CoronavirusTrier hat ein eigenes Corona-Krankenhaus – Kliniken im Land blicken gebannt auf die Lage

Coronavirus / Trier hat ein eigenes Corona-Krankenhaus – Kliniken im Land blicken gebannt auf die Lage
Das Corona-Gemeinschaftskrankenhaus für Covid-19-Patienten in Trier wird vom Brüderkrankenhaus mit dem Klinikum Mutterhaus der Borromäerinnen gemeinsam betrieben. Harald Tittel/dpa

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Noch kommen die Kliniken in Rheinland-Pfalz mit Corona zurecht. Aber die steigende Zahl von Covid-19-Patienten wird mit Sorge betrachtet – und die Häuser wappnen sich für alle Fälle.

Die Anspannung ist deutlich. Denn keiner weiß, was auf die rheinland-pfälzischen Krankenhäuser mit der zweiten Corona-Welle zurollt. Noch gibt es für Covid-19-Patienten genug Intensivbetten, noch gibt es genug verfügbare Pfleger. Aber die Zahl der Erkrankten auf Intensiv steigt: Waren es laut Intensivregister der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) landesweit Anfang November noch 73 Patienten, hat sich deren Zahl inzwischen auf 155 mehr als verdoppelt (Stand Freitag). Knapp 90 von ihnen mussten beatmet werden. Die Zahl der aktuell freien Intensivbetten sank in Rheinland-Pfalz auf unter 400.

«Es gibt im Moment eine Grundanspannung», sagt der Hausobere des Krankenhauses der Barmherzigen Brüder Trier, Markus Leineweber. Noch sei die Lage überschaubar. «Aber was zu Belastung führt, ist diese Unsicherheit: werden mehr kommen?» Damit einher gingen die Fragen: «Wird man dann ausreichend Kapazitäten haben? Wie wird sich die Infektionslage in der Mitarbeiterschaft entwickeln?» Klar sei: «Mit dem Engpass muss man grundsätzlich rechnen, um vorbereitet zu sein.»

In Trier gibt es für Covid-19-Patienten, die intensivmedizinisch behandelt werden müssen, ein eigenes Corona-Gemeinschaftskrankenhaus. Ärzte und Fachpflegende der beiden Trierer Krankenhäuser Klinikum Mutterhaus der Borromäerinnen und Brüderkrankenhaus betreuen hier gemeinsam Corona-Intensivpatienten. «So ein Modell ist bundesweit besonders», sagt Leineweber. Derzeit seien rund ein Viertel der verfügbaren 24 Intensivplätze belegt.

«Wir müssen gucken, was kommt und hoffen, dass es nicht ganz so schlimm wird», sagt der Vorsitzende der Krankenhausgesellschaft Rheinland-Pfalz (KGRP), Bernd Decker, in Mainz. Er sieht die Kliniken gut gerüstet. «Wir haben viel aus dem Frühjahr gelernt.» Aktuell gebe es in Rheinland-Pfalz genug Kapazitäten, die Lage sei «beherrschbar». Nur vereinzelt hätten Häuser gemeldet, «dass sie schon an gewisse Belastungsgrenzen gekommen sind». Der Grund: Viele Covid-19-Patienten und etliche Mitarbeiter mussten wegen Corona in Quarantäne.

Vieles sei anders als im Frühjahr, bei der ersten Welle der Corona-Pandemie, sagt Leineweber in Trier. Jetzt habe man ausreichend FFP-2-Masken und andere Schutzausrüstung. «Wir wissen damit umzugehen.» Zudem gebe es Schnelltests, mit denen sich Mitarbeiter im Haus grundsätzlich einmal pro Woche testen lassen könnten. «Es ist heute ein anderes Gefühl. Die Unsicherheit über eine mögliche Ansteckung ist geringer», sagt Pfleger Kevin Lehmann, der auch schon Covid-19-Patienten betreut hat. Das Trierer Krankenhaus zählt rund 1100 Pflegekräfte und 300 Ärzte bei 684 Planbetten.

Anders im Herbst seien aber die hohen Infektionszahlen, sagt Leineweber. «Sie sind jetzt sehr viel höher.» Es gebe bereits Regionen in Deutschland, in denen die Lage in den Krankenhäusern angespannter sei. Die Planung vom Bund sehe vor, dass bei Engpässen Krankenhäuser einander aushelfen sollten. Wenn eine Anfrage käme, auch aus dem angrenzenden Frankreich oder Belgien, sei man in Trier bereit, Patienten aufzunehmen, solange es freie Kapazität gebe, sagt er. «Da ist die Solidarität gefragt.»

