Raumfahrt„Ab zum Mars!“: Für ein bosnisches Dorf  hat sich die NASA-Mission schon jetzt gelohnt

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Unbemerkt von den Einwohnern von Jezero hatte die Internationale Astronomische Union den Mars-Krater wegen des ähnlichen geografischen Profils bereits 2007 nach dem westbosnischen Flecken benannt Foto: AFP/NASA

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Noch ist der erste Monat der Mars 2020-Mission nicht beendet. Doch für die bosnischen Namensgeber des gleichnamigen Mars-Kraters hat sie sich bereits gelohnt: Die Suche nach Anzeichen von Leben auf dem Mars mehrt in dem von Armut geplagten Dorf Jezero die Hoffnung auf Wiederbelebung.

Eine bosnische Landgemeinde setzt ihre Hoffnung auf eine bessere Zukunft ganz aufs All. Selbst das Ortswappen des blauen Handschuhs soll nach dem Willen der Bürgermeisterin von Jezero bald dem roten Planeten weichen. „Falls wir hier nicht die Bedingungen für ein gesundes Leben schaffen sollten, haben wir einen Reserveort“, scherzt Ortsvorsteherin Suzana Ruzicic: „Wir steigen ins Raumschiff – und ab zum Mars.“

Noch ist der erste Monat der Mars-2020-Mission nicht beendet. Doch für die bosnischen Namensgeber des gleichnamigen Mars-Kraters hat sie sich bereits gelohnt: Die NASA-Suche nach Hinweisen auf einstiges Leben auf dem Mars mehrt in dem lange von Armut und Bevölkerungsschwund geplagten Jezero die Hoffnung auf Wiederbelebung – und eine neue Perspektive.

Als einen der „definitiv schönsten, aber auch ärmsten Orte“ in Bosnien und Herzegowina umschreibt die Zeitung Euro Blic in Banja Luka die Gemeinde, die nach den Sternen greift. Zwei Drittel der rund 1.100 Bewohner sind Serben, ein Drittel muslimische Bosniaken. Gemeinsam ist ihnen die Hoffnung auf einen rund 90 Millionen Kilometer entfernten Planeten: Die Landung des NASA-Rovers „Perseverance“ in dem gleichnamigen Krater unweit des Mars-Äquators hat das verschlafene Jezero in die Schlagzeilen der Weltpresse katapultiert.

Wo die Erde gegen den Mars Volleyball spielt

Unbemerkt von den Einwohnern von Jezero hatte die Internationale Astronomische Union (IAU) den Mars-Krater wegen des ähnlichen geografischen Profils bereits 2007 nach dem westbosnischen Flecken benannt. Als Ruzicic 2018 erstmals davon hörte, dass die Marsmission ausgerechnet Jezero ansteuern sollte, glaubte sie zunächst an einen Witz. Doch als sie 2019 ein NASA-Schreiben mit der Bestätigung des Namensvetters im All erhielt, ergriff die tatkräftige Juristin die PR-Gelegenheit am Schopf: „Für null bosnische Mark haben wir eine einzigartige Reklame erhalten.“

NASA-Sticker für die Kinder aus Jezero – die Erwachsenen hoffen derweil auf Investitionen 
NASA-Sticker für die Kinder aus Jezero – die Erwachsenen hoffen derweil auf Investitionen  Foto: AFP/Elvis Barukcic

„Der Weg zu Investitionen beginnt auf dem Mars“, titelt bereits hoffnungsfroh die Zeitung Glas Srpske in Banja Luka. Die Mars-Geschichte sei schön und nett – aber leben könne man davon auch nicht, maulen skeptische Dorfbewohner. Doch Ortsvorsteherin Ruzica setzt entschlossen auf die Marsmission als Initialzündung für Öko-Tourismus – und hat bereits heimische Universitäten zur Ausarbeitung von Entwicklungskonzepten gewinnen können. Auch von der NASA erhofft sich die 44-jährige Unterstützung: Ein erbetenes Rover-Modell soll zur Attraktion eines dorfeigenen Dokumentationszentrums werden.

Außer Weltraum-Enthusiasten könnten auch Angler und Naturliebhaber in dem forellenreichen Ort am Ufer der Pliva auf ihre Kosten kommen. Immerhin hat trotz Corona bereits der US-Botschafter im 150 Kilometer entfernten Sarajevo den Weg nach Jezero gefunden. Auch Vertreter der Weltpresse waren zugegen, als im Saal der Grundschule zu Ehren der per Videobeam übertragenen Marslandung ein Volleyballspiel von „Erdlingen“ und „Marsbewohnern“ stieg. Hoffnungslos scheint die Lage trotz aller irdischen Probleme keineswegs: Das Planetenduell am Netz konnte die Erde mit 2:0 Sätzen für sich entscheiden.

de spëtzbouf
12. März 2021 - 19.00

Ab zum Mars, denn es bleibt noch so Vieles auf der Erde zu tun!