Falsche Testresultate?„Unglückliches Missverständnis“: Santé-Direktor schafft Klarheit

Falsche Testresultate? / „Unglückliches Missverständnis“: Santé-Direktor schafft Klarheit
Luxemburgs Corona-Tests werden unter anderem im nationalen Gesundheitslabor (LNS) in Düdelingen ausgewertet Foto: Editpress-Archiv/Fabrizio Pizzolante

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Gibt es keine falschen Testresultate – oder sind 20 Prozent der Ergebnisse falsch? LIH-Chef Ulf Nehrbass und Gesundheitsministerin Paulette Lenert scheinen auf diese Frage widersprüchliche Antworten zu geben. Santé-Direktor Jean-Claude Schmit erklärt das „Missverständnis“ gegenüber dem Tageblatt.

Ulf Nehrbass vom Luxembourg Institute of Health (LIH) meinte am Mittwochabend in einem RTL-Interview, dass es in Luxemburg keine falschen Testresultate gebe. Am Donnerstagmorgen erklärte Gesundheitsministerin Paulette Lenert in einer Antwort auf eine parlamentarische Anfrage dann aber: „Man geht davon aus, dass bis zu 20 Prozent der Tests fälschlicherweise negativ sein können.“ Gegenüber dem Tageblatt sagte Lenert anschließend am Donnerstagnachmittag, dass es ein „unglückliches Missverständnis“ gegeben habe.

Darauf angesprochen, sagt Santé-Direktor Jean-Claude Schmit nun, dass sich die beiden Aussagen nicht widersprechen würden. „Dr. Nehrbass hat die Methode erklärt, mit der im Labor falsche Testresultate vermieden werden – dabei geht er von einer perfekten Entnahme der Proben aus“, sagt Schmit. Bei der Durchführung der Tests kann es allerdings durchaus zu Fehlern kommen. Etwa, weil der Abstrich im Hals nicht richtig gemacht wurde – oder weil die Person erst kurz vor dem Test mit dem Virus infiziert wurde und die Virenlast noch nicht hoch genug ist, damit eine Erkrankung nachgewiesen werden kann. „Dann kann es zu einem falschen negativen Testresultat kommen“, so Schmit. Man gehe derzeit von der Annahme aus, dass bei rund 20 Prozent der Tests die Entnahme nicht perfekt durchgeführt werde.

Das „Large Scale Testing“ in Luxemburg wird nach dem Pooling-Verfahren durchgeführt, das an der Universität Frankfurt entwickelt wurde. Beim Pooling werden vier Abstriche gleichzeitig auf das Coronavirus getestet. Fällt das Resultat negativ aus, dann werden die vier getesteten Personen sofort per SMS über das Resultat benachrichtigt. Aufgrund der Fehlerquote sollte jeder, der trotz negativen Befunds klinische Corona-Symptome aufweist, den Test wiederholen.

Erneuter Test bei erstem positiven Befund

Fällt das Resultat positiv aus, dann besteht die Möglichkeit, dass auch zwei, drei oder alle vier Abstriche positiv sind. Das provisorisch positive Resultat aus der Pooling-Analyse wird den Patienten nicht übermittelt. In dem Fall werden die Proben noch einmal einzeln per diagnostischem Test untersucht, um zu klären, wie viele Proben positiv ausfallen – und um zu verhindern, dass Personen unrechtmäßig isoliert werden. Das geht aus einer Antwort des Gesundheitsministeriums auf eine parlamentarische Anfrage der CSV-Abgeordneten Georges Mischo und Martine Hansen hervor.

Im Falle eines positiven Tests übernimmt die Gesundheitsinspektion alle weiteren Schritte. Die Infizierten werden kontaktiert und für zwei Wochen isoliert. Sollten sie sich wegen zu langer Quarantäne-Zeiten ungerecht behandelt fühlen, dann können sie sich bei der Gesundheitsdirektion oder bei der Gesundheitsinspektion melden – somit kann der juristische Weg über das Verwaltungsgericht vermieden werden. Quarantäneverordnungen, die über die zwei vorgeschriebenen Wochen hinausgehen, kann es dann geben, wenn das genaue Datum des Abstriches oder des Auftretens der ersten Symptome nicht bekannt ist und der Infizierte telefonisch nicht erreicht werden kann – dann wird der Beginn der Isolierung auf das Datum des positiven Testresultats festgelegt. Nach Kontaktaufnahme kann die Quarantäne reduziert werden, sei es auf den Beginn der Symptome oder auf das Datum des Abstriches.

333.000 Testkits wurden bei der Firma „Fast Tracks Diagnostics“ für das Large Scale Testing gekauft, 78.500 sind derzeit noch übrig.

Santé-Direktor Jean-Claude Schmit
Santé-Direktor Jean-Claude Schmit Foto: Editpress-Archiv/Didier Sylvestre