Zu Besuch bei Fußballnationalspieler Maxime Chanot: Titel, Trophäen und DMX in der Dusche

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Im November wählt die amerikanische Fußballliga MLS ihre Spieler und Trainer der Saison. Möglicher Kandidat für den Titel „Verteidiger des Jahres“ ist der Luxemburger Profi Maxime Chanot, der beim New York City FC spielt. Dies bestätigte er erneut am Samstagabend beim Derby gegen Red Bull.

Es könnte sein Jahr werden: Eine Leistungssteigerung gegenüber 2018 hat zur Folge, dass Maxime Chanot derzeit als Kandidat für den Titel des MLS-Verteidigers der Saison gehandelt wird. Ob er es tatsächlich in die engere Auswahl geschafft hat, entscheidet sich in einem Monat. „Seine mentale Verfassung war viel besser“, hatte NYCFC-Coach Domenec Torrent bereits im Juli erklärt. „Seine Saison-Vorbereitung verlief wesentlich besser als im Jahr zuvor. Ich habe bei ihm ein gutes Gefühl, umgekehrt genauso. Genau darum geht es. Er hat sich zu 100 Prozent verbessert, weil er es will.“

Seine „Skills“ haben die Fans auf YouTube zusammengefasst: Die Ausschnitte zeigen einen Innenverteidiger bei fehlerlosen Balleroberungen oder präzisen Pässen in die Schnittstellen. Auswärts meist in einer Dreierkette (in der Chanot bereits alle Positionen gespielt hat) hatte sich der Trainer am Samstag wieder für die klassische Viererverteidigung entschieden.

Doch nicht nur persönlich läuft die aktuelle Saison fast wie am Schnürchen: Das Hudson-River-Derby war für die Elf aus dem Yankee-Stadium die perfekte Gelegenheit, den Stadtrivalen auf sechs Punkte zu verdrängen.

Mit aktuell 47 Punkten und ein- beziehungsweise zwei Partien weniger gegenüber den beiden Führenden hat der NYCFC als Tabellendritter sein Schicksal noch selbst in der Hand. Gewinnt City die Eastern Conference, ist ein Platz im Halbfinale der Play-offs sicher. Ansonsten führt der Weg zum MLS-Titel über die Qualifikation.

Verdienter Derbysieg

Doch das hart umkämpfte Derby war kein Selbstläufer. Der Patron und seine Kollegen in Hellblau standen von Anfang an unter Druck. Die Führung der „Bullen“ lag in der Luft und war in der 11. schon unter Dach und Fach. „Ehrlich gesagt muss ich mir die Bilder selbst noch einmal ansehen. In zwei, drei Ballkontakten waren sie vor dem Tor und gehen bei ihrer ersten Torgelegenheit in Führung. Es blieben 80 Minuten, deshalb habe ich mir keine Sorgen gemacht. Wir haben das Spiel in die Hand genommen und hätten die Partie eigentlich schon vor der Pause entscheiden können.“

Acht der folgenden neun Torschüsse gingen danach auf das Konto des New York City FC: Nach unter anderem zwei Lattenknallern gelang den Hausherren der verdiente Ausgleich zu einem entscheidenden Moment gleich vor der Pause. Nach dem Dreh besorgte Heber das 2:1.

Rückschläge in der Vergangenheit

Der persönliche Höhenflug ist für Chanot keine Selbstverständlichkeit. In der Vergangenheit musste er einige Rückschläge wegstecken: „Vor zwei Jahren hat mich eine Adduktorenverletzung fast vier Monate gekostet. Letztes Jahr kamen nach 20 Spielen persönliche Probleme mit den damit verbundenen Reisen nach Europa dazwischen, sodass ich nicht mehr die erste Wahl war. Der Klub hat mir in dieser schweren Phase den Rücken gestärkt, weshalb ich mich heute auch hier nach wie vor sehr wohl auf dem Platz fühle.“

