/ Vettels perfekte Punktlandung auf dem WM-Thron
Später rang er nach Worten, um seine perfekte Punktlandung auf dem WM-Thron zu erklären. „Einfach unglaublich. Ich kann nicht glauben, dass das heute passiert ist“, sagte der 23-Jährige nach dem größten Erfolg seiner Karriere.
Mit dem Sieg beim Großen Preis von Abu Dhabi krönte sich der Red-Bull-Pilot im heißesten WM-Showdown der Geschichte als zweiter Deutscher nach Michael Schumacher und jüngster Pilot aller Zeiten zum F1-Weltmeister. Als die Hymne für ihn gespielt wurde, schämte sich der junge Champion seiner Tränen nicht, er schlug die Hände vor das Gesicht und ließ die Magie des Augenblicks wirken.
„You are the man“
Fernando Alonso hatte mit der Entscheidung letztlich nichts mehr zu tun, der Ferrari-Star patzte im entscheidenden Rennen der Saison und kam nicht über Rang sieben unmittelbar vor Vettels ebenfalls geschlagenem Teamkollegen Mark Webber hinaus. Auf der Ehrenrunde schüttelte er immer wieder den Kopf, fasste mit beiden Händen an den Helm, freudetrunken, völlig aufgedreht. „You are the man“, funkte Teamchef Christian Horner ins Cockpit, bevor Vettel alle Freude rausbrüllte.
Erste Gratulanten, als Vettel aus dem Auto stieg, waren Lewis Hamilton und Vorgänger Jenson Button. „Als ich über die Linie gefahren bin, wusste ich erst noch gar nicht, ob es gereicht hat, was wir abgeliefert haben“, sagte Vettel: „Ich wollte mich ganz auf mich konzentrieren. Mein Ingenieur sagte mir, es sieht ganz gut aus. Da hatte ich mich erst gewundert.“ Wenige Sekunden später war der Triumph Gewissheit.
„Einmal im ganzen Jahr in Führung zu sein, und dann am Ende ganz oben zu stehen, ist etwas ganz besonderes“, sagte Vettel. Nach einer Saison mit unzähligen Aufs und Abs schaffte er genau im richtigen Moment den Sprung auf Platz eins – zum ersten Mal überhaupt in seiner Karriere.
Genau 2.324 Tage nach Schumachers siebtem und letzten WM-Titel 2004 in Magny-Cours erklang in der Formel 1 wieder die deutsche Nationalhymne für einen Weltmeister. Vettels Freudensprung auf das Podium erinnerte dann auch sehr an seinen Freund Schumacher. Am liebsten hätte er das Podium gar nicht mehr verlassen und nahm mit Red-Bull-Berater Helmut Marko einen großen Schluck aus der Champagner-Flasche. „Wir sind sportlich Weltmeister geworden“, sagte Teamchef Horner: „Auf der Strecke, ohne Stallorder.“
Perfekt
Vettel fuhr von der Pole Position ein perfektes Rennen und holte sich seinen fünften Saisonsieg. Am Ende hatte er mit 256 Punkten vier Zähler Vorsprung vor dem untröstlichen Alonso (252), dem neben einem schwachen Start (von drei auf vier) ausgerechnet eine in der ersten Runde von Schumacher (Crash mit Liuzzi) ausgelöste Safety-Car-Phase einen Strich durch die Titelrechnung machte. An dem früh mit neuen Reifen bestückten Renault-Piloten Witali Petrow kam er danach nicht mehr vorbei und zeigte ihm in der Auslaufrunde sogar wutentbrannt die Faust. Auf WM-Rang drei landete schließlich Webber (242) vor Hamilton (240).
Für Red Bull war Vettels Triumph in der Fahrerwertung sieben Tage nach dem erstmaligen Gewinn der Konstrukteurs-WM die Krönung einer herausragenden Saison.
Hinter Vettel und Hamilton komplettierte dessen McLaren-Kollege Jenson Button als Dritter das Podium. Mercedes-Pilot Nico Rosberg, der wie Petrow schon in der ersten Runde neue Reifen geholt hatte, kam durch diesen Strategiecoup zum Saisonabschluss noch einmal auf Rang vier. Petrow wurde schließlich Fünfter, sein ebenfalls stark fahrender Teamkollege Robert Kubica Sechster.
