Strategie Exit: Fünf Prostituierte kehren Luxemburger Rotlichtmilieu den Rücken

Strategie Exit: Fünf Prostituierte kehren Luxemburger Rotlichtmilieu den Rücken
Von den 15 Prostituierten, die sich in Luxemburg um eine Begleitung beworben hatten, konnte nur ein Drittel dem Milieu den Rücken kehren

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Seit der Einführung der „Strategie Exit“ im Oktober 2015 haben fünf Prostituierte den Sprung aus dem Luxemburger Rotlichtmilieu geschafft. Allerdings scheint das Projekt noch immer mit Startschwierigkeiten zu kämpfen: Von den 15 Frauen, die den Dienst in den letzten vier Jahren in Anspruch genommen haben, konnte lediglich ein Drittel seine Vergangenheit auch tatsächlich hinter sich lassen.

Von Eric Hamus

Die „Strategie Exit“ ist ein wichtiger Bestandteil des nationalen Aktionsplans zur Prostitution (PAN), der 2016 offiziell angenommen und in Etappen umgesetzt wurde. Tatsächlich ist das Gewerbe, sofern es freiwillig ausgeübt wird, in Luxemburg nicht verboten. Da die Tätigkeit aber mit enormen Risiken verbunden ist, hat sich die Regierung dazu entschieden, die Betroffenen zumindest zu umrahmen und entsprechende Ausstiegsmöglichkeiten anzubieten. Und genau dort soll „Exit“ ansetzen. Anlaufstelle ist das Drop-In des Roten Kreuzes, wo sich die Liebesarbeiterinnen kostenlos untersuchen und beraten lassen können.

Seit der Einführung der Strategie vor vier Jahren wollten insgesamt 15 Personen den Dienst in Anspruch nehmen. In fünf Fällen war die Begleitung erfolgreich, während zwei weitere Prostituierte aktuell noch umrahmt werden. Drei Anfragen wurden abgelehnt, weil die Betroffenen die Voraussetzungen nicht erfüllten, und fünf weitere Personen haben die Begleitung wieder abgebrochen. Das geht aus einer Antwort der Ministerin für Chancengleichheit, Corinne Cahen, auf eine parlamentarische Frage der Abgeordneten Nancy Arendt (CSV) hervor.

Langer Atem notwendig

Allerdings betont die Ministerin, dass es noch weitere Betroffene geschafft hätten, das Milieu zu verlassen; das aber aus eigenen Kräften oder mit der Hilfe ehemaliger Kunden. Das habe sie aus Gesprächen mit den Verantwortlichen des Drop-In erfahren. Es sei auch aufgefallen, dass Programme im Ausland mit ähnlichen Problemen zu kämpfen haben. Tatsächlich sei es nicht einfach, dem Rotlichtmilieu den Rücken zu kehren, so Corinne Cahen.

Langer Atem sei notwendig, da das zweijährige Programm die Betroffenen vor mehrere Probleme stellt, die nicht nur psychologischer Natur seien. Eine erste Herausforderung stelle die Wiedereingliederung in den Arbeitsmarkt dar. Sprachliche Nachteile, kulturelle Unterschiede und Bildungsdefizite seien weitere Hürden, während auch die angespannte Lage auf dem Wohnungsmarkt und die Trägheit mancher administrativen Vorgänge einen erfolgreichen Abschluss gefährdeten.

Es sei aber falsch, die Sicherheitsprobleme im hauptstädtischen Bahnhofsviertel allein auf die Prostitution zurückzuführen, warnt die Ministerin für Chancengleichheit. Die aktuelle Lage habe viele Facetten, die nur mit einer gemeinsamen Herangehensweise der Behörden mit allen Akteuren und sozialen Dienstleistern zu lösen sei.