CoronaWas die Virus-Mutationen für Luxemburg bedeuten

Corona / Was die Virus-Mutationen für Luxemburg bedeuten
Joel Mossong  Fotos: Editpress-Archiv/Hervé Montaigu

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Das Coronavirus verändert sich. Besonders auf eine in England und eine in Südafrika entdeckte Variante  achten die Experten sehr genau. Das Tageblatt hat sich mit dem Luxemburger Epidemiologen Joël Mossong über die Mutationen unterhalten.

Tageblatt: Bereiten Ihnen die neuen Mutationen von Sars-CoV2 Sorgen, oder sind solche Mutationen für Sie etwas Normales?

Joël Mossong: Beides. Einerseits ist es normal und zu erwarten, dass solche Mutationen vorkommen. Jetzt haben wir allerdings zum ersten Mal Hinweise darauf, dass eine Mutation eine richtige biologische Auswirkung hat, in dem Sinne, dass das Virus ansteckender ist. Warum das so ist, weiß man noch nicht. Aber wir konnten beobachten, dass die neue Mutation sich schnell in England und in Irland verbreitet hat. Das bereitet mir Sorge.

Andererseits sollten wir mit beiden Beinen auf dem Boden bleiben. In anderen Ländern hat sich die Mutation nicht so schnell verbreitet. In Dänemark wurde sie auch entdeckt. Dort ist die Inzidenzzahl in den letzten Wochen trotz des neuen Virus gesunken. Wie sich das Ganze in Europa entwickeln wird, ist eine offene Frage und es gilt jetzt, nicht in Panik zu verfallen.

Ist eine solche Mutation immer „besser“ und „gefährlicher“ als die alte Variante?

Es scheint, als ob sich diese neue Variante besser von einer Person auf die andere überträgt. Gleichzeitig sieht es so aus, als ob sie nicht schlimmer ist, was die Symptome angeht. Erste Zahlen zeigen auch, dass die Mortalität nicht höher ist. Das ist eine gute Nachricht.

Dennoch ist es erstaunlich, dass diese Variante andere Varianten, die vorher aufgetreten sind, so schnell ersetzt hat. Das lässt sich eigentlich nur dadurch erklären, dass sie ansteckender ist.

Es wird auch über weitere Varianten gesprochen – z.B. eine, die in Südafrika entdeckt worden ist. Was macht diese Variante so speziell?

Die Variante ist in England dadurch aufgefallen, dass sie bei Tests ein seltsames „Signal“ gibt. Bei den PCR-Tests wird nach drei solchen Signalen gesucht. Eines dieser Signale ist ausgeblieben. Dadurch konnte die neue Variante schnell verfolgt werden, auch ohne Sequenzierung.  

Als die Variante untersucht worden ist, fiel auf, dass sie sich genetisch stark von dem Vorgänger unterscheidet. Sie hat nicht nur viele Mutationen, sondern auch „Deletions“, bei denen ganze Teile (der RNA, a.d.Red.) des Virus fehlen. Insgesamt stellte man Dutzende Änderungen fest. Viele davon bei dem berühmten „Spike-Protein“, mit dem die Impfung arbeitet.  

Anfangs wurde befürchtet, dass die Impfung bei dieser Variante nicht wirksam ist. Das stellte sich aber als falsch heraus …

Die letzten Studien, die jetzt veröffentlicht werden, weisen darauf hin, dass diese Variante keinen großen Einfluss auf die Immunität hat. Das bedeutet, dass Leute, die geimpft worden sind, auch gegen diese Variante immun sind.

Bei Laborversuchen wurde allerdings gemessen, dass Antikörper, die man durch eine Infektion mit einer alten Variante hat, nicht so gut gegen die südafrikanische Variante wirken. Das soll nicht heißen, dass überhaupt kein Schutz besteht, allerdings weist es darauf hin, dass dieser Schutz nicht so gut ist. Das könnte bedeuten, dass die südafrikanische Variante sich in Zukunft zu einem Problem entwickeln könnte. Aber es kann auch nicht gesagt werden, dass dagegen kein Immunschutz besteht.

Besteht die Gefahr, dass durch das Impfen ein Evolutionsdruck auf das Virus ausgeübt wird?

Das ist ganz klar. Die Impfung übt einen Evolutionsdruck auf die Viren aus, und es kann sein, dass sie in Zukunft versuchen, sich dagegen zu wehren, und sich verändern. Das kennen wir von der Grippe. Allerdings ist bei der Grippe kein so großer Teil der Bevölkerung geimpft, wie es für Covid vorgesehen ist.

Müssen wir damit rechnen, dass Covid uns in alle Ewigkeit begleiten wird und wir, wie bei der Grippe, jedes Jahr eine neue Impfung gegen eine neue Variante brauchen?

