Pandemie in LuxemburgTestzentren sind eher schwach besucht – und wirken nicht wirklich wetterfest

Pandemie in Luxemburg / Testzentren sind eher schwach besucht – und wirken nicht wirklich wetterfest
Die Testzentren sind den jetzigen Witterungsbedingungen sicherlich nicht angepasst Foto: Editpress/Roger Infalt

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Die Covid-Testzentren in Bascharage, Schieren, Esch, Hosingen, Howald, Luxemburg, Machtum und Steinfort laufen längst nicht mehr auf Hochtouren. Nur noch ein Fünftel der Mitbürger, die zum Test gerufen werden, kommen der Einladung des Gesundheitsministeriums auch nach. Mitarbeiter der einzelnen Zentren klagen zudem über eine den Witterungsverhältnissen nicht mehr angepasste Infrastruktur.

Mittwochmorgen an der N7 zwischen Colmar-Berg und Schieren: Es regnet unentwegt, dazu gesellt sich ein böiger Wind. „Covid-Test, bitte nach links abbiegen“ steht auf dem Hinweisschild kurz vor der Ortschaft Schieren zu lesen. Sekunden später fragt ein Mitarbeiter einer Sicherheitsfirma nach dem Einladungsschreiben des Gesundheitsministeriums sowie dem Personal- und Sozialversicherungsausweis. Ohne Wartezeit geht es gleich weiter durch das erste, auf dem stillgelegten Teilstück der N7 aufgestellten Zelt. Dort nehmen zwei Mitarbeiter der Firma Ecolog in kompletter Schutzkleidung die Tests vor.

Zwar wurde das Zelt in der Zwischenzeit mit einem Heizstrahler ausgestattet, aber der Boden, auf dem die Tester den ganzen Tag stehen, ist nass und schlammig zugleich. In der Mitte der Drive-thru-Station läuft der aufgeweichte Boden aus zwei Richtungen zusammen, die Außentemperatur liegt, so die Anzeige im Fahrzeug, bei acht Grad Celsius. Unter dem Wind schlägt der feine Nieselregen in die auf zwei Seiten offen stehenden Zelte hinein.

Die Mitarbeiter, die unter ihrer kompletten Schutzausrüstung zusätzlich noch warme Jacken, Pullis und Schals tragen, lassen sich nichts anmerken. Auf die Frage, ob sie noch lange in diesen Festzelten ihrer Arbeit nachgehen müssten, glaubten die beiden unisono zu wissen, dass die Verantwortlichen an einer Lösung tüfteln würden. „En tout cas, on espère bien qu’on ne passe pas l’hiver dans les conditions actuelles“, so ihre Hoffnung.

„Es braucht niemand zu frieren“

Durchgeführt wird das Large-Scale-Testing von dem Unternehmen Ecolog Deutschland, Teil der Ecolog International Group. Der weltweit führende Anbieter von integrierten Dienstleistungen, Umweltlösungen und Logistik wurde zusammen mit den „Laboratoires réunis Luxembourg“ vom „Luxembourg Institute of Health“ (LIH) mit der Umsetzung der groß angelegten Maßnahme betraut.

Die Testzentren, die bis zu 20.000 Tests pro Tag durchführen können, wurden im Frühjahr quasi in Rekordzeit von Ecolog errichtet. Durchgeführt wird das Projekt von mehr als 200 Mitarbeitern, über 80 Zelte und 17 Container-Einheiten wurden inzwischen für das Testprogramm aufgestellt. Das Unternehmen übernimmt aber nur die Abnahme der Tests und die Organisation der Testzentren.

Ecolog (die Pressestelle sitzt in Dubai), die „Laboratoires réunis“ und das Gesundheitsministerium wurden schriftlich darum gebeten, weitere Auskünfte zur Ausrüstung der Testzentren in den anstehenden Wintermonaten zu erteilen. Geantwortet hat aber lediglich die Sprecherin des genannten Ministeriums, Monique Pütz: „Die Betroffenen müssen ihren Wagen ja nicht verlassen. Ob Sonne oder Regen, ob Hitze oder Kälte, das macht für sie keinen Unterschied. Daher drängt sich keine Änderung auf. Kurz gesagt: Uns liegen zum heutigen Zeitpunkt keine Informationen vor, dass sich an der Infrastruktur der Testzentren Wesentliches ändern wird.“

Die Frage nach den Arbeitsbedingungen der Tester blieb zunächst unbeantwortet, doch ließ das Gesundheitsministerium im Laufe der Recherchen mitteilen, dass man nicht untätig bleiben wolle: „Die bestehenden Zelte, in denen die Tester arbeiten, werden sehr wohl winterfest gemacht. Es braucht niemand zu frieren …“, war am späten Donnerstagnachmittag aus dem Ministerium zu erfahren.

