„Umgehung kein Tabu“

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Schon in jungen Jahren entdeckte Laurent Zeimet (CSV-Spitzenkandidat) die Politik für sich und engagierte sich bei der christlich-sozialen Jugend. Als Präsident der CSJ schlug man ihm vor, sich als Kandidat für die Gemeindewahlen zu stellen. Das war 1999.

2004 konnte Laurent Zeimet in den Gemeinderat nachrücken und vertritt seither seine Meinung. Woher sein Interesse an der Politik stammt, kann er sich nicht erklären und wirft die Frage auf, warum Andy Schleck gerne Rad fährt.

Oppositionsrat Laurent Zeimet (CSV)

Als wichtigstes Projekt der letzten Mandatsperiode definiert er den Ausbau der „Reebouschoul“, obwohl „wir die Entscheidung für falsch hielten, weil wir der Meinung sind, dass wir mehr Schulraum benötigen und der Ausbau mittelfristig nicht ausreicht“. Als Opposition habe sich die CSV stets für mehr Schulraum stark gemacht und den Wunsch gehabt, Schule und Betreuung miteinander zu verbinden.

Neben der Kritik habe die LSAP aber auch das eine oder andere Projekt realisiert, über das sich die Opposition zufrieden zeigt. So wäre die Einführung der blauen Recycling-Säcke zu nennen, wobei die Idee auf einen CSV-Vorschlag zurückgeht. Zum anderen sollen die lange geforderten „Tempo-30-Zonen“ eingeführt werden, „die schon vor den Sommerferien zur Sprache kamen, aber von denen man noch immer nichts sieht“. Zeimet wittert dahinter eine Verzögerungstaktik der LSAP-Mehrheit. „Die Idee stammt aus dem Anfang der Mandatsperiode. Weshalb bis zum Wahljahr gewartet wurde, scheint mir etwas speziell.“

Offen gegenüber Umgehungsstraße

Beschäftigen tut ihn das Verkehrsproblem, mit dem die Südgemeinde zu kämpfen hat. Anders als Roby Biwer, der in einer Umgehungsstraße nur eine Lösung für die nächsten zwei bis drei Jahre sieht, steht er einer solchen offen gegenüber. „Alles, was von Düdelingen oder aus dem Osten kommt, durchquert unsere Gemeinde. Das sind 17.000 Bewegungen am Tag.“ Besonders wenn es auf der Autobahn einen Unfall oder einen Stau gibt, herrscht in der Ortschaft „totales Chaos“. Die in einer Studie erwogene West-Umgehung möchte die Ratsmehrheit nicht, die CSV hingegen will diese Möglichkeit der Verkehrsberuhigung nicht ausschließen. „Sie darf kein Tabu sein.“

Auch in Hinblick auf die zukünftige Entwicklung der Gemeinde müsse man sich jetzt schon Gedanken machen. So soll auf dem Gelände der ehemaligen WSA ein Logistikzentrum entstehen – inklusive Lkw-Verkehr. Und auch das heiß diskutierte Fußballstadion mit Shopping-Center wird ein erhöhtes Verkehrsaufkommen mit sich bringen. Sowohl Angestellte wie auch Kunden werden sich durch Bettemburg schlängeln, um dorthin zu gelangen. „Wir hätten in diesem Fall alles vor unserer Haustür. Es kann nicht sein, dass Roeser davon profitiert und wir das Nachsehen haben.“

Ein Thema ist auch der Wohnungsbau. So habe man vor den letzten Mandatsperiode eine Überarbeitung des „Plan d’aménagement général“ (PAG) gefordert, sei aber seither keinen Schritt weitergekommen. „Eine solche Diskussion wurde im Gemeinderat nie geführt. Wir haben Chancen verpasst.“

Wachstum ja, aber nicht planlos

Durch den „pacte logement“ wird Bettemburg um weitere 1,5% wachsen, was sich in einem vertretbaren Rahmen bewegt. Bleibt die Frage, wo die Gemeinde noch wachsen kann. „Da sind wir uns mit der Mehrheit nicht einig.“ Besonders das Vorhaben, die jetzige Größe von Abweiler zu verdoppeln, stieß auf Unverständnis. „Wir finden das Vorhaben zu groß. Nicht nur weil der Dorfcharakter verloren geht, sondern auch weil ‚Obeler‘ etwas abseits liegt und die Einwohner ständig auf ihr Auto angewiesen sind. Das entspricht nicht dem Prinzip der kurzen Wege.“

Zunächst solle man die Baulücken schließen. Wer größer sieht, müsse darauf achten, den Anschluss an den öffentlichen Transport nicht zu verlieren. Prädestiniert sei wegen des Bahnhofs neben Bettemburg auch Nörtzingen.

Sollte die CSV bei den Wahlen vom 9. Oktober als Majorität hervorgehen, will Laurent Zeimet die PAG-Diskussion neu aufrollen. „Wir müssen die Bürger mit einbinden. Dann muss die Frage, was wir können, wo wir hinwollen und wie wir das schaffen, geklärt werden.“

Dann muss überlegt werden, wie es in puncto Schulraum aussieht und wo Nachholbedarf besteht. Als Beispiel nennt er die Betreuungsmöglichkeiten. Priorität hätte allerdings die Verkehrsproblematik. „Wir werden uns dafür einsetzen, dass Bettemburg mit dem Bau des Logistikzentrums und anderen Großprojekten nicht den Kürzeren zieht“.

Auch die Nachhaltigkeit hat er sich auf die Fahne geschrieben: „Wo kann gespart werden und wie sieht es mit erneuerbaren Energien aus?“

Nicht zuletzt möchte er den Hebel im Detail ansetzen. Manches könne man verbessern, anderes ändern. „Wir hatten bis jetzt 24 Jahre lang eine absolute Mehrheit der LSAP. Man spürt, dass das Modell auf ein Ende zusteuert, dass man in eine Routine hineingerät, die nicht mehr viel zulässt“, kritisiert Zeimet.