Das ist ein wahrscheinliches Szenario. Das Virus werden wir so schnell nicht loswerden und es wird sich mit der Zeit wieder verändern – ganz klar. Wie oft die Impfung „geupdatet” werden muss, bleibt abzuwarten – dafür fehlen uns die Erfahrungswerte. Das Grippeimpfmittel muss alle ein bis drei Jahre verändert werden.

Wir wissen aber, dass das Coronavirus langsamer mutiert als das Grippevirus. Wenn man davon ausgeht, müsste diese Impfung nicht so oft geupdatet werden.

Bislang konnten wir die Impfung noch nicht in der Praxis beobachten und es ist noch nicht geklärt, ob durch das Mittel die Transmission von Viren verhindert werden kann. Mit welchen Annahmen arbeiten Sie?

Wir haben keine Beweise, dass die Impfung Transmissionen verhindert. Aber: „absence of evidence“ ist nicht „evidence of absence“. (dt.: Das Fehlen von Beweisen ist nicht gleichzusetzen mit dem Beweis für das Fehlen). Wir wissen, dass die Impfung den Krankheitsverlauf stark beeinflusst. Klinische Studien haben gezeigt, dass 95 Prozent der Leute gegen die schlimme Krankheit, die Covid sein kann, geschützt werden. Man kann davon ausgehen, dass die Impfung auch einen Einfluss auf die Übertragung hat. Wie groß dieser Einfluss ist, muss noch ermittelt werden.

Als die neue Variante in England entdeckt worden ist, wurde probiert, sie lokal einzugrenzen. Sind solche Versuche nicht von vornherein zum Scheitern verurteilt?

Das würde ich nicht so sagen. Das hängt sehr von der epidemiologischen Situation des jeweiligen Landes ab. England war Ende November, Anfang Dezember in einer Phase steigender Infektionszahlen. Die Politik hat nicht schnell genug einschränkende Maßnahmen getroffen. So konnte das Virus sich schnell verbreiten.

In Luxemburg gehen die Zahlen derzeit zurück. Das zeigt sich beim Large Scale Testing und bei den Messungen in den Kläranlagen. Die Situation hier ist also eine andere und hier muss nicht das Gleiche passieren wie in England.

Anfang Dezember hatten die Menschen in England noch viele Kontakte. Die Geschäfte und die Restaurants waren zum Teil geöffnet. Wir haben hier zurzeit strengere Einschränkungen als damals in England. Das macht sich auch in den Zahlen bemerkbar.

Die Maßnahmen, die bei uns ergriffen wurden, könnten auch dazu beitragen, die Infektionskette mit der neuen Variante ein wenig zu unterbrechen. Von den zwölf Fällen, die wir derzeit haben, sind viele Importe – also Leute, die aus dem Ausland zurückkommen, und zwar nicht nur aus England, sondern auch aus anderen Ländern. Unter den derzeitigen Maßnahmen hat auch diese Variante des Virus es nicht leicht.

Geben diese positiven Zahlen in Luxemburg nicht die Möglichkeit, die Maßnahmen zu lockern? Oder sollte man sie gerade jetzt aufrechterhalten?

Das ist eine politische Entscheidung. Wir müssen uns im Klaren darüber sein, dass eine Lockerung ganz schnell dazu führen kann, dass die Situation umschlägt. Wir müssten vorsichtig sein, wenn wir Einschränkungen aufheben, und nicht zu viele Einschränkungen gleichzeitig aufheben. Sonst wären wir wieder schnell an dem Punkt, an dem wir Anfang November waren, und die Krankenhäuser könnten schnell an ihre Grenzen stoßen. Wir müssen aufpassen, dass wir die Erfolge nicht innerhalb von wenigen Wochen wieder verspielen.

Sie sind kürzlich vom LNS zur Santé gewechselt. Wie kam es dazu?

Diese Entscheidung wurde getroffen, um der Santé auszuhelfen. Ich war Epidemiologe beim Staatslabor und wurde gefragt, ob ich der Direktion behilflich sein kann – u.a. für das Reporting der Epidemiologie. Für mich war das eine interessante Möglichkeit, zu helfen. Ich bin in einigen Ausschüssen dabei, zum Beispiel im Bereich der Bildung und beim Large Scale Testing. Für mich ist das eine interessante Stelle.

Jean Muller
23. Januar 2021 - 18.23

Zusammenfassung der 'Aussagen' von Herrn Mossong: er weiss nichts Genaues, kann nichts Genaues zu nichts sagen, er hat keine Ahnung und redet bloss 'rum um sich irgendwie unverbindlich herauszuwinden. Aber Hauptsache man ist mal in der Zeitung!