InsolvenzTrierer Exhaus-Verein aufgelöst, ein Dutzend Mitarbeiter freigestellt

Insolvenz / Trierer Exhaus-Verein aufgelöst, ein Dutzend Mitarbeiter freigestellt
Das Exhaus Trier ist insolvent Foto: Trierischer Volksfreund

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Jetzt ist es offiziell: Der große Trierer Jugendkulturverein Exhaus ist Geschichte, der Insolvenzverwalter hat das Aus des zahlungsunfähigen Vereins bestätigt. Der Kinderhort wechselt nahtlos in die Trägerschaft einer neu gegründeten UG. Was aus Konzerten, Festivals und anderen Projekten wird, ist völlig unklar.

Wie der Trierische Volksfreund berichtet hat, steht das Trierer Jugendkulturzentrum Exhaus vor dem Aus: „Der Exzellenzhaus e.V. selbst wird seine Tätigkeiten einstellen“, teilte Insolvenzverwalterkanzlei Prof. Dr. Dr. Thomas B. Schmidt Anfang der Woche per Pressemitteilung mit. „Das bedeutet, dass der Verein sich auflöst“, bestätigte Kanzleisprecherin Rebecca Benra auf Volksfreund-Nachfrage. Die Verbindlichkeiten des 2018 in die Insolvenz gerutschten Trägervereins werden nun im laufenden Insolvenzverfahren abgewickelt. „Es geht jetzt nicht mehr darum, ein neues, tragfähiges Konzept für das Exhaus zu entwickeln“, erklärte Benra. Zu weiteren Details wollte die Kanzleisprecherin sich nicht äußern.

Am vergangenen Montag wurde eine Unternehmensgesellschaft (UG) gegründet, die den Hort des Exhauses übernommen hat. Geschäftsführer ist Rüdiger Ensch, der auch beim Exhaus für den Hort verantwortlich war. Neben Ensch als Leiter des Horts sind auch die neun weiteren Mitarbeiter des Horts von der neuen UG übernommen worden.

Rund 140.000 Euro fehlen dem Verein im laufenden Jahr

Geplant ist, dass auch das Fanprojekt, das Jugend- und Sozialarbeit rund um die Fanbasis des Fußballvereins Eintracht Trier betreibt, in die UG übergeht. Dafür müssen allerdings noch finanzielle Fragen geklärt werden. Nach Volksfreund-Informationen hatten Bund und der Deutsche Fußball Bund (DFB) die Finanzierung des Fanprojekts eingestellt. Grund war offenbar, dass das Exhaus in den vergangenen Monaten die korrekte Beantragung der Fördermittel versäumt hat. Der „Wegfall überörtlicher Zuschüsse haben den Vereinsbetrieb zuletzt stark beeinträchtigt“, heißt es dazu in der Pressemitteilung des Insolvenzverwalters, die keine weiteren Details nennt. Nach Volksfreund-Informationen fehlen dem Exhausverein durch das Ausbleiben der Fanprojekt-Fördermittel rund 140.000 Euro im laufenden Jahr. Im Fanprojekt sind zwei Mitarbeiter beschäftigt.

Den weiteren rund ein Dutzend Mitarbeitern in Verwaltung, der freien Jugendarbeit, dem Umsonstladen und anderen Projekten des Exhauses wurde nach Volksfreund-Informationen am Montag durch den Insolvenzverwalter Schmidt freigestellt. Die UG, die kurzfristig zur Übernahme der Trägerschaft des Horts gegründet wurde, soll offenbar lediglich eine Übergangslösung sein. „Wir setzen darauf, dass uns entweder ein bestehender gemeinnütziger freier Träger übernimmt oder sich ein neuer Verein gründet“, erklärt Hortleiter Ensch.

Was aus der Kulturarbeit und den vielen Konzerten und Festivals wird, die das Exhaus organisiert hat, ist noch völlig offen. „Es gibt noch nichts Konkretes. Aber alle Beteiligten überlegen, wie es weitergehen kann. Ich hoffe und setze fest darauf, dass die Marke Exhaus die Sache überstehen wird“, sagt Ensch, der erst kürzlich auch die kommissarische Gesamtleitung des Exhauses übernommen hat, nachdem Hausleiter Cornelius Günther erkrankt ist. Auch Insolvenzverwalter Schmidt scheint zuversichtlich: Es liege „jetzt an den Vereinsmitgliedern, ob sie in der nun eingetretene Situation einen Neubeginn wagen wollen und den Exzellenzhaus e.V. mit einem neuen tragfähigen Konzept wieder beleben. Das Insolvenzverfahren würde durchaus Optionen hierfür bereithalten.“

Corona-Krise ließ Einnahmen komplett versiegen

Der erkrankte Hausleiter Cornelius Günther hatte die Verantwortung für den Exhaus-Verein vor gut zwei Jahren von seinem Vorgänger Thomas Endres übernommen, der damals ebenfalls kurzfristig den Job quittiert hatte. Wie es heißt, habe Günther schon damals einen finanziellen und organisatorischen Scherbenhaufen übernommen. „Die besten Pädagogen sind eben nicht unbedingt die besten Buchhalter“, heißt es dazu aus dem Kreis der Exhaus-Mitarbeiter.

Ausschlaggebend für die finanzielle Krise war allerdings, dass das Exhaus seit 2016 wegen mangelhaftem baulichen Brandschutz nur noch maximal 100 statt 400 Gäste zu seinen Konzerten ins große Exil einlassen durfte. Die Einnahmen brachen damit weg. Nachdem 2019 das Stammhaus an der Zurmaienerstraße schließlich komplett geschlossen wurde wegen Baufälligkeit, waren der Konzert- und Veranstaltungsbetrieb nur noch sehr eingeschränkt an anderen Standorten möglich, zum Beispiel in Zusammenarbeit mit dem Jugendkulturverein MJC. Der Ausbruch der Corona-Pandemie mit dem Verbot von Großveranstaltungen ließ diese Einnahmequelle des Exhausvereins dann schließlich komplett versiegen.

Quelle: Trierischer Volksfreund