/ Zusammenarbeit ohne Grenzen
Die Süd-Gemeinden Luxemburgs und ihre französischen Nachbarn arbeiten zusammen daran, zu einem Ganzen zusammenzuwachsen. Das Werkzeug dazu heißt „GECT Alzette-Belval“.
Transport, Pflege und das nachbarschaftliche Zusammenleben: Vor einigen Jahren schon haben sich vier Gemeinden aus dem Süden Luxemburgs (Esch, Monnerich, Sanem und Schifflingen) und acht Gemeinden aus dem benachbarten Frankreich im so genannten GECT Alzette-Belval zusammengetan, um all diese Themen gemeinsam anzupacken. GECT steht für „Groupement européen de coopération territoriale“ und ist ein Werkzeug der Europäischen Union, um grenzüberschreitende Zusammenarbeit dieser Art zu fördern.
Informationsquelle für Bürger
Das GECT sieht sich zum einen als Informationsquelle für Bürger und zum anderen als Schnittstelle, über die Gemeinden und Bürger von beiden Seiten der Grenze Kontakt zu den Behörden der jeweils anderen Seite aufnehmen können. Diese Rolle wird etwa dann deutlich, wenn eine Organisation aus Luxemburg eine Veranstaltung in Frankreich organisieren will und das GECT ihr bei den ungewohnten Behördengängen unter die Arme greift.
Die Anstrengungen dieser Kooperation sollen in Zukunft für die fast 96.000 Einwohner dieser Gemeinden sichtbarer werden, so Nachhaltigkeitsminister François Bausch, der derzeit den Präsidentenposten des GECT bekleidet, am Montag vor der Presse.
Schwerpunkt: Transport
Wenig überraschend ist ein Schwerpunkt des GECT der grenzüberschreitende Transport. Beim öffentlichen Transport gebe es Koordinationsbedarf, so Dorothée Habay-Lé, Direktorin des GECT. Zwar gibt es in der Grenzregion viele Bus- und Zuglinien; oft seien sie aber nicht aufeinander abgestimmt. Vielfach seien die Linien und die Tarife auch reichlich unbekannt, so dass Einwohner Luxemburgs, die etwa eine Kulturveranstaltung in Frankreich besuchen, auf das Auto zurückgreifen, obwohl es Busanbindungen gibt. In einer Arbeitsgruppe wird an Verbesserungsmöglichkeiten geforscht.
Derzeit erstelle die niederländische Agentur Ligtermoet&Partners eine Studie zu den Fahrradwegen in Luxemburgs Süden für die Regierung. Die Studie schließe die benachbarten Gemeinden mit ein, erklärt Bausch. Die Regierung habe in der Vergangenheit bereits mit den Holländern zusammengearbeitet. Oft sei viel Infrastruktur auf beiden Seiten vorhanden und es gelte nur, sie zu verbinden, erklärt Habay-Lé.
Entscheidungskompetenz ist vorhanden
Die Frage, ob das GECT auf französischer Seite Zugang zu hochrangigen Politikern (in Paris) habe, die etwa in Sachen Transport Entscheidungskompetenzen haben, bejaht Bausch. Er stelle diese Verbindung her. Mit seiner neuen Amtskollegin habe er bereits mehrfach gesprochen.
Doch auch wenn der Transport für das GECT gewissermaßen ein Schwerpunkt ist, geht die Zusammenarbeit weit darüber hinaus. So will das „Groupement“ auch in Sachen Bildung weiter fördern und informieren. Als Beispiel für ein grenzüberschreitendes Bildungsprojekt gilt eine neue Form der Lehre, an der sich mehrere Schulen aus Luxemburg und Frankreich ab dem nächsten Schuljahr beteiligen. Dann können Lehrlinge den praktischen Teil ihrer Ausbildung in Luxemburg und den theoretischen Teil in Frankreich absolvieren. Das GECT zählt es zu seinen Aufgaben, über solche Kooperationen zu informieren.
„Gemeinsame Identität“ fördern
Ein weiteres Anliegen des GECT sind die Zusammenarbeit der drei Krankenhäuser Esch, Mont-Saint-Martin und Thionville sowie das Selbstverständnis der Bürger der GECT-Gemeinden, die Dienste all dieser Krankenhäuser nutzen zu können. Das GECT informiert zum Beispiel auf seiner Internetseite (www.gectalzettebelval.eu) darüber, welche Behördengänge nötig sind, um sich im Ausland verarzten zu lassen.
Schließlich zielt das GECT darauf ab, eine „gemeinsame Identität“ aufzubauen. Kulturveranstaltungen auf beiden Seiten sollen mittels GECT auf beiden Seiten der Grenze beworben werden. Schulkassen sollen sich begegnen. Die grenzüberschreitende Sicht soll zu einem Automatismus werden, so Habay-Lé. Die Vision existiere, so Bausch, es gelte, sie umzusetzen.
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