alten botanischen Garten. Und das Grab eines Adeligen, Userhat, aus der 18. Dynastie, das Aufschluss über die Familienbande zu Tutanchamun gibt, dem durch seine Goldmaske wohl bekanntesten ägyptischen Pharao.

Tourismusexperte Mahmoud Edris aus Luxor sagte: „Die zunehmenden archäologischen Funde haben die Touristenzahlen im ersten Quartal 2017 um 20 Prozent steigen lassen.“ Das ist auch vor Ort zu sehen, wo die Touristen geduldig in langen Warteschlangen anstehen, um die neuen Sicherheitsschleusen am Karnaktempel zu passieren, die nach den Anschlägen der jüngsten Vergangenheit eingerichtet wurden.

Der nächsten Generation etwas lassen

In den Cafés von Luxor und in den Souvenirläden aber spricht man anders. Dort hat man die Mitteilung über die neuen Funde skeptisch aufgenommen. „Mit all dem, was es für die Touristen hier schon zu sehen gibt – müssen wir da wirklich noch mehr Gräber und Altertümer ausgraben?“, fragte Abu Eish, ein 75-jähriger Kunsthandwerker, der alte Statuen nachfertigt und in seinem Laden verkauft.

Ahmed Nouby, ein Ägyptologe, der an der Pariser Sorbonne studiert hat, gab dem Alten recht: „Wir müssen das erhalten, was wir schon entdeckt haben, und es restaurieren. Es gibt Millionen von Artefakten in den Depots, die oft vernachlässigt werden, die sogar gestohlen und auf dem Schwarzmarkt verkauft werden. Wir sollten das, was übrig ist, für die nächste Generation lassen, damit sie es entdecken kann.“

Der Name des Goldschmieds aus dem neu entdeckten Grab ist noch nicht bekannt. Er ist wichtig, denn Goldschmiede hatten großen Einfluss auf den Pharao. In der damaligen Glaubenswelt „stand ein Goldschmied in direkter Beziehung zu Gott“, sagte Touristenführer Seddik aus Luxor. „Gold war Fleisch des Gottes Amen.“