FORMEL 1 IN ZAHLEN
GP von Abu Dhabi, 19. und letzter WM-Lauf, Endstand nach 55 Runden = 305,47 km: 1. Sebastian Vettel (Deutschland) Red-Bull-Renault 1:39:36,394 Stunden, 2. Lewis Hamilton 0:10,162 Minuten zurück, 3. Jenson Button (beide Großbritannien) beide McLaren-Mercedes 0:11,047, 4. Nico Rosberg (Deutschland) Mercedes 0:30,747, 5. Robert Kubica (Polen) 0:39,026, 6. Witali Petrow (Russland) beide Renault 0:43,250, 7. Fernando Alonso (Spanien) Ferrari 0:43,797, 8. Mark Webber (Australien) Red-Bull-Renault 0:44,243, 9. Jaime Alguersuari (Spanien) Toro-Rosso-Ferrari 0:50,201, 10. Felipe Massa (Brasilien) Ferrari 0:50,868, 11. Nick Heidfeld (Deutschland) Sauber-Ferrari 0:51,551, 12. Rubens Barrichello (Brasilien) Williams-Cosworth 0:57,686, 13. Adrian Sutil (Deutschland) Force-India-Mercedes 0:58,325, 14. Kamui Kobayashi (Japan) Sauber-Ferrari 0:59,558, 15. Sébastien Buemi (Schweiz) Toro-Rosso-Ferrari 1:03,178, 16. Nico Hülkenberg (Deutschland) Williams-Cosworth 1:04,763, 1 Runde zurück: 17. Heikki Kovalainen (Finnland) Lotus-Cosworth, 2 Runden zurück: 18. Lucas di Grassi (Virgin-Cosworth), 19. Bruno Senna (beide Brasilien), 20. Christian Klien (Österreich) beide Hispania-Cosworth, 4 Runden zurück: Jarno Trulli (Italien) Lotus-Cosworth.
Schnellste Rennrunde: Lewis Hamilton 1:41,274 Min. (47. Runde)
Ausgeschieden: Michael Schumacher (Deutschland) Mercedes, Vitantonio Liuzzi (Italien) Force-India-Mercedes (beide 1. Runde/Unfall), Timo Glock (Deutschland) Virgin-Cosworth (44. Runde/Defekt)
Startaufstellung (eine Runde = 5,554 km): 1. Sebastian Vettel (Red Bull) 1:39,394 Minuten, 2. Lewis Hamilton (McLaren-Mercedes) 1:39,425, 3. Fernando Alonso (Ferrari) 1:39,792, 4. Jenson Button (McLaren-Mercedes) 1:39,823, 5. Mark Webber (Red Bull) 1:39,925, 6. Felipe Massa (Ferrari) 1:40,202, 7. Rubens Barrichello (Williams) 1:40,203, 8. Michael Schumacher 1:40,516, 9. Nico Rosberg (beide Mercedes) 1:40,589, 10. Witali Petrow 1:40,901, 11. Robert Kubica (beide Renault) 1:40,780, 12. Kamui Kobayashi (Sauber) 1:40,783, 13. Adrian Sutil (Force India) 1:40,914, 14. Nick Heidfeld (Sauber) 1:41,113, 15. Nico Hülkenberg (Williams) 1:41,418, 16. Vitantonio Liuzzi (Force India) 1:41,672, 17. Jaime Alguersuari 1:41,707, 18. Sébastien Buemi (beide Toro Rosso) 1:41,824, 19. Jarno Trulli 1:43,516, 20. Heikki Kovalainen (beide Lotus) 1:43,712, 21. Timo Glock 1:44,095, 22. Lucas di Grassi (beide Virgin) 1:44,510, 23. Bruno Senna 1:45,085, 24. Christian Klien (beide Hispania)
WM-Stände
Fahrerwertung:
1. Sebastian Vettel 256
2. Fernando Alonso 252
3. Mark Webber 242
4. Lewis Hamilton 240
5. Jenson Button 214
6. Felipe Massa 144
7. Nico Rosberg 142
8. Robert Kubica 136
9. Michael Schumacher 72
10. Rubens Barrichello 47
11. Adrian Sutil 47
12. Kamui Kobayashi 32
13. Witali Petrow 27
14. Nico Hülkenberg 22
15. Vitantonio Liuzzi 21
16. Sébastien Buemi 8
17. Pedro de la Rosa 6
18. Nick Heidfeld 6
19. Jaime Alguersuari 5
Teamwertung:
1. Red-Bull-Renault 498
2. McLaren-Mercedes 454
3. Ferrari 396
4. Mercedes 214
5. Renault 163
6. Williams-Cosworth 69
7. Force-India-Mercedes 68
8. Sauber-Ferrari 44
9. Toro-Rosso-Ferrari 13
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