Nur 20 Prozent folgen der Einladung

Darüber hinaus werden nur 20 Prozent der Mitbürger, die ein Einladungsschreiben für den Large-Scale-Test erhalten, überhaupt in einem der Testzentren vorstellig. „Das ist bedauerlich, denn hinter diesem breit angelegten Testverfahren steht natürlich ein Konzept, das durch das massive Fernbleiben komplett auf den Kopf gestellt wird“, so Monique Pütz weiter. Bei sogenannten „Reiserückkehrern“ verzeichne man aber indes eine sehr hohe Anzahl von Anfragen für Covid-Tests.

Auch die Zahl der von Ärzten verschriebenen Tests steige im Moment noch unentwegt, so ein Mitarbeiter eines medizinischen Labors. „Warum so viele Leute der Einladung zum breit angelegten Test nicht nachkommen, um dann aber ihren Arzt aufzusuchen, der ihnen einen Test in einem der in Luxemburg ansässigen Laboratorien verschreibt, ist uns ehrlich gesagt ein Rätsel. Unser täglicher Arbeitsaufwand ist dadurch viel größer geworden, aber den Leuten scheint das ganz egal zu sein“, sagt er.

Auch ein Mitarbeiter einer Teststation äußert sich zum Thema: „Wer B sagt, sich also beispielsweise über zunehmende Schutzmaßnahmen in der breiten Öffentlichkeit ärgert und ihren Sinn und Zweck mit irgendwelchen Fake News infrage stellt, der sollte doch bitte zu uns kommen und kurz auch mal ‚Ahh‘ sagen. Jeder Einzelne trägt mit seinem Test dazu bei, dass wir ein möglichst genaues Bild von der Situation bekommen bzw. behalten. Hiermit können wir dem Gesundheitsministerium, sprich der Regierung, die Möglichkeit geben, entsprechende Maßnahmen zu ergreifen oder aber rückgängig zu machen.“


Was oder wer ist Ecolog?

Wer steckt eigentlich hinter der Firma Ecolog? Der Hauptsitz ist in Dubai, das Kerngeschäft sind Militärdienstleistungen. Ecolog organisierte bereits die Versorgung der Bundeswehrsoldaten im Kosovokrieg mit sauberer Wäsche und Toiletten. Auch in Afghanistan und im Irak war Ecolog im Einsatz. Nach eigenen Angaben ist das Unternehmen an mehr als 150 Standorten in 40 Ländern aktiv. Man habe einen Ressourcenpool von weltweit etwa 12.000 Mitarbeitern. Nach eigenen Angaben verfolgt das Unternehmen einen professionellen Rekrutierungsprozess und wählt die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf Grundlage spezifischer Anforderungsprofile aus, die sich aus der Natur der Projekte ergeben.

aly
12. Oktober 2020 - 15.33

@Biggi "Ausserdem, sind wir Europa oder nicht????" Europa ist nicht zuständig für Gesundheit. PS. "Multiple Satzendezeichen sind ein klarer Hinweis auf geistige Umnachtung." Terry Pratchett

Romano
11. Oktober 2020 - 19.42

@Tonia " bei Verdacht, nëmme bei Verdacht (de Large Scale fannen ech Blödsinn), " Haut, um hellege Sonnde waren 204 Leit als ugestach getest gi beim Large Scale, ouni Verdacht, an dat ass och déi aner Deeg esou. Net een Dokter huet dogéint haut och nëmmen 1 Test gemaach. A gëschter och net.

claire
11. Oktober 2020 - 18.14

@ Tonia "@dara bei Verdacht, nëmme bei Verdacht (de Large Scale fannen ech Blödsinn)," Dir hutt offensichtlech keng Anung. 80% vun den Infizéierten hu 'kee Verdacht' mä stieche monter aner Leit un, déi musse fonnt ginn, net déi di doheem oder am Spidol am Bett leien. Wann all Infizéierten direkt krank géif ginn, bräichte mer iwwerhaapt keng Tester.

Klitz
11. Oktober 2020 - 14.48

Warum sollten die Leute der «Einladung» auch nachkommen? Hat das Large Scale Testing bisher irgendetwas genutzt? Konnten die eigentlichen Ziele des LST (i.e. die Vermeidung von weiteren Infektionswellen) erreicht werden? Eher kaum wie man anhand des aktuellen Infektionsgeschehens sehen kann. Gab es von Anfang an in dem Projekt messbare/quantifizierbare Ziele? Muss irgend jemand Rechenschaft darüber ablegen? Wenn ja wer? Und wem gegenüber? Immerhin kostet der Spaß 60 Mio. Und das nur für die 2. Phase. Wurde am Ende der ersten Phase ein Rechenschaftsbericht abgelegt? Inwiefern, wenn überhaupt, ist die parlamentarische Gesundheitskommission damit befasst? Ich vermisse hier sehr stark die Rolle der Opposition! Oder sollte es tatsächlich so sein dass niemand sich die Finger an dem heißen Eisen Pandemie verbrennen will? Hat ein Projekt nicht den erhofften Erfolg dann fällt niemanden ein Zacken aus der Krone wenn es gestoppt wird und das Geld anderweitig verwendet wird. Die Regierung sollte stattdessen auf schärfere Restriktionen setzen. Wohlgemerkt ich befürworte keinen erneuten Lockdown aber was die Belgier, Franzosen und mittlerweile auch die Deutschen machen kann doch so falsch nicht sein. Vom Premier würde ich mir mehr erhoffen als das er nur in den LST Teststationen den Leuten winke winke macht. In Deutschland sind die Zahlen nicht so hoch und ich staune immer wieder wie sehr sich die Frau Merkel persönlich da einbringt. Das nennt man Verantwortung!