Besonderes Modell in Trier

Keiner wisse, wie sich die Zahlen weiterentwickelten, sagt Decker. Wenn «noch ein paar Patienten» dazu kämen, sei die Lage weiter unter Kontrolle. «Wie es dann aber aussieht, wenn es eine Verdopplung oder Verdreifachung gibt, ist schwer abschätzbar.» Die größte Sorge sei, wie es mit den Mitarbeitern weitergehe. In Rheinland-Pfalz gebe es insgesamt 1290 Intensivbetten, rund 450 weitere könnten binnen sieben Tagen bereitgestellt werden, sagt Decker, der auch Geschäftsführer der Trägergesellschaft Süd-West des Deutschen Roten Kreuzes mit Sitz in Mainz ist. Die KGRP vertritt 100 Krankenhäuser in Rheinland-Pfalz.

Um Kapazitäten für Behandlung und Betreuung freizumachen, hat das Brüderkrankenhaus planbare Operationen, die medizinisch nicht dringend notwendig sind, bereits um rund 25 Prozent heruntergefahren. «Weil wir hier nicht weiter mit Volllast fahren können.» Eine Station sei geschlossen worden, um Personal aufzuteilen. Eine weitere werde für Corona-Patienten vorgehalten, die wegen ihrer speziellen Erkrankung im Brüderkrankenhaus behandelt werden müssen.

Die Belastung sei vor allem für die Pflegekräfte im Intensivbereich groß, berichtet der Hausobere. Auch wegen der Schutzkleidung, die sie tragen müssten. Was aber «unvergleichlich ein Mehr an Belastung» bedeuten würde, wäre, wenn es Ressourcenknappheit gäbe. «Das ist etwas, was niemand will. Aber was immer vor Augen steht, im Frühjahr war das Italien und Frankreich. Jetzt sehen wir, auch in Deutschland kann es knapp werden.» Zum Glück sehe es derzeit nicht danach aus.

„Man darf nicht die Augen verschließen“

Wenn eine der Komponenten fehle – Personal, Betten, Schutzkleidung oder Geräte – dann bedeute das Stress. «Und das Gefühl zu haben, eigentlich könnte man jemandem helfen, aber es geht aufgrund dieser Faktoren nicht, das wäre natürlich eine ganz schwierige Situation.» Zu der Frage, wer behandelt werde (Triage), wenn Kapazitäten die Grenze erreichten, gebe es im ärztlichen Bereich Leitlinien. «Man darf nicht die Augen verschließen und sagen: Es kommt sowieso nicht. Man muss auch diese Situation antizipieren.»

Fachpfleger Lehmann sagt, es gebe eine Belastung aufgrund von Ängsten, «was jetzt kommen könnte». Er sei aber sicher, dass viele Mitarbeiter bereit dazu seien, im Fall der Fälle viel zu leisten. «Man hat diesen Beruf, um Menschen zu helfen.»

Corona habe auch Auswirkungen auf den normalen Krankenhausbetrieb. Besonders hart treffe es Menschen mit Demenz, berichtet er. Sie verstünden beispielsweise nicht, warum ihre Angehörigen sie nicht besuchen dürften. Sie seien aber mehr als andere Patienten auf Betreuung und sozialen Kontakt angewiesen. Im Brüderkrankenhaus kümmerten sich drei Betreuungsassistentinnen in einem bundesweit einmaligen Projekt um jene Demenzkranke, die auf verschiedenen Stationen mit Haupt-Erkrankungen vom Beinbruch bis zur Nierenerkrankung liegen, sagt der Demenzbeauftragte.

de Schéifermisch
23. November 2020 - 17.29

Die älteste Stadt Deutschlands zeigt uns was möglich ist. Worauf warten wir, um das längst fällige Corona- Krankenhaus in Luxemburg zu errichten und einzurichten? Bis die Pandemie, die eh den längeren Atem hat, vorbei ist? So lange es nur einen Covid-Infizierten gibt, ist der Spuk nicht zu Ende. Die fragwürdige Impfung mit ihren vielen Fragezeichen wird das Problem nicht wirklich lösen.