Y wie Ybalon

Y wie Ybalon
(dpa/Illustration)

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Von ›Y‹ ist wenig zu erwarten. Zwar geht es ›Y‹ nicht so schlecht wie ›X‹ und ›Q‹, aber ohne Fremdanleihen kommt ›Y‹ nicht aus.

Daher gibt auch Flöz, ohne genau zu wissen, wo der Stoff dazu herkommt, ein merkwürdiges Beispiel von der allmählichen Verfertigung einer Geschichte aus einem in der Not hingesetzten Anfang:

„Vielleicht stimmt es auch nicht, was man sich über Ybalon erzählt: Als vor langer Zeit eine Handvoll Schiffe aus der Ferne an der Küste von Ybalon vor Anker ging und die Fremden ausschwärmten, um die Insel zu erkunden, sollen sich die Einheimischen in das Landesinnere zurückgezogen haben. Sie waren, wie es ihrer Mentalität entsprach, eher zurückhaltend und misstrauisch; und schließlich hatten sie aus ihren Teilen der Welt gehört, dass man von Fremden, die von weither kämen und für alle Eventualitäten gerüstet seien, nichts Gutes erwarten dürfe. Als die Fremden das ihnen unbekannte Eiland, das auf keiner Seekarte verzeichnet war, betraten und die Unterkünfte der Einheimischen verlassen vorfanden, glaubten sie als kriegserprobte Kämpfer zunächst an einen Hinterhalt. Doch je mehr Zeit verstrich, desto mehr verflüchtigte sich ihr Argwohn. Sie verließen ihre Schiffe, richteten es sich in den leer stehenden Häusern, die ihnen größere Bequemlichkeiten gewährten, als sie es von daheim gewohnt waren, gemütlich ein und ließen es sich einstweilen gut ergehen. Unterdessen wuchs im Lager der Einheimischen die Sorge. Späher berichteten davon, wie es in ihrem Dorf zuging und dass dem Anschein nach vorerst keine Aussicht auf Rückkehr dorthin bestünde. Niemand wollte sich ausmalen, was passieren würde, wenn es auch noch weitere Fremde auf ihre Insel zöge und sie unter diesen Umständen dazu gezwungen wären, sich ein anderes, vielleicht sogar in weiter Ferne liegendes Domizil zu suchen. Bei einigen, zumal bei den Jüngeren unter ihnen, löste dieser Gedanke allerdings eine für ihre Gemeinschaft ungewöhnliche Trotzhaltung aus. Sie sannen darüber nach, wie man den ungebetenen Gästen beikommen könne, und hatten, nach Tagen fieberhaften Planens, auch schon alle Vorbereitungen für einen nächtlichen Angriff getroffen, als ganz unerwartet und wie aus heiterem Himmel sich die Kunde verbreitete, dass die ersten Schiffe im Begriff seien, ihre Segel zu hissen, und dass hektisch anmutende Bewegungen in ihrem Dorf keine andere Schlussfolgerung zulassen würden, als dass ein geschlossener Abzug der Invasoren unmittelbar bevorstünde.

Als tags darauf kein Segelmast mehr am Horizont zu sehen war, begaben sich die Einheimischen zurück in ihre Besitzungen. Sie rechneten mit dem Schlimmsten, glaubten an Verwüstungen, die die Fremden bei ihrem fluchtartigen Aufbruch zurückgelassen hätten, und sahen sich schon auf Monate, wenn nicht auf Jahre mit dem Wiederaufbau ihrer Stätten beschäftigt. Doch nichts davon traf ein. Manches fanden sie nicht so vor, wie sie es verlassen hatten, manches andere war für immer verloren; aber verglichen mit dem, was sie erwartet hatten, war der Schaden keiner Rede wert. Sie gratulierten sich gegenseitig, konnten ihr Glück kaum fassen, und sahen sich, während sie den Jüngeren tief in die Augen blickten, in ihrem zurückhaltenden Vorgehen noch im Nachhinein bestärkt. Allerdings waren sie nicht imstande, sich zu erklären, was die Fremden so plötzlich dazu bewogen haben mochte, ihrer Insel den Rücken zu kehren. Etwas musste sie beunruhigt, gar verschreckt haben, ein Himmelszeichen vielleicht oder eine Krankheit, die sich auf einmal und unkontrolliert unter ihnen ausgebreitet hatte. Sie hatten jedoch niemanden zurückgelassen, und Spuren, die auf Leiden und Gebrechen hinweisen konnten, waren ebenfalls nicht auszumachen. Man wunderte sich nur, dass in jedem Haus das Buch, das man auf Ybalon seit Kindesbeinen kannte, an der gleichen Stelle aufgeschlagen lag. Dort sollen folgende Verse gestanden haben:

Balang sarô rimpós saiyang katungdán / si duluhan asín si uripon / ginagalang an katanusan / kan kasunò sa haróng asín ginikanan. // Uminabót an dakulang bahâ / na dará kan pag-unos / na si gabós na dagâ / nag-iba an kamugtakan.“