Médecins du MondeUnter erschwerten Bedingungen: Ärztliche Pflege für die Ausgegrenzten

Médecins du Monde / Unter erschwerten Bedingungen: Ärztliche Pflege für die Ausgegrenzten
Bereit für den nächsten Patienten: Ein Arzt und eine Krankenschwester von „Médecins du Monde“

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Seit etlichen Jahren engagiert sich die humanitäre Hilfsorganisation „Médecins du Monde“ in Luxemburg in der kostenlosen medizinischen Gesundheitsversorgung für nicht versicherte Risikogruppen. Insbesondere Menschen ohne festen Wohnsitz befinden sich durch Corona in einer schwierigen Situation. Denn „zu Hause bleiben“ können sie nicht.

„Wir helfen Menschen ohne Kranken- bzw. Sozialversicherung, ohne Wohnung und ohne festem Einkommen oder geregeltem Aufenthalt, darunter auch Migranten und Asylsuchende“, so Guillaume Bastin, Arzt bei „Médecins du Monde“ in Esch.

Nach Ausbruch der Pandemie im März 2020 kümmerte sich die Organisation wie gewohnt um die Hilfsbedürftigen, nur eben unter anderen, eingeschränkten Bedingungen. An erster Stelle wurde die Anzahl der Bereitschaftsdienste verändert. Zusätzlich hat sich die NGO, die über 120 ehrenamtliche Mitarbeiter zählt, vorübergehend von Zweidrittel ihrer Helfer getrennt. Alle gefährdeten Mitarbeiter wie zum Beispiel Diabetiker sowie Ehrenamtliche über 65 Jahre bleiben erst mal zu Hause: „Wir halten uns an die offiziellen Empfehlungen“, so Dr. Bastin.

Trotzdem bieten die Ärzte und das Pflegepersonal weiterhin Konsultationen an, aber mit eingeschränkten Öffnungszeiten:  in Esch nur donnerstags von 10 bis 12 Uhr. Der gesamte Ablauf der medizinischen und sozialen Versorgung hat sich stark verändert. So wird auf ein Wartezimmer verzichtet, was auch bedeutet, dass keine heißen Getränke und sonstigen Dienste wie zum Beispiel das Aufladen von Mobiltelefonen angeboten werden können. Gewartet wird draußen, dort werden die Patienten dann auch dazu aufgefordert, sich an die Abstandsregeln zu halten.

Hygienische Maßnahmen

Beim Betreten der Räume bekommen die Patienten sofort eine Maske und müssen sich die Hände desinfizieren. Dann wird ein Fragebogen ausgefüllt, um herauszufinden, ob sie eventuelle Covid-19-Symptome aufweisen. Ist dies der Fall, so kümmert sich die Organisation darum, dass die betroffene Person sofort in Quarantäne kommt. Hierfür wurden eigens von „Médecins du Monde“ und den zuständigen Behörden diverse Schlafstellen eingerichtet. Die Zahl der Covid-Infizierten, die die Organisation empfängt, ist allerdings sehr gering. Dies erklärt sich Dr. Bastin damit, dass die von „Médecins du Monde“ betreuten Personen weitaus weniger soziale Kontakte als die „Normalbevölkerung“ haben und sich zusätzlich in einem sehr viel kleineren Radius bewegen.

„Obdachlose und Sozialfälle werden in unserer Gesellschaft als Menschen zweiter Klasse angesehen, als hätten sie keine Würde. Wir hier bei ‚Médecins du Monde‘ haben da eine ganz andere Sichtweise, wir haben keine Vorurteile und geben ihnen ihre Würde zurück“, so Monique Berg, Mitarbeiterin der Hilfsorganisation in Esch.

Donnerstags können sich die Hilfsbedürftigen in Esch behandeln lassen
Donnerstags können sich die Hilfsbedürftigen in Esch behandeln lassen

Mehr als 1.500 Menschen lebten 2018 in unserem Land ohne soziale Absicherung und ohne festen Wohnsitz. Statistiken aus dem Winter 2018/2019 ergaben, dass tagsüber 1.316 und nachts 773 Menschen in Notunterkünften untergebracht waren. 17 Obdachlose starben 2018 auf der Straße. Die Pandemie könnte diese Zahlen weiter steigen lassen. Jedenfalls gibt es in Luxemburg zwei Anlaufstellen von „Médecins du Monde“: eine in Bonneweg und eine in Esch in der rue d’Audun.

2019 wurden während 48 Öffnungstagen 310 Konsultationen durchgeführt und insgesamt 118 Patienten wurden medizinisch betreut, wobei der Frauenanteil bei 40 Prozent lag. Angeboten werden normalerweise auch psychologische Beratungen, die zurzeit allerdings coronabedingt ausfallen. Die jährlichen Grippeimpfungen finden nach wie vor statt und eine Sozialarbeiterin kümmert sich auch weiterhin um die Bedürfnisse der hilfesuchenden Menschen. Eine Nachbetreuung nach Krankenhausaufenthalten wird weiterhin gewährleistet. Dasselbe gilt für zahn- und augenärztliche Behandlungen.

Die „Médecins du Monde“ sind nicht nur in Luxemburg, sondern weltweit in der Nothilfe aktiv, zum Beispiel in Ländern wie Syrien, aber auch mit längerfristigen Projekten in der Entwicklungshilfe. 2019 wurden die Aktivitäten der Hilfsorganisation zu 64 Prozent über Spenden von Privatpersonen und Firmen finanziert.

Médecins du Monde

Esch: 5, rue d’Audun
Bonneweg: 30, rue Dernier Sol
www.medecinsdumonde.lu
IBAN: LU 75 0020 0100 0005 0700 (BILLLULL)

Der Sitz in Esch befindet sich in der rue d’Audun
Der Sitz in Esch befindet sich in der rue d’Audun