Tonia
11. Oktober 2020 - 12.46

@dara bei Verdacht, nëmme bei Verdacht (de Large Scale fannen ech Blödsinn), en Telefonat mam Dokter, an dann an de Labo. Wat ass do esou schlëmm drunn? ;-)

dara
10. Oktober 2020 - 20.05

@Tonia "Et ass och méi einfach bei den Dr. ze goen, an dono an e Labo, no bei senger Hausdier, ewéi e RV an engem Testzentrum auszemaachen" LOL, Dir mengt also e RV beim Dokter ausmaachen, dohi fueren, eng Parkplaz sichen, am Wartesall waarden, dann nach eng Visite bezuelen, bei de Labo fueren, eng Parkplaz sichen, am Wartesall waarden, getest ginn wär méi séier wéi eng Kéier op engerRiise-Parkplaz mat Zelter eng Kéier kuerz stoen ze bleiwen?

Biggi
10. Oktober 2020 - 19.24

Letz Happen Ich gebe Ihnen vollkommen recht. Wir werden von vorne bis hinten verarscht. Wir dürfen, was ja auch ok ist, keine Partys feiern aber unsere "Politiker" erlauben Braderien usw. Was soll das? Ausserdem, sind wir Europa oder nicht???? In Deutschland ist ein Abstand von 1m genug, in Frankreich 1,5 m und hier 2 m. Wieso kann man sich einigen??? Wie gesagt, wir werden komplett verarscht.

Aender
10. Oktober 2020 - 17.21

20% vun eiser Bevölkerung machen ±- 125.000 Persounen aus. Bei ca 800.000 Test ±- die bis elo gemach ginn sinn mussen die aner "TestJunkies" sech wouhl schon ganz oft testen geloos hunn.?? Vun Erfollegem Testprogramm sinn mär also Meilenweit eweg.

Frederik
10. Oktober 2020 - 15.32

Guter Artikel, da etwas über das Personal, die Arbeitsbedingungen und die Firma gesagt wird. Schade, dass nur 20% der Einladung folgen. Die Strategie ist richtig - zudem zahlen wir es als Steuerzahler.

Tonia
10. Oktober 2020 - 15.07

Et ass och méi einfach bei den Dr. ze goen, an dono an e Labo, no bei senger Hausdier, ewéi e RV an engem Testzentrum auszemaachen. An an den anere Laboë gi jo och keng staatlech Invitatioune méi ugeholl. Doriwwer eraus sinn d'Leit es vläicht iwwerdrësslech, den 3., 4., oder 5. Bréif fir en Test an hirer Bréifkëscht ze hunn. Halt iech dach net drun, dat geet ville Leit nämlech fatzeg op de Nerv! Corona, Corona, Corona, soss net vill Aneres a nëmme Panik. Kee Wonner, dass een ofstompft an denkt wéi de Götz vu B.

Let‘z happen
10. Oktober 2020 - 11.46

„ Ras le bol“ , mit einer Politik die den Bürger als Teil des Problems darstellt, selber , dies kontraproduktiv , ein Beispiel Luxemburg Stadt vom Riesenrad bis zur Braderie die Menschenansammlungen begünstigt. Wenn die Politik keine restriktiven Maßnahmen wie Schließung von Gaststätten, Abhalten von Veranstaltungen, Maskenpflicht im Freien,....usw.usw durchführt , ist es verständlich der Bürger das Problem der Pandemie nicht ernst nimmt. Hinzukommt die Bürger vom deutschen Nachbarn durch die Teststrategie gegängelt wurden , regelrecht zu Aussätzigen erklärt wurden und dies wohl auch ein Argument des Fernbleibens von den Testzentren ist. Keine Infektionszahlen, keine Einschränkung der Reisefreiheit. Übrigens nebenbei bemerkt ging es Deutschland nicht bei der Grenzschliessung um das Infektionsrisiko, man beachte die Aussagen deutscher Politiker über die Einstufung als Risikogebiet, Einreiseverbote für deutsche Bürger, „ se wollten ons schaissen doen, méi net. „ denn jetzt sind Grenzschliessungen keine Option so Söder.