In ein paar Monaten könnte die Krönung folgen. Sowohl für den MLS-Titel als auch für die Wahl des „Defender of the year“ stehen noch alle Chancen offen: „Wir werden sehen, wie das am Saisonende aussieht. Die Leute reden von dieser Wahl, das freut man natürlich. Meist gehen solche Titel an Mannschaften, die im Saisonfinale stehen. Es wird also auch an der Kollektivleistung hängen. Ohnehin steht der Klub im Vordergrund.“ Trotzdem wäre so eine Auszeichnung ein Riesenerfolg: „Es wäre eine schöne Belohnung für all die Arbeit, die ich gemacht habe, seit ich Profi bin.“


3 Fragen an Maxime Chanot

Tageblatt: Sie spielen am anderen Ende der Welt. Wann haben Sie zuletzt Kontakt mit dem Nationaltrainer Luc Holtz gehabt?

Maxime Chanot: „Wir stehen oft in Kontakt und telefonieren regelmäßig. Es ist nicht leicht, mit den verschiedenen Terminen. Ich versuche immer, für die Nationalmannschaft zur Verfügung zu stehen. Luc Holtz ist ein Coach, bei dem man hart arbeiten muss, aber ich habe mich auch dank ihm weiterentwickelt. Was wir derzeit mit dieser Mannschaft erleben, ist wirklich außergewöhnlich und ich kann es kaum erwarten, im September wieder dabei zu sein. Ich bin glücklich, ein Teil dieses Teams zu sein, das sehr viel Potenzial besitzt.“

Hat Sie das Ukraine-Spiel und die damit verbundene Entscheidung auf dem Grünen Tisch sehr beschäftigt?

„Ja, beschäftigt hatte mich das schon. Es herrschte dieses Gefühl der Ungerechtigkeit – angefangen bei der Tatsache, dass wir das Hinspiel ohnehin auf dem Rasen nicht hätten verlieren dürfen. Die Waage wäre andersrum wieder im Gleichgewicht gewesen. Schade, denn so würde die Tabelle ganz anders aussehen.“

Mit Nordirland, Serbien, Dänemark und Portugal stehen noch mehrere internationale Termine auf dem Programm. Werden Sie immer dabei sein können?

„Ich hoffe es – und ich werde alles dafür geben. Die Meisterschafts-Play-offs finden zeitgleich statt, doch die Nationalmannschaft genießt die Priorität, da ich mein Land vertreten will. Der Klub weiß und versteht das auch, deshalb dürfte es in dieser Hinsicht keine Probleme geben.“


Cooler Typ: Perfekt gestylt, im dunkelblauen Anzug und mit Piloten-Sonnenbrille auf der Nase erschien Maxime Chanot zwei Stunden vor Anpfiff vor dem Eingang des berühmt-berüchtigten Stadions mitten in der Bronx. Mit dem mittlerweile fast obligatorischen Designer-Kulturbeutel unter dem Ärmel nahm er sich die Zeit, alle Fans zufriedenzustellen, posierte für Selfies und gab Autogramme. Dies ist einer der Gründe, warum er bei den Anhängern des Klubs sehr beliebt ist: Die Amerikaner beteuerten auf Nachfrage immer wieder, es würde sich beim Luxemburger um einen äußerst bescheidenen Sympathieträger handeln.

 

DMX und Dauerwinken: In Sachen Marketing lässt sich die MLS nicht lumpen. Auch der New York City FC hatte am Wochenende einen Werbe-Coup gelandet. Kein Geringerer als Hip-Hop-Star DMX war am Samstag einer der prominenten Gäste im Yankee Stadium – im hellblauen Trikot. Für die Spieler sind solche Promi-Besucher in der Umkleide zur Gewohnheit geworden. Vor einer Woche war Sängerin Ashanti vorbeigekommen.

Für Fußball-Puristen wäre ein Ausflug in die MLS wohl nichts: Neben den riesigen Reklame-Tafeln wären vor allem die 90-minütigen Einblendungen des winkenden Publikums – das sich auf dem riesigen Bildschirm erkannte – zu viel Ablenkung vom Wesentlichen gewesen.