14. Januar 1991Vier Schüler starben durch Explosion im „Lycée technique du Centre“

14. Januar 1991 / Vier Schüler starben durch Explosion im „Lycée technique du Centre“
Eine Gedenkplatte an der Außenmauer der Schulwerkstatt, in der sich vor 30 Jahren die Explosion im „Lycée technique du Centre“ ereignete, erinnert an die vier jungen Opfer. Drei starben am Unglücksort, der Vierte der Jungen in einer Spezialklinik in Brüssel.  Foto: Editpress/Hervé Montaigu

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Durch eine Explosion während des Unterrichts in der Automechanikerwerkstatt im „Lycée technique du Centre“ (LTC) sterben vier Schüler. Das Drama auf dem Limpertsberg, heute vor 30 Jahren, hat arg am Sicherheitsselbstverständnis an den luxemburgischen Schulen gerüttelt und in dem Zusammenhang für ein anderes Bewusstsein gesorgt. Ein Rückblick.

„Eine heftige Explosion in der Automechanikerwerkstatt sprengt Fenster und zerstört Türen des Lycée technique du Centre. Überall Flammen. Verkohlte Körper. Unter den Schülern herrscht Panik.“ So beschreibt Tageblatt-Journalist Romain Durlet in einem Zeitungsartikel vor 30 Jahren die Ereignisse vom 14. Januar 1991. Das Unglück fordert vier Menschenleben, ein Lehrer wird schwer verletzt.

Ein Drama. „Ein großer Schock für unser Schulgebäude. Da ist etwas passiert, was keiner auch nur ansatzweise für möglich gehalten hat“, so Jean-Paul Lenertz heute. Seit fast 14 Jahren ist er Direktor der Schule auf dem Limpertsberg. Zur Zeit der Katastrophe im LTC arbeitet er noch in der Privatwirtschaft. „An die dunklen Rauchwolken, die über der Stadt aufsteigen, kann ich mich aber gut erinnern.“

Auch Marc Fischbach, damals Unterrichtsminister, sowie Guy Greiveldinger und Carlo Schmit, damals Lehrer im LTC, haben die Ereignisse nicht vergessen. Sie erzählen von „den Bemühungen, die Opfer zu identifizieren“, dass „einer der vier Schüler die Explosion überlebt und nach Brüssel in eine Spezialklinik gebracht wird, dort aber an seinen Verbrennungen verstirbt“, sowie von „der imposanten Menschenmenge bei der Trauerzeremonie“.

Untersuchung, aber kein Prozess

Die Staatsanwaltschaft ordnet eine Untersuchung an. Dabei kommt wohl heraus, dass eine der nötigen Zulassungen für die Automechanikerwerkstatt der Schule fehlt – und dass die Decke zehn Zentimeter zu niedrig ist. Doch die Untersuchung zeigt auch, dass die Werkstatt im Prinzip in Ordnung ist, trotz der festgestellten Mängel, und dass diese sicher nichts mit dem Unglück zu tun haben. Es ist eher auf einen unsachgemäßen und unvorsichtigen Umgang mit einem Feuerzeug und Waschbenzin zurückzuführen, mit dem die Schüler Werkzeuge reinigen sollten. Zu einem Prozess kommt es am Ende der Ermittlungen nicht.

Am Unglücksort, wo früher die Automechaniker ihren Beruf erlernten, sind heute die Dachdecker untergebracht. An der Außenmauer des Ateliers im Untergeschoss der Schule erinnert eine Gedenkplatte an die vier Opfer. „In diesen Tagen haben wir auch ein Rundschreiben an den ganzen Lehrkörper verschickt, um auf die Ereignisse von damals und in dem Kontext auf die Bedeutung strikter Sicherheitsmaßnahmen aufmerksam zu machen“, sagt Direktor Lenertz. Das sei besonders für jene wichtig, die praktischen Unterricht in den Ateliers erteilen.

Mehr Sicherheit, gewisses Risiko bleibt

Aus unseren verschiedenen Gesprächen wird klar, dass die Katastrophe vom 14. Januar 1991 arg am allgemeinen Selbstverständnis des Sicherheitsgefühls in allen Schulen des Landes gerüttelt hat. Häufigere und genauere Kontrollen besonders auch durch externe Prüfungsbüros sind eine der Konsequenzen davon. Ebenso der regelmäßige Austausch von Material, das wie die Schläuche im Schweißeratelier einem Verschleiß unterworfen ist, der gefährlich werden kann. Auch der Umgang mit leicht entzündbaren Stoffen wie Benzin hat sich geändert, erklärt LTC-Lehrer Franco Zschuppe heute im Atelier der Automechaniker. Beispielsweise durch die Erdung der Behälter, in denen sie aufbewahrt werden, oder durch ein Gerät, welches die Bildung von gefährlichen Gasen verhindert.

2011 kommt es wieder zu einem Zwischenfall im LTC: Ein Rasenmäher, der in einem Innenraum mit Benzin befüllt wird, fängt Feuer. Der Vorfall endet eher glimpflich. Den heute rund 2.400 Schülern und 250 Lehrern des LTC macht er aber wohl einmal mehr deutlich, dass man nie vorsichtig genug sein kann – und dass man allen Sicherheitsbestimmungen zum Trotz nie komplett vor einem Unglück gefeit ist.