„Sparen ist angesagt“

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Mit Gemeindepolitik hatte der Landespräsident des LCGB, Robert Weber, Jahrgang 1955, bislang nichts am Hut. Doch der gebürtige Escher, der seit fast 30 Jahren in Peppingen lebt, geht diesmal als Spitzenkandidat der CSV ins Rennen um den Roeser Bürgermeisterstuhl. Und spart nicht mit Kritik an der LSAP-Führung.

Die letzten zwei Jahre, so Robert Weber, der als Präsident der „Amis de l’histoire“ viel Freizeit in die Peppinger Museumswelt steckt, habe er sich intensiv mit der Roeser Kommunalpolitik beschäftigt. Die Lebensqualität im Roeserbann, so der CSV-Spitzenkandidat, sei in den letzten Jahren stark in Mitleidenschaft gezogen worden. Dies habe jedoch nicht unbedingt etwas mit der Gemeindeführung zu tun. Roeser sei gewachsen, nicht nur die Bevölkerung, sondern auch das Verkehrsaufkommen angestiegen. Durch den Bann zu wandern sei längst nicht mehr so angenehm, wie es das früher einmal war.

Spitzenkandidat Robert Weber (CSV)

Die Lebensqualität habe unter der Entwicklung des Roeserbann extrem gelitten. Die Autobahn beispielsweise habe zwar ihre Vorteile, weil man sich schneller fortbewegen könne, bringe jedoch auch viele Nachteile mit sich.

Doch die größte Kritik, die derzeit im Raum stehe, betreffe das geplante Fußballstadion und hier hauptsächlich das Einkaufszentrum. Sollte dieses realisiert werden, würde dies enorme Belastungen für die Gemeinde mitbringen.

„Vetternwirtschaft“

Die aktuelle Mehrheit gehe völlig untransparent mit dem Dossier um und wolle vollendete Tatsachen schaffen, indem der PAG umgeändert wird und der Weg für das Projekt so frei werde. Er hätte es lieber gesehen, dass zunächst einmal eine grundlegende Diskussion um das Projekt in seiner Gesamtheit geführt würde.

Er selbst sei gegen das Projekt, so Weber, auch wenn seine Partei eine nuanciertere Position habe. Die CSV verschließe sich nicht einem Fußballstadion, sei jedoch gegen ein derartiges Mammutprojekt. Doch es gebe noch eine Reihe anderer Probleme im Roeserbann außer dem Stadion nebst Einkaufszentrum, und es sei wichtig, dass man auch über diese diskutiere.

Die ganze Bebauungspolitik in der Gemeinde komme einem so vor, als ob dort Vetternwirtschaft betrieben würde. Wenn er sich das Projekt Aliséa anschaue, könne er nur den Kopf schütteln, so Weber. Anfangs sei das Projekt gestoppt worden, weil die Prozeduren nicht eingehalten wurden.

Ungereimtheiten

Nun wurde es erneut gestoppt, weil der Bauherr sich nicht an die Pläne hielt. Dabei sei keine Lösung in Sicht: Das Projekt stehe und die Situation sei nicht mehr rückgängig zu machen. Es fehle an Parkplätzen, was für die Anrainer und auch für die Bewohner des Heims selbst eine unmögliche Situation darstelle. Immer wieder höre man von solchen Ungereimtheiten, von Bauprojekten, wo sich die Gemeindeführung um ihre Verantwortung drücke. Da müsse man sich doch Fragen stellen. Der Kommunalpolitiker in spe wünscht sich, dass man – bevor solche Projekte realisiert würden – zunächst mit der Bevölkerung darüber reden, und reinen Wein einschenken solle.

Ein weiteres Problem, das vom aktuellen Schöffenrat links liegen gelassen werde, so Weber, sei die Verschmutzung, die von den Tankstellen an der „Aire de Berchem“ ausgehe.

Derweil auf der Shell-Seite derzeit ein zweites Auffangbecken gebaut würde, sei es so, dass bei Aral das gesamte ölverschmutzte Wasser in Richtung Bettemburg in den Bann laufe. Das sei ein Skandal sondergleichen.
Und da würde absolut nichts geschehen.

Wenn er Bürgermeister wäre, so Weber, hätte er längst die Tankstellen geschlossen. So einfach sei es. Die Verschmutzung sei ein gewaltiger Schaden an den kommenden Generationen. Die Gemeindeführung habe durch ihr unverantwortliches Nichtstun in diesem Bereich bewiesen, dass sie das Thema Umweltschutz nicht ernst nehme.

Auch was den seit Jahren versprochenen Fußgänger- bzw. Radweg zwischen Peppingen und Crauthem angehe, sei der Schöffenrat durch Nichtstun aufgefallen. Noch nicht einmal die Grundstücksbesitzer wurden kontaktiert. Der politische Wille, diesen letzten Abschnitt des Wegs rund um den Roeserbann zu realisieren, fehle ganz einfach.

Doch vor allem sind es die Gemeindefinanzen, die dem LCGB-Nationalpräsidenten am Herzen liegen. In Roeser sähe es diesbezüglich ziemlich duster aus. Die Gemeindeschuld betrage fast 25 Millionen Euro (4.461 Euro pro Kopf), was eine Spitzenstellung im Vergleich der Luxemburger Gemeinden darstelle. So bliebe der Gemeinde nur wenig Spielraum, um investieren zu können. Allein die Schuldentilgung belaste das Gemeindebudget jährlich mit 2,8 Millionen Euro.

Dadurch sei es nötig, dass es zu einem Wechsel im Rathaus komme, denn Schuld an der finanziellen Misere sei die 30jährige Alleinherrschaft der LSAP. Die Partei habe auf Pump gearbeitet, die Zeit für ein Kassensturz sei reif und Sparen angesagt. Eine vorsichtige Investitionspolitik dränge sich demnach für die nächsten Jahre auf.