LuxemburgWeniger Einbrüche, mehr Kontrollen: Polizei zieht Zwischenbilanz des Covid-Jahres

Luxemburg / Weniger Einbrüche, mehr Kontrollen: Polizei zieht Zwischenbilanz des Covid-Jahres
Mehr als 17.000 Kontrollen hat die Polizei seit März im Zusammenhang mit den Corona-Maßnahmen durchgeführt Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

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Sie stehen im Kampf gegen Covid-19 und die sanitäre Krise an vorderster Front, ernten aber eher selten Applaus: Luxemburgs Polizeibeamte waren in den vergangenen neun Monaten besonders gefordert. Die Pandemie hat auch ihren Alltag kräftig durcheinandergewirbelt. „Insgesamt hat die Pandemie einen großen Einfluss auf die Polizei“, heißt es aus der Pressestelle. Eine erste Zwischenbilanz.

Wie viele Bürger, Behörden und Unternehmen wurde auch die Luxemburger Polizei von der Pandemie überrumpelt. Pausenlos klingeln seit März 2020 die Telefone, Beamte werden von Anfragen und Beschwerden regelrecht überschüttet. Konfrontiert mit besorgten Bürgern und frustrierten Unternehmern, müssen sich die Polizisten nicht nur als Kriminalitätsbekämpfer, sondern immer öfter auch als Ordnungshüter und Schlichter beweisen.

Für viele Beamte bedeutet die Pandemie eine Mehrfachbelastung, wurde ihr Arbeitspensum um etliche Aufgaben erweitert, wie etwa Kontrollen zur Einhaltung der Corona-Maßnahmen. Insgesamt wurden seit Mitte März rund 17.000 solcher Kontrollen durchgeführt, wie eine Sprecherin der Polizei gegenüber dem Tageblatt bestätigt. Dabei seien herkömmliche Einsätze noch gar nicht mit einberechnet: „Diese Kontrollen kommen noch zur klassischen Polizeiarbeit hinzu“, so die Sprecherin.

Für exakte Zahlen sei es aber noch zu früh. Detaillierte Auswertungen zu den Statistiken des letzten Jahres werden in den kommenden Wochen vorgenommen und erst zu einem späteren Zeitpunkt im Rahmen der Präsentation der „Chiffres de la délinquance“ veröffentlicht. Eine erste Zwischenbilanz sei aber möglich: „Dass die sanitäre Krise zumindest aber punktuelle Auswirkungen auf verschiedene kriminelle Phänomene hatte, scheint auf der Hand zu liegen“, sagt die Polizeisprecherin.

Häuser bleiben weitgehend verschont

So habe man etwa festgestellt, dass zu Beginn der Pandemie tatsächlich weniger Einbrüche gemeldet wurden. Dies gilt insbesondere für die Zeit des ersten Lockdowns zwischen April und Mai 2020. Ähnliche Auswirkungen hatte die Sperrstunde, was nicht weiter verwunderlich erscheint: Wohnhäuser sind in Zeiten der Ausgangsbeschränkungen nur selten leer, was Einbrecher wiederum abschreckt.

Dafür haben sich die Verbrecher aber anderen Zielen gewidmet: „Lockdown-bedingt gab es zwar weniger Einbrüche in Häusern und Wohnungen, dafür waren aber mehr Keller und Garagen betroffen“, berichtet die Mitarbeiterin der Pressestelle. Die Polizei tippt in dieser Hinsicht vor allem auf Beschaffungskriminalität. Man habe auch spezifisch in Kampagnen auf dieses Phänomen hingewiesen. Während der Sommermonate sei die Zahl der Einbrüche dann aber wieder auf das Niveau der vorangegangenen Jahre gestiegen.

Was den Drogenhandel betrifft, so hatten die geschlossenen Grenzen große Auswirkungen auf den Import illegaler Substanzen. Auch wurde während der Ausgangsbeschränkungen weniger auf offener Straße mit Drogen gehandelt. „Was natürlich aufgefallen wäre, weil fast keine Menschen draußen unterwegs waren“, so die Sprecherin. Dennoch konnte auch die Pandemie dem Handel und Konsum von Drogen keinen Riegel vorschieben.

Das Virus hatte vielmehr Einfluss auf die Arbeit der Ermittler, die sich den neuen Begebenheiten anpassen mussten, wie etwa dem Handel hinter verschlossenen Türen. Dennoch habe man etliche Erfolge in der Drogenbekämpfung zu verzeichnen: „Die Zahl der Vorfälle, die von der Polizei im Luxemburger Stadtzentrum und im Bahnhofsviertel festgestellt und bearbeitet wurden, ist gegenüber 2019 enorm gewachsen“, stellt die junge Mitarbeiterin fest.

Hohe Dunkelziffer bei häuslicher Gewalt

Im Rahmen des Lockdowns sei des Weiteren immer wieder die Frage nach einem möglichen Anstieg der häuslichen Gewalt aufgetaucht. „Rein zahlenmäßig aber können wir kein signifikantes Wachstum feststellen“, lautet eine vorläufige Antwort. Die Zahl der diesbezüglichen Einsätze und Klagen sei im Vergleich mit dem Vorjahr relativ stabil geblieben. „Allerdings müssen wir in dieser Hinsicht wie jedes Jahr von einer hohen Dunkelziffer ausgehen“, so die Pressesprecherin, die in diesem Zusammenhang nochmals die Möglichkeit in Erinnerung ruft, den Polizeinotruf 113 auch per SMS zu verständigen.

Positiv ist hingegen der Umstand, dass sich während der Ausgangsbeschränkungen weniger Verkehrsunfälle ereignet haben. „Auch in anderen Bereichen der Polizeiarbeit hat sich die Krise bemerkbar gemacht“, fährt die Mitarbeiterin der Pressestelle fort. So durfte sich das „E-Commissariat“ in Krisenzeiten einer hohen Beliebtheit erfreuen. Die Zahl der Dossiers, die auf diesem Weg eingereicht wurden, sei gegenüber 2019 um 30 Prozent gestiegen.

Natürlich sei die Polizeiführung in all ihren Planungen stets darauf bedacht gewesen, die Beamten vor Infektionen zu schützen, was größtenteils gelungen sei. So weit die Zwischenbilanz. Genaue Zahlen werden zu einem späteren Zeitpunkt nach einer ausführlichen Auswertung des vergangenen Jahres präsentiert. „Insgesamt aber hatte die Pandemie einen großen Einfluss auf die Polizei“, so das Fazit der Pressestelle.

Roberto
23. Januar 2021 - 18.29

Wenn jeder zu hause hockt, wo soll man denn da einbrechen?